Globale Kilmakrise
Österreich droht starker Anstieg bei Hitzetagen

Modellrechnungen des Climamap-Projekt zeigen, was ein Scheitern des internationalen Klimaschutzes für Österreich bedeuten würden: So könnte die Zahl der gesundheitlich belastenden Hitzetage deutlich ansteigen. | Foto: vladischern/Fotolia
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  • Modellrechnungen des Climamap-Projekt zeigen, was ein Scheitern des internationalen Klimaschutzes für Österreich bedeuten würden: So könnte die Zahl der gesundheitlich belastenden Hitzetage deutlich ansteigen.
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Am Mittwoch verabschiedete die Weltgemeinschaft bei der UNO-Klimakonferenz (COP28) eine Resolution, die zur Abkehr von fossilen Brennstoffen aufruft. So soll in diesem "entscheidenden Jahrzehnt" – bis zum Jahr 2030 – die Klimaschutzmaßnahmen "beschleunigt" werden, um bis 2050 weltweit eine Klimaneutralität zu erreichen. Modellrechnungen des Climamap-Projekt zeigen, was ein Scheitern des internationalen Klimaschutzes für Österreich bedeuten würden: So könnte die Zahl der gesundheitlich belastenden Hitzetage deutlich ansteigen.

ÖSTERREICH/VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE. Obwohl mehr als 100 Staaten bei der COP28 einen klaren Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas gefordert hatten, wird dies im Abschlusstext der Klimakonferenz nicht erwähnt. Stattdessen wird die Weltgemeinschaft dazu aufgerufen, zu einem "Übergang weg von fossilen Energieträgern" beizutragen. Damit soll bewirkt werden, dass das 2025 international vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, in Reichweite gehalten wird. 

Die Reaktionen auf den Abschlusstext fielen gemischt aus: So fühlten sich etwa die besonders vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Inselstaaten übergangen, während Ölstaaten wie Saudi-Arabien während der Konferenz Druck gegen eine weltweite Abkehr von Öl, Kohle und Gas machten. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres forderte am Mittwoch auf X (vormals Twitter): "Das Zeitalter fossiler Brennstoffe muss enden – und es muss mit Gerechtigkeit enden". So betone auch die Wissenschaft, dass "eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad ohne den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen unmöglich ist". Dies sei auch von einer "wachsenden und breiten Koalition von Ländern auf der COP28 anerkannt" worden.

Gewessler: "Ein riesiger Schritt nach vorne"

Die EU zeigte sich mit Abschluss der Konferenz zufrieden über die Einigung. "Zum ersten Mal nach 30 Jahren könnten wir jetzt den Anfang vom Ende der fossilen Energieträger erreichen", erklärte EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra auf dem Weg in den Plenumssaal. Auch Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hielt in einem Statement fest, dass sich die Welt von den fossilen Energien verabschiede. "Das ist ein riesiger Schritt nach vorne", so die Ministerin, die festhielt, dass die Worte "Umstieg weg von fossilen Energien" eine neue Ära im globalen Klimaschutz einleiten. Schließlich benenne die Weltklimakonferenz die Ursache der Klimakrise erstmals konkret und unmissverständlich.

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hielt in einem Statement fest, dass sich die Welt von den fossilen Energien verabschiede.  | Foto:  Kamran Jebreili / AP / picturedesk.com
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Zahl der Hitztage in Österreich könnte stark ansteigen

Wie dramatisch ein Scheitern des internationalen Klimaschutzes auch in Österreich sein würde, zeigen die von der APA ausgewerteten Prognosedaten des Climamap-Projekts: Demnach wird die Zahl der Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad in weiten Teilen des Landes stark steigen.

Die ausgewerteten Daten legen dar, dass eine heute etwa 20-jährige Person im Bezirk Neusiedl am See bisher durchschnittlich 16 bis 20 Hitzetage pro Jahr erlebt hat. Sollte sich die Erderwärmung in den nächsten 50 Jahren auf zwei Grad Celsius begrenzen lassen, würde sich diese Zahl bis zu ihrem 70. Geburtstag auf etwa 38 erhöhen. Steigt die weltweite Temperatur allerdings um drei Grad an, dann könnte dies für den burgenländischen Bezirk bis zu 44 Hitzetage pro Jahr bedeuten. 

Stärkster Anstieg in Städten, im Osten und Süden

Für ihre Auswertung hat die APA die Ergebnisse von 14 Klimaprognosemodellen auf die österreichischen Bezirke umgerechnet. Berücksichtigt seien dabei ausschließlich tatsächlich besiedelte Regionen worden, damit die deutlich niedrigeren Temperaturen im nicht bewohnten Gebiet – wie etwa Bergen oder Wälder – die Auswertung nicht verzerren. 

Besonders betroffen von dem Anstieg der Hitzetage könnten Innsbruck, Villach, Klagenfurt, Neusiedl, Rust und die Südsteiermark sein, wo es künftig mehr als 20 zusätzliche Hitzetage geben könnte. | Foto: Panthermedia
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Im Konkreten fällt dabei auf, dass die Zahl der Hitzetage bis in die 2070er-Jahre je nach Bezirk um zwei bis zehn pro Jahr ansteigt, wenn sich die Erderwärmung auf ein Plus von zwei Grad begrenzen lässt. Sollten sich die Temperaturen um drei Grad erhöhen, dann legt die Zahl den Prognosen zufolge um acht bis 24 zu. Den stärksten Anstieg erwartet man dabei in Innsbruck, Villach, Klagenfurt, Neusiedl, Rust und in der Südsteiermark, wo es mehr als 20 zusätzliche Hitzetage geben könnte.

Auch Tropennächte werden deutlich häufiger

Am wenigsten betroffen wäre von den Auswirkungen der Klimakrise hingegen das Waldviertel. So könnte der Bezirk Zwettel im günstigeren Fall (Erderwärmung um zwei Grad) einen Anstieg um zweieinhalb Hitzetage erleben; ein Plus von etwas über acht Hitzetage wird hingegen bei einem Temperaturanstieg von drei Grad erwartet. 

Neben den Hitzetagen steigt jedoch auch die Anzahl der Tropennächte in Österreich. So gibt es davon etwa in Wien aktuell durchschnittlich drei pro Jahr, während die Zahl in 50 Jahren auf bis zu 22 anwachsen könnte. Erwärmt sich die Welt bis 2100 um zwei Grad, könnte Wien jährlich knapp neun Tropennächte erleben; bei einem Plus von drei Grad steigt die Anzahl hingegen sogar auf bis zu 36 an. 

Deutlich mehr Hitzetode 

Für die Menschen bedeutetet die Zunahme der Hitzetage eine starke Belastung. So beanspruchen hohe Temperaturen das Herz-Kreislauf-System, in Folge dessen kommt es häufig zu Kopfschmerzen, Dehydration, Reizbarkeit, Übelkeit, Schwindel, Erschöpfungs- und Schwächegefühl bis hin zu Muskel- und Bauchkrämpfen, Fieber und Kreislaufkollaps. Zudem nimmt die geistige Leistungsfähigkeiten bei Hitze ab.

Gefahren durch Hitze und Sonne | Foto:  APA-Grafik / picturedesk.com
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So warnte Andrea E. Schmidt, Leiterin des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit der GÖG, bereits im Sommer davor, dass die Zahl der Hospitalisierungen und Todesfälle in heißen Sommern deutlich ansteigen

"Hitze betrifft die gesamte Bevölkerung: vom Baby oder Kleinkind bis zum Erwachsenen, aber insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen wie ältere und/oder pflegebedürftige Personen, Kinder insbesondere Säuglinge und Kleinkinder, schwangere Frauen, Personen mit chronischen Erkrankungen."

Im vergangenen Jahr verzeichnete Österreich 231 Hitzetote. Die Zahl für das heurige Jahr ist noch ausständig, soll aber bald veröffentlicht werden.

Neue Modellrechnungen im Jahr 2026

Wie die APA festhält, ist bei ihrer Auswertung zu beachten, dass es sich bei der Anzahl der Hitzetage lediglich um Durchschnittswerte für das besiedelte Gebiet in jedem Bezirk handelt. Bereits jetzt können in einzelnen Regionen – besonders in den Stadtzentren – deutlich häufiger Hitzetage und Tropennächte vorkommen. In höher gelegenen Ortschaften oder Wohngegenden am Stadtrand kann die Hitzebelastung hingegen deutlich geringer ausfallen. 

Außerdem gelte, dass weit in die Zukunft gerichtete Prognosedaten im Generellen mit Vorsicht zu bewerten sind. So weist etwa Heimo Truhetz, Klimaexperte des Wegener Centers der Uni Graz, darauf hin, dass es sich lediglich um mögliche Szenarien handle. Diese brächten zwar eine Annäherung an die Realität, aber keine absolute Sicherheit. Zudem stammen die Daten des Climamap-Projekt aus den Jahren 2016 bis 2018, neue Modellrechnungen sollen 2026 veröffentlicht werden. 

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