Kanzler will AMS-Bezüge nicht erhöhen
Arbeitslose Österreicher können auch als Erntehelfer Geld verdienen

"Arbeiten zu gehen muss attraktiv bleiben. Etwa auch als Erntehelfer." So der Kanzler. Hier ein Blick in die Unterkünfte selbiger.  Das Arbeitslosengeld will er daher nicht erhöhen. Für knapp 500.000 arbeitslose Österreicher sind aktuell rund 57.000 Stellen frei. | Foto: https://twitter.com/Flavvvmatei
  • "Arbeiten zu gehen muss attraktiv bleiben. Etwa auch als Erntehelfer." So der Kanzler. Hier ein Blick in die Unterkünfte selbiger. Das Arbeitslosengeld will er daher nicht erhöhen. Für knapp 500.000 arbeitslose Österreicher sind aktuell rund 57.000 Stellen frei.
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Durch die Corona-Krise ist die Arbeitslosigkeit explodiert, aktuell sind etwa 500.000 Österreicher ohne Beschäftigung. Seit dem Beginn der Corona-Krise und des Shutdowns der Regierung haben 200.000 Väter und Mütter, Alleinsorgende und Pflegende, Jugendliche und Singles ihren Job unverschuldet verloren und müssen nun mit rund der Hälfte ihres Einkommens das Auslangen finden. Denn laut Regierung hat Österreich ein sehr hohes Arbeitslosengeld im internationalen Vergleich. Faktisch hat Polen ein noch niedrigeres. Und: Die Regierung will das Arbeitslosengeld nicht erhöhen, um Anreize zu setzen, arbeiten zu gehen. Doch das ist faktisch garnicht möglich: Denn auf 517.000 Arbeitslose kommen derzeit nur 57.600 offene Stellen. Das bedeutet, dass nur jeder Zehnte aktuell theoretisch eine neue Stelle finden kann.

ÖSTERREICH. Auch der Chef-Ökonom der Arbeiterkammer Markus Marterbauer übt am Rettungspaketen der Regierung Kritik. Seiner Meinung nach müsse das Arbeitslosengeld sofort erhöht werden. Die von der Regierung vorgesehene Einmalzahlung von 450 Euro für AMS-Bezieher, die von Juli bis September zwei Monate arbeitslos waren, sei eine „große Enttäuschung." Das sagt Marterbauer im Ö1 Morgenjournal. Er fordert, dass das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent erhöht wird. Weiters fordert er Qualifizierungs- und Fachkräfte-Ausbildungsprogramme, um Menschen wieder zurück auf den Arbeitsmarkt zu bringen.

Arbeitslosengeld nur in Polen niedriger

Der Bundeskanzler sieht das andres. In der ZIB 2 sagt er, er wolle das Arbeitslosengeld nicht erhöhen, weil "wir im internationalen Vergleich hier teilweise ein höheres Arbeitslosengeld haben als viele andere Staaten.“ Doch dies ist schlichtweg falsch: Tatsächlich hat Österreich im internationalen Vergleich mit 55 Prozent ein sehr geringes Arbeitslosengeld. Andere europäische Staaten, wie die Schweiz (79%), Portugal (76%), Dänemark (74%) oder die Niederlande (74%), haben deutlich höhere Nettoersatzraten. Noch niedriger als in Österreich ist das AMS-Geld etwa in Polen und Rumänien.

"Es muss attraktiv sein, arbeiten zu gehen, etwa als Erntehelfer"

Als Gründe für die Nichterhöhung des AMS-Geldes nennt der Kanzler, es müsse attraktiv sein, arbeiten zu gehen. Auch als Erntehelfer. Kurz in der ZIB 2:  „Es muss nach wie vor attraktiv sein, arbeiten zu gehen, gerade in niedrig qualifizierten Bereichen“ – von den Erntehelfern bis zu gewissen Jobs im Tourismus." Erntehelfer berichten von Stundenlöhne von 3,80 €. Um den Lohn so niedrig zu halten, werden aus ganz Osteuropa billige Arbeitskräfte nach Österreich geholt. Die Nacht verbringen die Billigarbeiter Substandard-Zimmern. Ein Bild von einer derartigen Unterkunft machte auf Twitter die Runde. Zu elft waren die Erntearbeiter  hier einquartiert, um zu schlafen. Dafür bezahlten sie pro Kopf 4 Euro am Tag.

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