Expertentipp
Vater sein nach einer Trennung
Wenn sich ein Paar trennt, ist das für alle Beteiligten eine schmerzliche Erfahrung. Und nicht selten geht einer Trennung ein jahrelanger und sich zuspitzender Konflikt voran. Doch wenn ein Paar noch Kinder hat, dann sind auch die Kinder Teil der Trennung. Wie soll man(n) damit umgehen, wenn, wie in den meisten Fällen, die Kinder bei der Mutter bleiben? Die WOCHE-Expertin und psychologische Beraterin Anna Katharina Lanz hat einen Rat.
Ein Leben lang Eltern
Nicht nur für die Kinder bricht eine Welt zusammen, auch für den scheidenden Vater ist nichts mehr wie zuvor. Eine gänzliche neue Situation tut sich auf, der Alltag verändert sich, neue Regelungen und Verpflichtungen müssen aufgestellt und eingehalten werden. Häufig müssen sich Väter damit abfinden, ihre Kinder nur noch zu fixen Besuchszeiten sehen zu dürfen. Dabei ist zu bedenken, dass Vater und Mutter selbst nach einer Trennung lebenslang ein "Elternpaar" bleiben, und dass das Wohl der Kinder immer oberste Priorität genießen muss. "Väter dürfen nicht auf die Rolle des Ernährers reduziert werden", sagt Lanz. "Wenn eine gute Vereinbarung getroffen wurde, können das Kind oder die Kinder weiterhin von beiden Elternteilen betreut werden. Vom Vater in seiner Vaterrolle und von der Mutter in ihrer weiblichen Frauenrolle. Mütter sollen den Vätern ihrer Kinder die Vaterrolle zutrauen und daran denken, dass auch Väter das Allerbeste für ihre Kinder wollen."
Unrealistisches Weltbild
Getrennt lebende Eltern sollten keineswegs in die Falle tappen, sich selbst als das "bessere Elternteil" herauszustreichen und den anderen schlecht zu reden. Trotz verletztem Stolz, Ärger und möglichen Streitereien: Am meisten leiden die Kinder darunter. Nicht selten stehen sie sogar in der Mitte und müssen als "Werkzeug" herhalten. "In diesem Fall verliert das Kind den Halt und erlebt ein unrealistisches Weltbild. Was Kinder nach einer Trennung wirklich brauchen, ist viel Zuwendung, viel Nähe und viel Zuspruch vom Vater und der Mutter, um sich an die neue Situation zu gewöhnen", sagt die Expertin.
Kontakt:
Anna Katharina Lanz hilft als psychologische Beraterin in schwierigen Situationen oder wenn große Entscheidungen getroffen werden müssen. Sie arbeitet nach den Methoden der integrativen Gestalttherapie und der dialogisch-systemischen Familientherapie. Als WOCHE-Expertin steht sie unseren Lesern zur Seite.
Kontakt: anna.lanz@inode.at, 0660/222 6330;
Praxis: Hörgas 238, 8103 Gratwein-Straßengel
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Rainbows hilft
Für Kinder ist die Trennung der Eltern ein einschneidendes Erlebnis. Wie gut Kinder mit der Situation ohne die traditionelle, sogenannte heile Familie umzugehen lernen und sich mit dem neuen Lebensabschnitt bestmöglich zu Recht finden, hängt von vielen Faktoren ab. Kinder reagieren unterschiedlich auf eine Trennung, aber es gibt in jedem Fall eine Reaktion. Der Verein Rainbows hilft seit 1991 in Krisensituationen. Alle Infos zu Rainbows gibt's hier.
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