Wenn es Zeit wird, die Handbremse zu ziehen
Sucht

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Wieder machen sie sich bemerkbar: Schmerzen. Besonders spüre ich sie morgens beim Zähneputzen und dem gleichzeitigen Dehnen der Wade.



Und trotzdem bin ich nicht gewillt, damit aufzuhören: Laufen. Obwohl meine rechte Ferse schon auf ihre doppelte Größe angeschwollen ist, bereite ich mich in diesem Moment auf eine weitere Runde vor. Ich kann es einfach nicht lassen – so habe ich das Gefühl.



Mittlerweile muss ich es mir eingestehen: Ich bin süchtig. Es scheint genetisch zu sein. Auch wenn ich mich bereits seit über drei Jahren von meinen Freunden verabschiedet habe, ist das Ursprungsproblem nie wirklich von mir behandelt worden. Stattdessen habe ich die Sucht lediglich in mein Tun – und damit inzwischen mein Sein – verlagert. Richtig: Ich bin nicht ohne das Laufen.



Wodurch kennzeichnet sich Sucht – also Abhängigkeit von etwas – im Allgemeinen? Ab wann wird eine solche problematisch? Und vor allem: Gibt es einen Weg heraus aus dieser Teufelsspirale?



Sucht an sich ist meiner Erfahrung nach grundsätzlich nichts Schlimmes. Wir Menschen werden alle - bis zu einem gewissen Grad – unterbewusst von unseren Trieben gesteuert. Der tiefste und stärkste von ihnen ist vermutlich der Sexualtrieb – ohne den wir längst ausgestorben wären. Und im Grunde, so bin ich überzeugt, beruht auch jede Interaktion zwischen Mann und Frau auf jenem Trieb. Das heißt selbstverständlich nur, wenn nicht irgendein anderer Vorteil für eine der beiden Parteien im Spiel ist.



Und so verhält es sich auch mit jeder anderen Sucht: Der Mensch erhofft sich durch die Einnahme einer Substanz oder die Ausübung einer bestimmten Tätigkeit stets einen Vorteil – wie etwa ein Gefühl der Befriedigung oder Erlangung von etwas – für sein eigenes Leben.



Soweit, so gut: Wann wird das Ganze jedoch problematisch? Nun – logischerweise –, wenn die Nachteile der Handlung beginnen, die empfundenen Vorteile zu überwiegen. Sprich: Wenn sich das repetitive Tun negativ auf das eigene Leben auszuwirken anfängt.



Wenn ich zum Beispiel nur noch wegen des Endorphinausstoßes und der Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten – mithilfe derer ich unter anderem diesen und alle meine anderen Texte verfasst habe – laufe, ich aber die möglichen negativen Folgen der Ausprägung einer chronischen Insertionstendinopathie der Achillessehne ignoriere, dann wird das Ganze langfristig problematisch. Und dieser Punkt scheint bei mir jetzt erreicht zu sein.



Sucht: Ich habe mir die meine mittlerweile eingestanden. Ich fühle mich machtlos. Besser: Ich bin nicht gewillt – noch nicht –, das Laufen aufzugeben. Mein Körper – konkret meine Ferse – toleriert die Belastung zwar noch. Jedoch befürchte ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch meine Schmerztoleranz ihre Grenzen erreicht und ich nachgeben werde müssen.



Noch allerdings ist es nicht so weit, weshalb ich langsam und vorsichtig weiterlaufen werde – Schritt für Schritt und Meter für Meter. Ich bleibe jedoch wachsam, werde genau auf die Reaktionen meines Körpers achten und im Fall der Fälle an der Handbremse ziehen.



Zeit: Sie wird mir auch dieses Mal zeigen, was zu tun ist.

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