Kennzeichen für Fahrräder
"Völlig realitätsfremde Alibiforderung"

Mit Veranstaltungen wie "Kidical Mass" und "Ringradeln" will Move It auf die Bedeutung von Verkehrssicherheit aufmerksam machen. | Foto: Move It
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In der Diskussion Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr springt der Verein Move It für die Grazer Radfahrer in die Bresche: Die Forderung, dass Regeln kontrolliert werden sollen, sei legitim, einseitige Schikane und Sündenbockdenken aber nicht. Kennzeichen für Fahrräder realitätsfremd.

GRAZ. "Ich fühle mich in meiner Lebensqualität eingeschränkt", verrät eine 77-jährige Leserin über ihr Verhältnis zu Radfahrern. Bereits dreimal sei sie angefahren worden, "wenn mich einer richtig erwischt, dann ist's sowieso aus". Wie viele Grazer sieht die pensionierte Volksschullehrerin Egoismus zunehmend als Problem im Straßenverkehr. "Aus meiner Sicht – leider – zutreffend, wobei dies ein generelles Problem und der Radverkehr keinesfalls überrepräsentiert ist", sagt Stefan Kompacher vom Verein Move It, der sich den Aufbau eines sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Mobilitätssystems zum Ziel gesetzt hat.

Er vertritt die Auffassung, dass Rücksichtslosigkeit immer eine individuelle Entscheidung einer Person und unabhängig vom genutzten Verkehrsmittel sei, und hält fest: "Die Mehrzahl der Menschen verhält sich nicht rücksichtslos."

Knackpunkt Infrastruktur

Das größte Konfliktpotenzial sieht Kompacher "in unzureichender Rad-Infrastruktur und fehlender Verkehrsberuhigung in Nebenstraßen". Seiner Ansicht nach sollte es in jeder Hauptverkehrsstraße Radwege geben, die von der Kfz-Fahrbahn und von den Gehwegen baulich abgetrennt sind. "Ein gutes Beispiel hierfür wäre der vor einigen Jahren ausgebaute Radweg in der Wickenburggasse", so der Move-It-Sprecher.

In vielen Hauptstraßen gebe es indessen keine Radwege, was Kompacher ebenso problematisch sieht wie "das Zusammendrängen von Fuß- und Radverkehr auf kombinierte und dennoch benutzungspflichtige Geh- und Radwege". Dabei entstünden Konflikte mit Fußgängern und keinerlei Mehrwert für den Radverkehr. Die Grazer Nebenstraßen wären auch ohne Radweg gute Radrouten, da sie seiner Ansicht nach verkehrsberuhigt sein müssten: "Leider werden diese verstärkt vom Kfz-Verkehr als Abkürzung und Schleichweg genutzt, oft unter Missachtung des Tempolimits."

"Unnötige Hürden"

Und was sagt er zu den Vorwürfen, dass "Fahrrad-Rowdys" zu oft ungeschoren davonkommen? "Natürlich soll die StVO kontrolliert und Verstöße entsprechend geahndet werden – das wird völlig zu Recht gefordert und ist letztlich im Interesse aller, die sich korrekt verhalten und sich in Diskussionen dennoch rechtfertigen müssen." Vom Vorschlag, dass Radfahrer ein Kennzeichen samt Haftpflichtversicherung erhalten sollen, hält Kompacher nichts: "Aus meiner Sicht eine völlig realitätsfremde Alibiforderung, die primär den Zweck hat, Stimmung gegen Radverkehr zu machen und unnötige bürokratische Hürden zu schaffen."

Radfahrer gehören in Graz zum Stadtbild. Mit einer Vignette müssen sie derzeit nicht rechnen. | Foto: prontolux
  • Radfahrer gehören in Graz zum Stadtbild. Mit einer Vignette müssen sie derzeit nicht rechnen.
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Er sieht in Kennzeichen keine Garantie für Disziplin: "Ansonsten dürfte es beim Kfz-Verkehr ja kaum Verstöße geben." Eine private Haftpflichtversicherung sei inzwischen ohnehin sehr verbreitet, so Kompacher: "Eine Verpflichtung hierzu würde nichts Wesentliches ändern, aber wieder einen unnötigen bürokratischen Aufwand erzeugen." Zudem sei die Behauptung, dass Autofahrer die Kosten für den Radverkehr mittragen müssen, falsch: "Kfz-Abgaben sind mit Ausnahme der Autobahnmaut nicht zweckgebunden." Jedes Verkehrsprojekt werde also von allen Steuerzahlenden mitfinanziert.

Mehr zu dem Thema:

Hitzige Diskussion um "rücksichtslose Radfahrer"

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