Zwei Jahre nach Ankündigung
Ivica-Osim-Straße liegt weiterhin auf Eis
Entgegen einer früheren Ankündigung der Rathauskoalition behält die Conrad-von-Hötzendorf-Straße jetzt doch ihren Namen. Eine Ivica-Osim-Straße wird es sobald nicht geben, der Fokus beim Thema Straßenumbenennung liege nun woanders, heißt es bei den politisch Verantwortlichen.
GRAZ/JAKOMINI/LIEBENAU. Dass der südliche Teil der Conrad-von-Hötzendorf-Straße nach dem am 1. Mai 2022 verstorbenen "Jahrhunderttrainer" des SK Sturm Ivica Osim umbenannt werden soll, verkündeten Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) und der damalige Grazer SP-Chef Michael Ehmann gemeinsam mit Sturm-Präsident Christian Jauk noch im September 2022 bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz in der Merkur Arena – MeinBezirk.at berichtete.
Jetzt scheint das Thema komplett vom Tisch: Nach der Umbenennung des Stadionvorplatzes in "Ivica-Osim-Platz" habe man sich die entsprechenden Richtlinien "genau angeschaut" sowie sämtliche gemeldete Wohnsitze und Betriebe erhoben und eine Vorprüfung durchgeführt, teilt man seitens des Büros der zuständigen Vizebürgermeisterin Judith Schwentner mit: "Derzeit liegt der Fokus aber auf der Umbenennung von kleineren, kürzeren Straßen." Umbenannt sollen heuer noch die durch den NS-Bezug ihrer Namensgeber belastete Dr.-Hans-Kloepfer-Straße (neuer Name: Julia-Pongracic-Straße) in Eggenberg und Nernstgasse (neuer Name: Irene-Ransburg-Gasse) in Waltendorf werden.
Hintergründe, Fürsprecher und Unmut
Dass Straßennamen, die auf Personen zurückgehen, die in Zusammenhang mit dem nationalsozialistischen Schreckensregime stehen, geändert werden, gehört in Graz unter der dunkelrot-grün-roten Koalition zur gängigen Praxis. Grundlage dafür bildet eine von Historikerinnen und Historikern im Auftrag der Stadt erstellte Liste. Aufgrund der mit den Umbenennungen verbundenen Kosten für Anrainerinnen und Anrainer sowie für ansässige Unternehmen kam es immer wieder zu Kritik an der Vorgehensweise – insbesondere wenn vor Ort bereits Zusatztafeln vorhanden waren, die den geschichtlichen Kontext erklären.
Im Fall der nach dem Chef des Generalstabs der K.u.K.-Armee Franz Conrad von Hötzendorf benannten Straße ergeben sich mehrere Flanken. So gilt der 1925 verstorbene Conrad von Hötzendorf als Kriegstreiber, war er doch entscheidend am Beginn des Ersten Weltkriegs beteiligt. Obwohl die 2022 angekündigte Umbenennung lediglich den südlichen Teil der Straße (von der Fröhlichgasse bis zum Stadion) umfasst hätte, kam es zu Widerstand der Opposition, Wirtschaftstreibender sowie Teilen der Bewohnerinnen und Bewohner.
Während die entsprechende Würdigung des ersten Grazer Meistertrainers von der organisierten Fanszene des SK Sturm gefordert und seitens des Vereins selbst entschieden begrüßt wurde, zeigte man sich beim roten Stadtrivalen weniger begeistert. So betonte man beim GAK zwar den Respekt vor der Person Ivica Osim, hielt aufgrund des geteilten Stadions die Umbenennung des Vorplatzes und der dorthin führenden Hauptverkehrsroute nicht für angebracht.
So wurde der Abschied von Ivica Osim begangen:
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