15 Jahre "Achterbahn Steiermark"
Psychische Belastungen nehmen weiter stark zu

Die Vorsitzende von "Achterbahn Steiermark" Michaela Wambacher blickt auf 15 Vereinsjahre zurück. Die "Plattform für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen" wurde im Jahr 2007 von Kurt Senekovic gegründet.  | Foto: "Achterbahn Steiermark"
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  • Die Vorsitzende von "Achterbahn Steiermark" Michaela Wambacher blickt auf 15 Vereinsjahre zurück. Die "Plattform für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen" wurde im Jahr 2007 von Kurt Senekovic gegründet.
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Am 2. April 2022 feiert der Verein "Achterbahn Steiermark", der mittlerweile in zehn steirischen Bezirken mit Selbsthilfegruppen vertreten ist, sein 15-jähriges Bestehen. Der Bedarf ist groß und steigt bedingt durch die Corona-Pandemie weiter an. 

STEIERMARK. Laut Weltgesundheitsorganisation leidet heute jede:r vierte Österreicher:in mindestens einmal im Leben an einer psychischen Erkrankung. Bedingt durch die Lebensumstände unserer Zeit und befeuert durch die Corona-Pandemie befinden sich vor allem Depressionen, Angsterkrankungen und Burnout im Vormarsch.

"Die flächendeckende Gesundheitsversorgung wird damit zur Herausforderung. In diesem Zusammenhang gewinnt die Selbsthilfe an Bedeutung. Vor allem bei einer Ersterkrankung kann die Selbsthilfe eine Brücke zur professionellen Versorgung sein und über die Akutphase einer Erkrankung hinaus zur Stabilisierung und Genesung beitragen."
Michaela Wambacher, Leiterin "Achterbahn Steiermark"

Unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Religionszugehörigkeit oder sexueller Orientierung sei jeder Mensch, der eigene Erfahrungen mit psychischer Erkrankung habe, im Verein "Achterbahn" willkommen, so Wambacher, die auf Selbsthilfe als sinnvolle Ergänzung zum professionellen Angebot verweist.

Hilfe in psychischen Krisen: "Achterbahn Steiermark" bietet keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Das Angebot des Vereins kann diese aber sinnvoll ergänzen. | Foto: Pixabay
  • Hilfe in psychischen Krisen: "Achterbahn Steiermark" bietet keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Das Angebot des Vereins kann diese aber sinnvoll ergänzen.
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Betroffene helfen Betroffenen vor Ort 

Seit der Eröffnung des Vereinsbüros im Jahr 2007 ist es dem mittlerweile 20-köpfigen Achterbahn-Team gelungen, in Graz ein vielfältiges Selbsthilfe-Gruppenangebot für Menschen in psychischen Krisen zu etablieren, das vom gemütlichen Beisammensein und Erfahrungsaustausch bei Kaffee und Kuchen über Selbsthilfe-Gesprächsrunden, Kreativgruppen, therapeutisch geleiteten Gruppen bis hin zu einer trialogischen Gesprächsgruppe reicht.

"Die Achterbahn entstand aus dem Verlangen von Menschen mit psychischen Erkrankungen, selbstbestimmt zu leben", erinnert sich Wambacher, seit 2021 Vorsitzende von "Achterbahn Steiermark" und dem Dachverband "IDEE Austria", an die ursprüngliche Intention hinter der Vereinsgründung zurück. Und auch 15 Jahre später sind Interessierte nach wie vor herzlich dazu eingeladen, an der Entwicklung von Projekten - im Sinne von „Betroffene für Betroffene“ - kreativ mitzuwirken und diese mitzugestalten.

Am 2. April besteht der Verein "Achterbahn" seit 15 Jahren. Dem Wortsinn entsprechend war - vor allem zu Beginn - die eine oder andere Achterbahn-Fahrt zu überstehen. | Foto: Pixabay
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Selbsthilfebewegung mit kostenfreien Angeboten

Es sei allerdings Zufall gewesen, dass Kurt Senekovic und Michaela Wambacher im Jahr 2004 aufeinandertrafen. Beide verfolgten zu diesem Zeitpunkt dasselbe Ziel: die Gründung einer Selbsthilfebewegung für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung. Sie hatten jeweils eigene Erfahrungen mit psychischer Erkrankung und vermissten ein niederschwelliges kostenfreies Angebot von Betroffenen für Betroffene.
Im Jahr 2007 war es dann soweit: Am 2. April öffnete das Vereinsbüro seine Pforten mit Kurt Senekovic als Obmann und Geschäftsführer und einer Sekretärin. Das Vereinsbüro befand sich damals in der Plüddemanngasse 45 in Graz. Ab diesem Zeitpunkt begann der Verein schrittweise zu wachsen.

Steiermarkweiter Ausbau des Angebots

Seit seinem Bestehen ist es dem Verein gelungen, in Graz und den Bezirksstädten Deutschlandsberg, Hartberg, Liezen, Kapfenberg, Leoben, Murau, Mürzzuschlag, Weiz, Gleisdorf, Voitsberg und Leibnitz ein buntes Selbsthilfeangebot zu schaffen. In den Bezirksstätten finden zweiwöchentliche Selbsthilfegruppen statt. Dafür werden dem Verein "Achterbahn" von den örtlichen psychosozialen Beratungszentren kostenfrei Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.

Seit 2021 ist Michaela Wambacher Vorsitzende von "Achterbahn Steiermark" und dem Dachverband "IDEE Austria". | Foto: "Achterbahn Steiermark"
  • Seit 2021 ist Michaela Wambacher Vorsitzende von "Achterbahn Steiermark" und dem Dachverband "IDEE Austria".
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Gruppentreffen als Schutz vor Isolation

Seit Anfang 2014 geöffnet, finden im Klubhaus "Achterbahn" unterschiedliche Selbsthilfe,- Freizeit- und Kreativgruppen statt. Sie können von Menschen mit psychischer Beeinträchtigung ab dem 18. Lebensjahr kostenfrei und ohne Anmeldung besucht werden.

Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die wöchentlichen Frühstücks- und Kaffeerunden am Dienstag und Donnerstag. Das gemütliche Beisammensein und der Erfahrungsaustausch beschert den Besucherinnen und Besuchern eine gewisse Zeit der Unbeschwertheit und schützt vor drohender Isolation. Themenspezifischer sind die Selbsthilfegruppe „Depression&Angst“ sowie die „Therapeutisch begleitete Selbsthilfegruppe“.

"Weil sich das Achterbahn-Team vorwiegend aus Menschen zusammensetzt, die selbst Erfahrung mit psychischer Erkrankung haben, ist das Verständnis für die vielfältigen Probleme von Betroffenen, die das Angebot nutzen, besonders groß und eine Begegnung auf Augenhöhe mit Menschen in psychischen Belastungssituationen möglich."
Michaela Wambacher, Leiterin "Achterbahn Steiermark" 

Weitere Informationen zum Angebot von "Achterbahn Steiermark" findest du hier: www.achterbahn.st

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