Gemeindebund-Präsident Mödlhammer wünscht sich mehr Bürgermeisterinnen

Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer und die Stuhlfeldener Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher präsentierten die Ergebnisse einer Befragung zum Thema "Frauen in der Kommunalpolitik". | Foto: Gemeindebund
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ÖSTERREICH. Unter den Gemeinden in den verschiedenen Bundesländern gibt es Unterschiede im Frauenanteil beim Bürgermeisteramt: Den höchsten Frauenanteil hat Niederösterreich mit 59 Bürgermeisterinnen bei insgesamt 573 Gemeinden – das sind 10,3 Prozent. Den niedrigsten Anteil hat Salzburg mit vier Bürgermeisterinnen bei 119 Gemeinden – das sind 3,4 Prozent.

Um die Thematik in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, befragte der Gemeindebund rund 100 Bürgermeisterinnen in Österreich. Die Ergebnisse stellten Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer und Sonja Ottenbacher, seit 2004 Bürgermeisterin der 1.600-Seelen-Gemeinde Stuhlfelden in Salzburg, am 4. August gemeinsam bei einer Pressekonferenz in Wien vor.

Vereinbarkeit von Beruf, Amt und Familie

Die Umfrage ergab ein klares Bild über den Status und die Problemfelder für Frauen in der Kommunalpolitik. "Die schlechte Vereinbarkeit von Zivilberuf, politischem Amt und Familie ist sicherlich ein wesentlicher Faktor", begründet Ottenbacher den geringen Frauenanteil. Die 55-Jährige spricht aus eigener Erfahrung: Sie gab ihre Psychotherapie-Praxis auf, um sich voll und ganz dem Bürgermeisteramt zu widmen.

46 Prozent der Bürgermeisterinnen üben ihr Amt hauptberuflich aus. "Bei Männern ist das anders", weiß Mödlhammer. "Hier gehen wir davon aus, dass 70 bis 80 Prozent einen zivilen Beruf haben und das Amt zusätzlich ausüben." Die Detail-Auswertung ergibt: "76 Prozent der Bürgermeisterinnen wenden mehr als 30 Stunden pro Woche für ihre politische Arbeit auf. 56 Prozent gaben an, dass sie sich die Kinderbetreuung zu gleichen Teilen mit ihrem Partner aufteilen, bei der Hausarbeit gilt dies nur für 40 Prozent der Haushalte.

Kaum junge Frauen im Amt

Dass das Bürgermeisteramt schwierig mit einem klassischen Familienleben zu vereinbaren ist, zeigt sich auch am Alter der österreichischen Bürgermeisterinnen: Den mit Abstand größten Anteil stellen Frauen im Alter zwischen 50 und 59 Jahren. Frauen würden sich erst um die Familie kümmern und das Amt später antreten, begründete Ottenbacher.

Auffällig ist der hohe Bildungsgrad von Bürgermeisterinnen: 50 Prozent haben eine Matura oder einen Hochschulabschluss, nur zwei Prozent haben die Pflichtschule als höchsten Abschluss.

Fehlende soziale Absicherung

Die Bürgermeisterinnen übten in der Umfrage Kritik an der mangelhaften sozialen Absicherung: 71 Prozent bewerteten diesen Bereich als "wenig" oder "gar nicht" zufriedenstellend. Mit den Gehältern sind 69 Prozent der Befragten zufrieden, allerdings fehle die Absicherung nach dem Verlust des Amtes. "Dazu kommt, dass Bürgermeister ein Ausmaß an Haftungen, an Verantwortungen und juristischen Zuständigkeiten übernhemen, auf das kaum jemand vorbereitet ist", sagt Ottenbacher.

Im Rahmen der Umfrage konnten die Bürgermeisterinnen auch die größten Ärgernisse und Hindernisse benennen. "Bürokratie, Gesetzesflut und Überregulierungen wurden hier am öftesten genannt", berichtet Mödlhammer. "Der Staat reguliert sich zu Tode, dafür hat kein Mensch mehr Verständnis. Und wir in den Gemeinden müssen das vollziehen und kassieren dafür noch den Ärger der Bürger."

Appell an Bund und Länder

Auf der Gemeindeebene sei man besonders nah an den Menschen dran und kenne ihre Sorgen und Bedürfnisse, sagt Otttenbacher. Die Zusammenarbeit unabhängig von Parteizugehörigkeiten sei ihr besonders wichtig. "Die Menschen wollen keine Streitereien und Unsicherheiten. Sie wollen Sicherheit und Vertrauen. Gemeinsam bringt man etwas weiter", richtet sie das Wort an die höheren politischen Ebenen. "Im Bund heißt es oft: ,Mit dem kann ich nicht!' Das geht nicht: Man hat zu können!"

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