Manfred Komericky nach 42 Jahren im Polizeidienst
"Ich gehe mit Wehmut, aber mit Zufriedenheit"

- Personenschutz: Manfred Komericky (l.) als Cobra-Beamter im Einsatz für Arnold Schwarzenegger.
- Foto: LPD
- hochgeladen von Alois Lipp
Nach 42 Dienstjahren beendet der Kalsdorfer Manfred Komericky eine steile Polizeikarriere.
Wir haben Manfred Komericky, der auch Kalsdorfs Bürgermeister ist, zum Interview vor dem Abschied bei der Polizei getroffen.
WOCHE: Sie beenden am 30. November nach 42 Jahren steiler Polizeikarriere ihren Dienst. Was bleibt?
Manfred Komericky: Es ist jetzt einmal für mich eine gewisse Zeit der Wehmut, dass ich jetzt diesen Dienst beende, weil ich einfach mit Herz und Seele Polizist war. Das war für mich nicht nur ein Job, sondern wirkliche Berufung. Ich habe in der Polizei tolle Funktionen bekleiden dürfen und habe viele Jahre immer wieder mitgestalten können. Das war schon eine großartige Möglichkeit. Wie ich im Innenministerium war, habe ich das Projekt „Frauen zur Polizei“ gehabt. Das ist heute selbstverständlich, dass Frauen bei der Polizei sind. Auch in der Offiziersausbildung habe ich mitgewirkt. Oder die ganzen Großveranstaltungen, etwa die Euro 2008 oder die Ski WM, die ich begleiten durfte. Ich gehe mit einer gewissen Wehmut, aber auch mit Zufriedenheit. Es war einfach eine tolle Zeit. Eines ist mir aber auch klar, es geht immer weiter.
Wie hat sich die Polizei-Arbeit in all ihren Dienstjahren verändert?
Die Polizei-Arbeit hat sich insofern verändert, wie sich auch die Gesellschaft verändert hat. Früher gab es eine starre Hierarchie. Ich glaube, dass man heute als Führung vorangehen, vorleben und überzeugen muss. Die heutige Gesellschaft, auch junge Kollegen, sind viel kritischer ihren Vorgesetzten gegenüber und erwarten sich Inhaltliches. Es hat sich auch die Technik weiterentwickelt. Es ist sehr viel weitergegangen. Da steht die österreichische Polizei auf einem guten Level. In der Steiermark fast 4.000 Polizisten, die wirklich auf einem hohen Niveau sind, inklusive der Verwaltung, die man nicht vergessen darf. Die Exekutive ist der sichtbare Teil der Polizei, die Verwaltung muss dann die Anzeigen abarbeiten und Strafverfügungen ausstellen.

- Zuletzt war Komericky steirischer Landespolizeikommandant-Stellvertreter.
- Foto: LPD
- hochgeladen von Alois Lipp
Ist die Exekutive angreifbarer geworden?
Fast jede Amtshandlung wird heute schon bildlich oder durch Audio-Aufzeichnungen festgehalten. Die Herausforderung für den einzelnen Kollegen, dass er seine Dienstleistung wirklich auf den Punkt bringt, ist noch viel größer geworden. Dabei zählt jedes Wort. Unsere eigenen Body Worn-Kameras, von denen ich sehr viel halte, tragen sehr zur Objektivierung der Amtshandlung bei. Wir haben als Polizei nichts zu verbergen. Der Polizist macht im Durchschnitt eine wirklich gute Arbeit. Es wird immer einen Ausreißer geben, wie in jeder Menschengruppe. Es gab früher auch einen anderen Respekt gegenüber der Polizei in der Bevölkerung. Es muss heute auch mehr auf Kommunikation gesetzt werden, weil mehr hinterfragt wird.
Sie waren ein Spezialist für Sondereinheiten bei der Polizei und auch Kommandant der Cobra-Süd. Was ist Ihnen aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
Die extreme Kameradschaft, der Zusammenhalt und die Professionalität der Gruppe, von der Führung bis zum Jüngsten. Es ist einfach eine Freude mit diesen jungen Männern zu arbeiten, weil die wollen alle bei dieser Spezialeinheit sein. Es gibt dafür eine große Selektion, dadurch entsteht auch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl., wirklich eine tolle Teamarbeit von hochbegabten Leuten. Nach der Cobra kommt nichts mehr. Die Cobra muss sehr viel trainieren, weil sie viele hochwertige Tätigkeiten macht. Die Sicherung des Papst- oder des Dalai Lama-Besuchs waren schon großartige Geschichten. Da haben wir den Schutz dieser Personen übernommen. Auch andere Einsätze, wie einige Geiselnahmen, sind in Erinnerung geblieben.

- Spezialeinheit: Manfred Komericky als Kommandant der Cobra Süd
- Foto: LPD
- hochgeladen von Alois Lipp
Sie waren beim Aufbau der szenekundigen Beamten bei Fußballfans beteiligt und Miterfinder der 3-D-Regel (Dialog, Deeskalation, Durchgreifen). Wie wichtig ist der Dialog und wie schwierig ist es für die Polizei in er aktuellen Corona-Lage einen solchen herzustellen?
Das Konzept, natürlich immer wieder adaptiert, funktioniert heute noch. Ich muss immer schmunzeln, wenn der Minister das heute, auch in anderen Zusammenhängen, anwendet. Jetzt sogar mit der Corona-Kontrolle. Ich bin überzeugt davon, dass in allen Lebenslagen, nicht nur bei der Polizei, der Dialog wichtig ist. Solange man im Gespräch miteinander ist, ist es gut. Solange kann man sich austauschen und versuchen Lösungen zu finden. Wenn ich den Dialog verlassen habe, dann ist irgendwas falsch gelaufen. Die Polizei will ja nicht strafen. Der Kollege ist auch froh, wenn er einen Erfolg hat. Wir arbeiten auf Grundlage der Gesetze, die vom Gesetzgeber vorgegeben werden. Die Polizei ist der Garant dafür, dass Gesetze vollzogen werden. Die österreichische Polizei ist eigentlich die größte Menschenrechtsorganisation, die schaut, dass Menschenrechte auch eingehalten werden. Die Polizei hat bei allen Untersuchungen immer noch eine hohe Anerkennung. Ich war in meinen Führungspositionen immer der, wenn was passiert, geschaut hat, dass wir das auch lückenlos aufgeklärt haben.
Sie gehen aber nicht ganz in Pension, sondern sind weiterhin Bürgermeister einer der aufstrebensten Gemeinden (Kalsdorf) in der Steiermark. Wieviel Zeit bleibt für Hobbys?
Für mich war Polizei nicht nur Job, sondern auch ein Hobby und große Freude. Ich habe alles gern getan. Ich habe auch viel erfahren können, habe bei der Cobra gelernt mich am Berg zu bewegen oder wie man mit Tourenski geht. Und ich haben nebenbei immer viele Funktionen gehabt. Es ist mir auch immer gelungen, dass ich meine Hobbys, die hauptsächlich mit Sport zu tun haben, auch ausführlich ausleben habe können. Ich war immer gerne in meinem Garten, das war auch ein schöner Ausgleich. Ich freue mich auch, dass ich mehr Zeit für meine zwei Enkelkinder habe. Natürlich werde ich jetzt auch für die Gemeinde verfügbarer sein. Von 100 auf 0 wäre zu viel für mich gewesen. Die Herausforderung bei der Gemeinde passt jetzt gut. Ich habe viele gute Wegbegleiter gehabt und ich bin jedem einzelnen, die mich dabei unterstützt haben, wirklich dankbar. Weil alleine kannst du gar nichts schaffen. Ich war immer ein Teamplayer.

- Manfred Komericky in der Cobra-Ausgehuniform in Begleitung seiner Gattin.
- Foto: LPD
- hochgeladen von Alois Lipp
Zur Person: Mehr Zeit für die Enkel und Hobbys
Manfred Komericky begann seine Karriere am 1. Dezember 1979 in Wien. Im Jahr 1988 begann seine Offizierslaufbahn, die ihn bis zum steirischen Landespolizeidirektor-Stellvertreter geführt hat. Dazwischen war der 61-Jährige auch Kommandant der Cobra Süd sowie des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) und Sicherheitsdelegierter der Fußball-Bundesliga. Seit 2018 ist Komericky auch Bürgermeister der Marktgemeinde Kalsdorf. Wenn Zeit bleibt geht's auf den Golfplatz, zum Radfahren, in den Garten oder zum Schwammerlsuchen auf die Alm.




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.