Franz Gerngroß von der Küche Graz meint: Wir müssen Bewusstsein für gesundes Essen schaffen!
Franz Gerngroß, Leiter der Küche Graz, appelliert an einen höheren Stellenwert von gesundem Essen.
"Ernährungsbildung leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung", meinte Elgrid Meßner, Rektorin der Pädagogischen Hochschule, in der letzten WOCHE-Ausgabe. In dieser forderte sie, "Gesunde Ernährung" als Schulfach einzuführen.
Diese Idee begrüßt auch der Leiter der Küche der Stadt Graz, Franz Gerngroß. Für die WOCHE erklärt er, wieso Bewusstseinsbildung von klein auf wichtig ist.
Der Bezug zum Essen fehlt
Seit 1997 leitet Gerngroß die städtische Küche, wo sein 44-köpfiges Team 8.000 warme Speisen zubereitet und diese an 156 Kindergärten, Horte und Einrichtungen für sozial Schwache liefert.
"Man verbringt weniger Zeit zuhause und greift mehr auf Fertigprodukte zurück", leitet Gerngroß ein. Demnach würde man sich im Elternhaus immer weniger mit dem Thema auseinandersetzen. "Aus diesem Grund verlieren Kinder zunehmend den Bezug zu Lebensmitteln."
Laut dem Küchenleiter gibt es zwei Gruppen von Menschen: Jene, die sich sehr intensiv mit Essen auseinandersetzen, und jene, größere Gruppe, die das Thema überhaupt nicht interessiert.
Schulen sollen das aufgreifen
Daher sollten die Schulen dieses Thema dringend aufgreifen. "Wenn Eltern nicht dahinter sind, müssen es Lehrer sein", betont Gerngroß. Kinder sollten bestenfalls schon in jungen Jahren die Bedeutung von gesundem Essen mitbekommen und sich damit beschäftigen. "Ich habe meine Kinder zum Einkaufen mitgenommen, sie beim Kochen kosten lassen und ihnen erklärt, wie aus Lebensmitteln eine Speise entsteht."
Daher wünscht sich der Koch auch einen praktischen Teil, wenn das Schulfach "Gesunde Ernährung" etabliert werden sollte. "Ich wäre schon mit Theorie zufrieden, aber mit Praxis bleibt mehr hängen und man lernt Zusammenhänge zu verstehen."
Die Milch kommt von der Kuh
Der richtige Mix ist der Schlüssel zu einem gesunden – und glücklichen – Leben. "Nur gesund zu kochen ist unrealistisch und man darf ja auch einmal etwas Süßes essen", erklärt Gerngroß, dass es auf seinen Speiseplänen einmal pro Woche eine Süßspeise gibt.
Alles zu verbieten sei ein großer Fehler. "Denn alles, was verboten ist, ist für Kinder interessant", schmunzelt Gerngroß, der dazu rät, öfter mal einfache Gerichte selbst zu kochen statt Fast Food zu bestellen. "Ein Reis- oder Nudelgericht geht schnell und ist gesünder", appelliert er für mehr Vielfältigkeit, Abwechslung und Auseinandersetzung mit gesunder Ernährung. "Dann fragen Kinder nicht, was Kohlrabi ist, und denken nicht, dass die Milch aus dem Supermarkt kommt."
Keine Pause ohne Jause: Das gehört in die Box
Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder, dazu gehört auch eine gesunde Jause. Diese sollte abwechslungsreich sein und einen Mix aus Getreideprodukten, Milch und Milchprodukten, frischem Obst und Gemüserohkost sowie zuckerfreien oder -armen Getränken bestehen. Dabei liefern etwa Vollkornbrot oder Müsli Kohlenhydrate, Ballaststoffe und viele Mineralien bei geringem Fettanteil. Milchprodukte sorgen für die richtige Dosis an Eiweiß und Kalzium. Obst und Gemüse schmecken nicht nur gut, sie liefern auch wichtige Vitamine und können aufgeschnitten mitgegeben werden. Damit auch ja genug getrunken wird, sollte eine Flasche mit Wasser oder ungesüßten Säften und Tees mitgegeben werden. Eine Süßigkeit darf auch mal sein, sollte aber nicht zur Gewohnheit werden.
WOCHE-WISSEN
Ausgewogenheit sollte in jedem Alter auf dem Speiseplan stehen. So setzt sich eine gesund ausbalancierte Mahlzeit zu 55 Prozent aus Kohlenhydraten, 15 Prozent Eiweiß und nicht weniger als 30 Prozent Fett bestehen. Bei gekauftem Essen sollte auf die Zutatenlisten und Nährwerttabellen geachtet werden. Zu einer gesunden Ernährung zählt auch ausreichende Zufuhr von (kalorienarmen) Flüssigkeiten.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.