Dienstalk mit Judith Denkmayr: "Pseudo-Anonymität führt zu Ausweispflicht"

Skeptisch: Social-Media-Expertin Judith Denkmayr sieht in dem Vorschlag der Regierung eine Beschneidung der Bürgerrechte. | Foto: Nicole Heiling/QVV
  • Skeptisch: Social-Media-Expertin Judith Denkmayr sieht in dem Vorschlag der Regierung eine Beschneidung der Bürgerrechte.
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Kontrolle im Internet und der neue Gesetzesentwurf der Regierung waren Thema des gestrigen Dienstalks.

Hetze im Internet ist allgegenwärtig, und der Umgang mit Hasspostings ist Gegenstand von Debatten: Die Regierung hat einen Gesetzesentwurf für ein "digitales Vermummungsverbot" auf den Weg gebracht und will dadurch bei Übertretungen auf die Namen der Verdächtigen zugreifen können. Auf Einladung der Steirischen Volkspartei und unter der Moderation von Michael Fleischhacker diskutierten dazu beim gestrigen Dienstalk Judith Denkmayr, Audience Manager bei Addendum und Quo Vadis, und Mitglied der Kleine-Zeitung-Chefredaktion Ernst Sittinger. Die WOCHE sprach im Vorfeld mit Judith Denkmayr, die erklärt, warum sie diesen Ansatz für bedenklich hält.

Schutz vor Abfragen

"In dem Entwurf soll Höflichkeit im Internet gefördert werden, aber ich glaube nicht, dass das so viel Positives bewirken wird", leitet Denkmayr ein und meint, dass dieser Entwurf auch als "Lex Standard" bekannt ist. Denn es gehe darum, die Community der Tageszeitung Standard zu kontrollieren. "Dort sind rund 400.000 User aktiv, und es ist wichtig, nicht nur vor Hackern, sondern auch vor Abfrage zu schützen", betont sie.
Nutzer sollen weiterhin anonym posten dürfen, jedoch soll die Identität bei Übertretungen festgestellt werden können. "Die Pseudo-Anonymität führt zu Ausweispflicht im Internet", hält Denkmayr fest. Sie ist der Meinung, dass es weiterhin möglich sein sollte, anonym zu posten, und erklärt, dass bereits jetzt eine strafrechtliche Verfolgung möglich sei. "Bei den Hasspostings rund um das Neujahrsbaby gab es zwei Verurteilungen, aber vielen Menschen ist das zu zeit- und kostenintensiv."

Das Negative überwiegt

Die Einführung einer solchen Regelung hätte laut Denkmayr zur Folge, dass die Plattformen viele Nutzer verlieren würden – verbunden mit viel Aufwand und hohen Kosten würde das Negative überwiegen. "Mehr Vorverurteilung und die Einschränkung von Bürgerrechten wären die Konsequenz", warnt die Social-Media-Expertin und betont, dass Austausch in Online-Foren wichtig ist. "Jede Demokratie braucht möglichst viele Stimmen, und Meinungsbildung entsteht durch Debatte, daher sind Diskussionen im Netz Teil des Meinungsbildungsprozesses."

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