Bauen wird teuer – Einfamilienhäuser bald Luxusgut?
Immobilienmarkt Wohnhäuser, 1. Halbjahr 2021
Wir erleben eine wahrlich turbulente Zeit am Immobilienmarkt, nicht nur die Krise macht sich seit dem vorigen Jahr bemerkbar, hinzu kommt noch eine Knappheit an geeigneten Baugründen für Einfamilienhäuser in gefragten Gemeinden und die nun enorm gestiegenen Baukosten.
In unseren letzten Immobilienmarktanalysen haben wir bereits über die Ursachen der Baugrund - Knappheit und über die Auswirkung der gestiegenen Baukosten auf den Wohnungsbau berichtet.
In diesem Artikel berichten wir ausschließlich über den Immobilienmarkt für gebrauchte und Neubau Ein- Zweifamilienhäuser.
Baupreisindex Q1 2021 von Statistik Austria veröffentlicht
Der reine Baukostenindex wird regelmäßig für den Vormonat veröffentlicht und weist schon im Jänner eine ungewöhnliche Steigerung von insgesamt 3,3% zur Vorjahresperiode auf.
Mittlerweile befinden wir uns sogar bei einer Steigerung von 7,5% im Wohnhaus- und Siedlungsbau. (Anm.: übliche Vorjahres-Schwankung -0,4 bis +0,7%).
Diese Zahlen lassen auf einen ebenfalls stark gestiegenen Baupreisindex schließen, der für das erste Quartal 2021 kürzlich veröffentlicht worden ist.
Während sich der Baupreisindex in den vergangenen Jahren pro Jahr um ca. 3 bis 3,5% erhöhte, haben wir aktuell bereits im ersten Quartal eine Steigerung von knapp über 2%! Die im April noch höher gestiegenen Baukosten lassen auf einen noch stärkeren Anstieg des Baupreisindex im zweiten Quartal schließen.
Haus bauen derzeit so teuer wie noch nie
Die hohen Baupreise treffen kleinere Gebäude wie Einfamilienhäuser im Vergleich zu Wohnungen noch stärker. Viele Bauherren kämpfen mit Lieferverzug von Baumaterial, oder hadern mit den aktuellen Kosten des Baumaterials.
Selbst Fertighausanbieter mussten in Österreich die Preise anheben. Der Standard berichtete am 27.5.2021, dass sogar die übliche Fixpreispflicht bei einigen Anbietern bis September ausgesetzt wurde.
Der aktuelle Baustoffmangel und die damit verbundenen Preise werden sich irgendwann wieder normalisieren, dies kann schlagartig geschehen und wird besonders private Bauherren freuen.
Wobei die Baupreise seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1971 nur sehr selten einen Rückgang verzeichnet haben und auf eine eher langjährige Entwicklung schließen lassen. Wie sich der Markt diesbezüglich entwickelt, kann momentan nur erratet werden. Eine erste verlässliche Prognose kann erst nach Veröffentlichung der Jahresindexwerte abgegeben werden.
Auswirkung auf gebrauchte Wohnhäuser
Der Baupreisindex ist ebenfalls eine wichtige Kennzahl in der Immobilienbewertung laut aktueller ÖNORM und stellt eine der Möglichkeiten für eine Wertsteigerung dar.
Diese Kennzahl kann vom Jahresdurchschnitt, als auch Quartalsabhängig berechnet werden.
Wir gehen davon aus, dass sich der schlagartige Preisanstieg der Neubauten nur gering auf den Gebrauchtmarkt auswirken wird.
Realistisch gesehen sollte erst der kommende Jahresdurchschnitt herangezogen werden, da dieser ein etwaiges Abflachen der Baukosten beinhalten würde.
Der Immobilienmarkt für Einfamilienhäuser war 2019 im Vergleich zum Vorjahr eher stabil und hatte laut Immobilienpreisspiegel in einigen Bezirken bereits den Höchstwert erreicht, so verzeichnete der Bezirk Weiz in den sehr guten Lagen ein leichtes Minus, während Hartberg-Fürstenfeld und die Obersteiermark mit den damals günstigeren Preisen um ca. 5% zugenommen haben.
Für den kommenden Immobilienpreisspiegel erwarten wir eine erneute Steigerung in den guten bis sehr guten Lagen. Aufgrund des derzeit niedrigen Angebots an Häuser als auch Baugründen und der zahlreichen Käuferschicht, fällt die Marktwertanpassung deutlich positiver aus, als die Jahre zuvor. Die etwaige Wertsteigerung sollte sich aber im einstelligen Prozentbereich einpendeln, da schon in den Jahren zuvor der maximal finanzierbare Betrag nicht selten überschritten wurde und nur durch erhebliche Eigenmittel der Käufer ausgeglichen werden konnte.
Dennoch lassen sich Häuser nur schwer pauschal vergleichen, da die Lage, die Bauweise und der Zustand nie ident mit dem durchschnittlichen Referenzwert ist und nur eine individuelle Bewertung den wahren Wert Ihres Hauses zu Tage fördern kann.
Lukas Neuhold - staatl. gepr. Immobilienmakler
Neuhold Immobilien GmbH
www.neuimmo.com
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