Tipps für den Schulneustart
Zurück im Klassenzimmer: viel Platz und doch kaum Raum zum Kindsein

Klare Regeln für den neuen Schulalltag und kaum Platz zum Kindsein mehr – die Kinder sollten gut darauf vorbereitet werden, dass sich vieles seit dem 13. März geändert hat. | Foto: KK
  • Klare Regeln für den neuen Schulalltag und kaum Platz zum Kindsein mehr – die Kinder sollten gut darauf vorbereitet werden, dass sich vieles seit dem 13. März geändert hat.
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Morgen läutet nach zwei Monaten der Corona-Zwangspause wieder die Schulglocke für die rund 90.000 steirischen Pflichtschüler. Dabei schwanken die Emotionen zwischen Vorfreude, dem Wunsch nach unendlicher Verlängerung des Home-Schoolings sowie nicht wenigen Zweifeln und Unsicherheiten, wie denn der Schulalltag in der so genannten "neuen Normalität" aussehen wird. Denn eines ist klar, die Abläufe werden sich drastisch von jenen Strukturen unterscheiden, als der Großteil der Kinder die Klassenzimmer am 13. März verlassen hat.

Blick nach vorn

Der Schulneustart wirft naturgemäß viele Fragen und Unsicherheiten sowohl für die Kinder als auch deren Eltern auf. "Wir haben leider keine fertigen Antworten und das stellt uns wieder vor zwei Möglichkeiten. Entweder wir ergeben uns unseren Sorgen und ersticken in ihnen oder wir nutzen die Energie für einen konstruktiven Blick nach vorn", empfiehlt der WOCHE-Experte und Jugendpsychologe Philip Streit. "Die Herausforderung zu sehen und zu akzeptieren, hilft einem selbst und den eigenen Kindern. Uns selbst, den Kindern und möglicherweise auch den Lehrern Druck zu machen, hilft weniger." Unser Motto sollte daher sein: „Wir schaffen das“, anstatt von „Wir müssen das schaffen“. Denn Druck überträgt sich und lähmt die Kinder, uns selbst und die, die mit unseren Kindern in der Schule arbeiten.

Kinder gut vorbereiten

Wie wichtig es ist, den Nachwuchs auf den neuen Schulalltag vorzubereiten erklärt auch SOS-Kinderdorf-Mitarbeiterin Christina Kern: „Viele Kinder können es kaum erwarten, wieder zur Schule zu gehen. Wenn sie dann merken, dass der Schulalltag ganz anders ist als in ihrer Vorstellung, kann die Enttäuschung groß sein. Um Frustration zu verhindern, sollten Eltern den Wiedereinstig mit ihren Kindern vorbereiten und gut begleiten." Dazu zählt unter anderem mit dem Kind Fragen durchzugehen wie "Wie wird das Klassenzimmer aussehen? Werden die Lehrerinnen und Lehrer Masken tragen? Welche Kinder sind am gleichen Tag in der Schule, welche in der anderen Gruppe? Und warum ist es wichtig, alleine an einer Schulbank zu sitzen?" Vielleicht hat das Kind ja von sich aus noch weitere Fragen, an die Mama und Papa vielleicht gar nicht denken.
Auch das Thema der durch die Gruppenaufteilung zwangsläufig auseinander dividierten besten Freundschaften sollte angesprochen werden. "Gibt es da eventuell Alternativen? Vielleicht sind regelmäßige Treffen im Freien möglich?", rät Christina Kern.

Hier nun einige Tipps, wie das Abenteuer Schule unter den neuen Gegebenheiten gelingen kann:

-> Ruhe und Gelassenheit sind das Credo. Alles sollte unter der Prämisse "Wir schaffen das" stehen.

-> Vorbereitung ist alles: Dazu braucht es klare Strukturen und einen Plan – dieser sollte mit dem Umfeld, der Schule sowie gegebenenfalls der Arbeit der Eltern abgestimmt sein. 

-> Eingewöhnung ohne Druck: Nach der langen, ungewollten Schulpause ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen die nötige Zeit zu geben, sich wieder an die Klassenregeln und Abläufe zu gewöhnen. Es ist okay und völlig normal, dass das Lernen zuhause anders aussieht als in der Schule und nicht alle Kinder in der Klasse auf dem gleichen Stand sind.

-> Unterstützung nach dem Neustart: Wenn die ersten Schultage ein großes Pensum an Lernstoff mit sich bringen, ist die Unterstützung des Kindes mehr denn je angesagt. Mit der richtigen Einteilung leidet die Motivation nicht zu sehr.

-> Positive Energie: Lächeln wird - auch unter einer Maske - bemerkt und wirkt motivierend. Schritte nach vorne setzen und das Gelingende bemerken.

-> Nicht allein bleiben. Am besten weiter das Gespräch mit der Schule suchen und vernetzt bleiben. Gerade jetzt ist regelmäßiger Austausch und Kommunikation wichtig. Dazu können und sollen die Errungenschaften genutzt werden, die gerade erlernt wurden, wie der Einsatz neuer Medien in Form von Videoplattformen, Handykonferenzen usw.

-> Positives Mindset: Wenn etwas nicht gelingt, bedeutet das nicht „das geht nicht“, „das ist zu schwer“, „ich schaffe das nicht“, sondern „das war gut bis jetzt“, „das haben wir NOCH nicht geschafft“, „wir bleiben dran“.

-> Spaß, Humor und Freude nicht verlieren. Das beflügelt und erleichtert die Situation.

-> Kinder brauchen klare und deutliche Informationen. Die Information zu, dass Abstand zu halten ist, dass Masken zu tragen sind und dass den Anweisungen der Lehrer Folge zu leisten sind, ist Kindern zumutbar. Auch dabei den Humor nicht vergessen, indem zum Beispiel die Masken lustig bemalt werden und so auch das Maskentragen Freude macht.

-> Aus dem Abstandsgebot lässt sich ein kreatives Spiel machen: "Wer zu nahe kommt" verliert oder man sucht gemeinsam mit dem Kind einen symbolischen Gegenstand, der den nötigen Abstand darstellt wie beispielsweise eine Poolnudel.

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