Unternehmer privat

Ölmüllerin Isabella Schmuck ist "Unternehmerin des Jahres"

Isabella Schmuck betreibt nach dem Tod ihres Vaters die Ölmühle in Wildbach gemeinsam mit ihrer Mutter. Jetzt ist sie von "Frau in der Wirtschaft" als "Beste Durchhalterin" zur "Unternehmerin des Jahres 2022" gekürt worden. MeinBezirk hat die junge Frau in ihrer Ölmühle besucht.

WILDBACH. Erst kürzlich ist Isabella Schmuck von "Frau in der Wirtschaft" zur "Unternehmerin des Jahres 2022" in der Kategorie "Beste Durchhalterin" gekürt worden. MeinBezirk hat die junge Frau in ihrer Ölmühle im malerisch gelegenen Wildbach unweit der Bezirksstadt Deutschlandsberg besucht, wo schon der nussige Duft der gerösteten Kürbiskerne Gusto auf das grüne Gold der Weststeiermark macht.

"Ich habe zwar gewusst, dass ich unter den fünf Nominierten bin, aber mit dieser Auszeichnung habe ich überhaupt nicht gerechnet. Es war schon sehr aufregend, als Erste auf die Bühne zu gehen. Das ist eine sehr große Wertschätzung für meinen Werdegang. Ich fühle mich damit sehr bestätigt, dass es richtig gewesen ist, mich weiter durchzukämpfen."
Isabella Schmuck betreibt seit acht Jahren die Ölmühle in Wildbach

Ein schwerer Schicksalsschlag

Hinter der Auszeichnung als "Beste Durchhalterin" steht allerdings ein schwerer Schicksalsschlag. "Ich habe gerade die dreijährige Handelsschule abgeschlossen und war erst 18,5 Jahre alt, als ich im Betrieb meines Vater eingestiegen bin. Ich sollte einmal alle Aufgaben kennen lernen. Ein Jahr später, also 2014, ist mein Vater bei einem Arbeitsunfall am Hof tödlich verunglückt", erzählt Isabella Schmuck.

Während dieser schwierigen Zeit der Trauer und des Abschied Nehmens hieß es zeitgleich den Betrieb am Laufen zu halten. "Es stand für mich nie in Frage, dass ich es nicht zumindest probieren würde, den Betrieb weiter zu führen. Meine Mutter hat mir die Entscheidung dazu frei gestellt und mich von Anfang an dabei unterstützt. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar", blickt Isabella Schmuck auf acht sehr herausfordernde Jahre zurück.

"Da der Betrieb jetzt nach acht Jahren immer noch besteht, muss ich doch den richtigen Weg eingeschlagen haben. Das ist auch für mich selbst ein schönes Gefühl."
Isabella Schmuck betreibt seit dem plötzlichen Unfalltod ihres Vaters die Ölmühle 

Seither schupft Isabella Schmuck mit ihrer Mutter Martina Schmuck die Ölmühle in Eigenregie, ein Mitarbeiter steht ebenfalls im Dienst. "Dabei lege ich bei jedem Arbeitsschritt von der Röstung  über das Pressen bis hin zur täglichen Reinigung der Anlagen selbst Hand an. Da bin ich wohl die einzige Frau in diesem doch eher von Männern dominierten Job. Aber mein Vater hat die Mühle bereits vorausschauend top modern und quasi frauenfreundlich eingerichtet", erklärt Schmuck.

Vorausschauende Technik

Gebaut wurde die Ölmühle in den Jahren von 2005 bis 2007 und das am modernsten Stand der Technik: Die kli­ma­ti­sier­te Öl­müh­le nutzt als erste auch die Ab­wär­me, die sie im Ein­satz er­zeugt, zum Hei­zen. In Lohn­pres­sung wer­den Kür­bis­ker­ne aus der ge­sam­ten Stei­er­mark sowie Teile aus Nie­der­ös­ter­reich und dem Bur­gen­land ver­presst. 

Die heuer außerordentlich gute Kürbis-Ernte ist inzwischen abgeschlossen. Pro Tag werden bis zu 1.200 Kilogramm Kürbiskerne verarbeitet. Da kommen mehrere Tonnen wöchentlich zusammen. "Im Frühling ist es ja eher ruhig im Betrieb.. Aber sobald der erste Salat wieder erntereif ist, geht es auch bei uns wieder los", freut sich Schmuck über die jährlichen Intervalle.

Kürbiskern ist nicht gleich Kürbiskern

Was gefällt am Produkt? "Es ist die Vielfalt der Kürbiskerne, die mich fasziniert. Das beginnt schon bei den unterschiedlichen Böden bis zu den diversen Gebieten. Kürbiskern ist nicht gleich Kürbiskern. Diese Unterschiede sieht man dann beim Rösten - das macht die Arbeit auch so spannend. Aus den Kernen, die verschiedene Landwirte zum Verpressen zu uns bringen, entstehen somit  auch immer andere Waren als Endprodukt", erklärt die Ölmüllerin.

Im Hofladen gibt es neben dem Kürbiskernöl auch Knabberkerne in verschiedenen Geschmacksrichtungen sowie selbst gemachte Kürbiskern-Pralinen. "Außerdem bieten wir von Landwirten aus der Umgebung regionale Produkte wie Käferbohnen, Honig, Essig, Weine u.a., um auch Geschenk-Pakete individuell zusammenstellen zu können", erklärt Schmuck zum Sortiment.
Das Kürbiskernöl und auch das Kürbiskernmehl spielt in der Familie Schmuck natürlich auch in der hauseigenen Küche eine große Rolle. "Ohne Kübiskernöl geht es einfach nicht", lacht Schmuck zur eigenen Experimentierfreude.

Naturmensch und Amazone

Und wobei findet die Unternehmerin ihren Ausgleich? "Ich war leidenschaftliche Dressurreiterin und auch auf Turnieren unterwegs. Mit meinem eigenen Pferd namens "Magic Moment" hat mir mein Papa einen Lebenstraum erfüllt. Nach seinem Unfall hatte ich aber kaum noch Zeit für meinen Wallach, sodass ich ihn 2020 verkauft habe, nämlich meiner besten Freunden. So schwer mir dieser Schritt gefallen ist, ich kann ihn immer noch besuchen und sogar reiten, wenn ich es möchte", erzählt Isabella Schmuck von ihrem Amazonen-Dasein.

Aber ohne Tiere geht es für die jungen Unternehmerin dann doch nicht: "Ich habe eine junge Schäferhündin, mit der ich gerne ausgiebige Spaziergänge mache. Die Natur bietet mir den schönsten Ausgleich zum Job." Ob Isabella noch allein ist? "Nein, da gibt es schon einen Partner in meinen Leben, der ebenfalls eine kleine Landwirtschaft betreibt."

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