Jakob Brandner
Über St. Josef und Graz in die Eishockey-Nation Finnland (+ Videos)

Bei der U20-WM in Kanada zeigte Jakob Brandner vor allem im Duell gegen Russland mit 43 abgewehrten Schüssen auf. | Foto: GEPA pictures
  • Bei der U20-WM in Kanada zeigte Jakob Brandner vor allem im Duell gegen Russland mit 43 abgewehrten Schüssen auf.
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Über den Nachwuchs der Graz 99ers und die Red Bulls St. Josef schaffte Jakob Brandner den Weg zum Eishockeyprofi – in Finnland.

St. Josef, Graz, Klagenfurt, Finnland – das sind die Karrierestationen von Jakob Brandner, die ihn zuletzt auch ins Mutterland des Eishockeys führten. Im 18.000 Zuseher fassenden Rogers Place in Edmonton, Kanada nahm Brandner mit dem österreichischen Nationalteam an der U20-WM teil – leider ohne Fans. „Man hat schon gemerkt, dass die WM sehr speziell ist“, erzählt der 19-Jährige. „Wir haben uns nur zwischen Hotel und Halle bewegt. Da hat man auf der anderen Seite der Eishalle hin und wieder Fans gesehen, die den Spielern zugejubelt haben.“ Nach täglichen Schnelltests und zuvor vier Tagen Quarantäne im Hotel stand der Goalie bei zwei Spielen für Österreich am Eis.

Vor und während der U20-WM in Kanada:

Top-Performance bei der WM

Gegen den späteren Weltmeister USA wurde Brandner elf Minuten vor Schluss eingewechselt und kassierte prompt den Treffer zum 0:11-Endstand. Beim 1:7 gegen Russland absolvierte der Steirer die volle Spielzeit. „Zu Spielbeginn war ich doch sehr nervös“, erinnert sich Brandner. Der erste Schuss auf sein Tor war gleich ein Penalty. „Aber ich dann aufgehört, darüber nachzudenken und einfach Spaß am Spiel gehabt.“ Trotz der klaren Niederlagen gegen deutlich stärkere Gegner (USA, Russland, Schweden, Tschechien) zieht Brandner ein ganz zufriedenes Fazit: „Ich glaub, es war für jeden eine einmalige Erfahrung mit diesen Top-Nationen am Eis zu stehen und gegen sie spielen zu dürfen.“ Gegen Russland erzielte Österreich sein einziges WM-Tor, gewann dabei das zweite Drittel. Brandner trug mit 43 abgewehrten Schüssen seinen Teil zum Teilerfolg bei. „Es gab keine großen Erwartungen in uns. Wir haben das ganz gut gemacht. Es war einfach ein viel höheres Niveau als die meisten von uns gewohnt sind. Innerhalb von zwei, drei Wochen auf diesem Niveau zu spielen, ist schwer zu verlangen und schwer umzusetzen."

Verspätet zum Eishockey gekommen

Bereits mit 18 Jahren machte Brandner den Schritt ins Ausland. Zum ersten Mal auf Eis stand er erst im Alter von acht Jahren: Judo war eigentlich seine Sportart, bis er mit einem Freund zufällig ein Eishockeyspiel besuchte.

Anfänge im Eishockey:

Von da an spielte er im Nachwuchs der Graz 99ers, später auch zwei Jahre lang nebenbei in St. Josef. „Über meinen Onkel bin ich den zu Red Bulls gekommen“, erzählt Brandner. „Da hab ich mitgespielt, wann immer es gegangen ist. Das war eine super Gaude.“ Der Kontakt nach St. Josef ist auch in Finnland nicht abgerissen.

Red Bulls St. Josef:

Über den ehemaligen NHL-Goalie Reinhard Divis kam Jakob Brandner zum KAC, während sein jüngerer Bruder Simon direkt von Graz nach Helsinki wechselte. 2019 suchten beide einen neuen Verein und wurden in der Hafenstadt Kotka im Süden Finnlands fündig. „Daraus ist dann doch mehr geworden als am Anfang erwartet.“ Nach dem ersten Jahr in der U20 (mit einer Save Percentage von über 90 Prozent) spielt Jakob heuer seine erste Profisaison.

Schule und Sport in Finnland

Zuvor galt es aber noch, die Schule fertig zu machen: Brandner wechselte in seinem Maturajahr nach Finnland. „Wir haben viel überlegt: das über den Laptop zu machen, könnte schwierig werden.“ Mit der Corona-Pandemie wurde Home-Schooling aber ohnehin zum Alltag und die Matura auch aus Finnland möglich. Eine strenge „Corona-Bubble“, wie in vielen Ligen, haben die finnischen Hockey-Profis übrigens nicht. „Beim Sport ist es viel lockerer und man macht sich auch viel weniger Sorgen.“

Schule und Sport während Corona:

Lust auf mehr

Sportlich erhofft sich Brandner in Finnland einen weiteren Karrieresprung, wie bisher möchte er alle ein bis zwei Jahre um eine Liga aufsteigen. „In Finnland gibt’s so viel mehr Eishockeyligen, da kann man sich ganz gut hocharbeiten“, zieht der 19-Jährige den Vergleich zu Österreich. „Ich glaub, von der U20 direkt in die ICE Hockey League zu springen, ist sehr schwierig. Da müsste man zumindest davor den Sprung über die Alps Hockey League machen.“ Seinen Kindheitstraum Eishockeyprofi hat sich der Steirer im hohen Norden schon mal erfüllt. Dort will er auch die nächsten Jahre bleiben. „Das derzeitige Ziel ist nächstes oder übernächstes Jahr die zweite Liga“, sagt Brandner. „Finnland ist doch eine sehr große Eishockeynation, auch wenn man nicht so viele Einwohner hat.“ Mehr als ein Prozent aller Einwohner Finnlands spielt Eishockey, nur in Kanada ist diese Zahl höher. Dort bekam der Goalie bei der U20-WM bestimmt Geschmack auf mehr: „Das hohe Spieltempo der Gegner, wie schnell sie Entscheidungen treffen, schießen und wie klug sie spielen, das war ein komplett anderes Niveau, das man so nicht gewohnt ist. Aber das hat Spaß gemacht und eigentlich denkt man sich: Man möchte schon nochmal diese Challenge haben.“

Das ganze Gespräch mit Jakob Brandner hören Sie in SteirerStimmen:

SteirerStimmen – Folge 42: Eishockeyprofi Jakob Brandner
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