Landwirtschaftskammer-Präsident Moosbrugger
„Wir haben eine Vorreiterrolle in Österreich“

Gegen den Mercosur-Pakt: LK-Präsident Moosbrugger | Foto: APA/Ludwig Schedl
  • Gegen den Mercosur-Pakt: LK-Präsident Moosbrugger
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Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger über Klimawandel, Bio und Mercosur.

In welchen Bereichen ist die Landwirtschaft besonders vom Klimawandel betroffen?
JOSEF MOOSBRUGGER: Extrem spüren wir es derzeit im Forstbereich. Die Wälder sind trocken und geschwächt. Dazu kommen massive Borkenkäferschäden und Waldbrandgefahr.
Ebenso spüren wir es im Acker- und Grünlandbereich mit viel geringeren Erträgen und Schädlingskalamitäten. Und in manchen Teilen Niederösterreichs müssen die Kühe von der Alm wieder ins Tal, weil es aufgrund der Hitze zu Grundfutter- und Wassermangel kommt.
Die Landwirtschaft ist also Hauptbetroffene des Klimawandels.

Was kann man dagegen tun?
Der Wald ist unsere Klimaanlage der Zukunft. Deshalb müssen wir unsere Waldbesitzer dabei unterstützen, arten- und strukturreiche Mischbestände aufzubauen.
Wir sollten auch neue Züchtungsmethoden nicht grundsätzlich verteufeln, weil wir brauchen klimafitte Sorten. Und es ist der weitere Ausbau des umfassenden Risikomanagements in der Landwirtschaft notwendig.

Was sagen Sie zur Bio-Offensive im Burgenland? Bis 2027 soll die Bio-Quote auf 50 Prozent gesteigert werden.
Grundsätzlich entscheiden die Konsumenten über die Frage, welcher Prozentsatz an Bio auf dem Markt gewünscht wird. Es bringt nichts, wenn alle Bio produzieren und die Bauern dann auf ihrer Ware sitzen bleiben.
Die Bauern zu höheren Auflagen und Standards produzieren zu lassen, aber die Kosten nicht abzugelten – das hat nichts mit realer Marktsituation zu tun.

Das Land Burgenland will aber über landesnahe Betriebe – wie etwa die Krankenhäuser – für Absatzmöglichkeiten sorgen …
Das reicht aber nur für einen bescheidenen Anteil. Das vorrangige Ziel eines Bundeslandes müsste vielmehr die Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln sein. Und da braucht es – wenn man sich die jetzige geringe Eigenversorgung im Burgenland anschaut – vor alle die konventionelle Landwirtschaft.

In welche Richtung soll in Zukunft die gemeinsame europäische Agrarpolitik gehen?
Wir wollen Programme, die praxistauglich sind, und keine bürokratischen Hürden. Und wir haben europaweit eine Vorreiterrolle beim Agrarumweltprogramm. Gerade wenn es um Biodiversität und Klimaschutz geht, sind wir wesentlich voraus. Daher lehnen wir die von Brüssel vorgeschlagene Kürzung von 15 Prozent in der 2. Säule – der Ländlichen Entwicklung – ganz klar ab.

Ablehnung kommt von der Landwirtschaftskammer zum geplanten Handelsabkommen zwischen der EU und den südamerikanischen Mercosur-Ländern. Was sind die Hauptkritikpunkte?
Die europäische Landwirtschaft soll Autoexporten geopfert werden. Meine Botschaft: Das lehne ich entschieden ab. In Europa und Österreich werden die Anforderungen in der Landwirtschaft ständig in die Höhe geschraubt, gleichzeitig sollen Lebensmittel importiert werden, die mit EU-Standards überhaupt nichts gemein haben.
Klimaschutz heißt, die regionale Lebensmittelproduktion zu stärken. Mit dem Mercosur-Handelspakt wird sie hingegen geschwächt.

Wie attraktiv ist eigentlich heute noch der Beruf des Bauern?
Es ist ein sinnvoller und schöner Beruf. Man ist selbstständig, arbeitet in der Natur und mit Tieren. Und es gibt wenig Berufsgruppen, die so wichtige Leistungen für die Gesellschaft erbringen: von der Lebensmittelversorgung über Landschaftspflege und Schaffung von biologischer Vielfalt bis hin zum Naturgefahrenschutz.
Aber ganz nüchtern betrachtet: Allein des Profites wegen machen es heutzutage die wenigsten. Daher müssen wir die Rahmenbedingungen für die Bauern so attraktiv gestalten, dass es den Jungen Mut macht, die Höfe in Zukunft zu übernehmen.

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