Neue Schulform in Graz
Mit 14 fit für die Pflege
Graz ist Standort eines völlig neuen Schulmodells, der Höheren Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege.
Ronja ist 15 Jahre alt und pflegt ihren Opa. Richtig pflegebedürftig ist er seit gut einem halben Jahr. Davor hat ihn schon ein Lungenkrebs geplagt. "Meistens geht's darum, ihm die Nägel zu schneiden, ihm das Abendessen zu verabreichen oder ihn ans Sauerstoffgerät anzuhängen", erklärt die Schülerin. Der Sinn, den sie dabei spürt, hat sie vom Akademischen Gymnasium in die neue Schule der Caritas geführt. Seit Herbst macht Ronja dort eine Sozialbetreuungs- und Pflegeausbildung mit Matura. Sie und ihre 30 Schulkollegen sind die Ersten, für die diese Schulform völlig neu konzipiert wurde. "Das Pilotprojekt wurde in den letzten Jahren mit dem Ministerium gemeinsam entwickelt. Seit Herbst werden nun die ersten Schüler in der Wielandgasse in einer fünfjährigen Ausbildung für die Arbeit im Gesundheits- oder Sozialbereich ausgebildet", freut sich Direktorin Birgit Poier. Formal handelt es sich um eine Höhere Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege, also eine Art HLW ohne Wirtschaft – ersetzt durch Inhalte aus Sozialem und Gesundheit.
Schulstart mitten in Pandemie
Der Start dafür war kein leichter: "Die Pandemie hat vieles an Praxis und Präsenzlehre unmöglich gemacht. 14-Jährige mitten in der Pandemie ins Praktikum zu schicken war phasenweise undenkbar. Stattdessen wurde vermehrt auf praxisorientierten Unterricht gesetzt." Klassenlehrer Reinhard Seigner ergänzt: "Wir leben nicht nur in einem Land mit acht Millionen Teamchefs, sondern auch mit acht Millionen Bildungsexperten. Das macht den Umgang mit der Krise noch herausfordernder. Wir tun aber täglich unsere Bestes, um die Schüler trotz Pandemie auf die Berufspraxis vorzubereiten: Reflektieren und Perspektivenwechsel sind neben aller Fachkenntnis wichtige Übungen." Ronja selbst erlebt ihre Klassenkollegen als besonders empathiefähig und sozial interessiert. "Ich habe gemerkt, dass ich das voll gern mache und ich mir auch vorstellen kann, andere Menschen außer meinen Opa zu pflegen, die diese Hilfe brauchen."
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