Familienflüsterer Philip Streit
Wenn Online-Shopping zum Seelentröster wird
Wie man dem Internet-Kaufrausch einen Strich durch die Rechnung macht, erklärt Familienflüsterer Philip Streit.
Im Internet einkaufen gewinnt immer mehr an Popularität. Gerade Eltern von Teenagern beklagen, dass täglich ein Packerl ankommt und das Geld schnell weg ist. Shoppen macht auch tatsächlich (kurzfristig) glücklich. Vor allem viele junge Mädchen berichten, dass ihnen das immens Spaß macht. „Was bleibt denn auch anderes in der Coronazeit über?“, wird argumentiert. Es ist der Akt des Kaufens und der Klick, der flasht. Er gibt Anerkennung.
Für die Eltern ist dann wichtig zu wissen, dass es seit 2014 genügt, die Ware in so einem Fall einfach zurückzuschicken, da unter 18-Jährige nur bedingt geschäftsfähig sind und für Einkäufe eigentlich die Einverständnis der Eltern brauchen.
Tipps bei drohender Internet-Kaufsucht von Teenagern:
- Bleiben Sie cool, ruhig und in Beziehung mit Ihrem Teenager.
- Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Kaufaktivitäten.
- Leisten Sie am besten als Eltern gemeinsam Widerstand indem Sie die klare Botschaft überbringen, dass die Käufe so nicht weitergehen können. Bitten Sie Angehörige um Hilfe oder holen Sie, wenn nötig, professionelle Hilfe.
- Setzen Sie, wenn notwendig, Schritte. Schicken Sie Päckchen zurück, sperren Sie Karten oder informieren Sie den Anbieter, dass Sie nicht einverstanden sind.
- Suchen Sie immer wieder die Verbindung zu Ihrem Teenager. Verbringen Sie Qualitätszeit, unternehmen Sie etwas oder fördern Sie Sozialkontakte.
- Helfen Sie bei aufkommender Scham. Es ist nicht so leicht, sich eine Kaufsucht einzugestehen und davon loszukommen.
So entwickeln sich Anerkennung und Selbstwert besser als beim schnellen Online-Nervenkitzel.
Der Experte: Philip Streit
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das auch jetzt für Sie unter 0316/77 43 44 da ist.
Web: www.ikjf.at
Leser-Fragen gerne jederzeit an: redaktion.graz@woche.at
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