Klimawandel
Schneereicher Winter lässt Wasserversorger aufatmen

Der Obmann des Trinkwasserverbandes Eibiswald-Wies LAbg. Bgm. Andreas Thürschweller (l.) mit dem Geschäftsführer Günther Schmidbauer.  | Foto: Veronik
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  • Der Obmann des Trinkwasserverbandes Eibiswald-Wies LAbg. Bgm. Andreas Thürschweller (l.) mit dem Geschäftsführer Günther Schmidbauer.
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Im April des Vorjahres haben die Wasserversorger in unserem Bezirk nach anhaltender Trockenheit besorgt in die Zukunft gesehen. Obwohl es heuer ein schneereicher Winter in den Quellgebieten auf der Koralm gewesen ist, bleibt das Thema Klimawandel und die damit einhergehend  eingeschränkten Niederschlagsmengen bzw. Starkregenfälle ein brisantes Thema. MeinBezirk.at hat sich zur aktuellen Situation umgehört.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Wasserhahn auf, Trinkwasser raus, das ist ein oft gar nicht hoch genug geschätztes Gut, nämlich unser wertvollstes Lebensmittel. Dass Trinkwasser aus dem Wasserhahn nicht selbstverständlich ist, erfahren wir spätestens wenn man in einem Urlaubsland ist, wo Trinkwasser Mangelware ist. Aber auch in unserer Region ist Wasser stets ein heikles Thema, denken wir allein an den März/April des Vorjahres, als es nach drei Monaten Trockenheit noch immer keine Niederschläge gegeben hat.

Entspannung mit Vorsicht

Und wie ist die Lage in diesem Jahr? "Heuer ist die Situation wesentlich besser, da es in unserem Quellgebiet auf der Koralm einen schneereichen Winter gegeben hat", erklärt Günther Schmidbauer vom Wasserverband Eibiswald-Wies.

"Allein auf der Wiel, wo eine unserer größten Quellen von der Schüttungsmenge her besteht, waren an die 1,5 Meter Schnee. Das ist ein Segen, da Schnee langsam in das Erdreich einsickert und nicht nur oberflächlich abrinnt. Da die Schneeschmelze ja erst in den nächsten Wochen einsetzen wird, werden sich auch diese Wassermengen in den Quellen erst später bemerkbar machen", sagt Schmidbauer, der seit November 1999 Geschäftsführer vom Wasserverband Eibiswald-Wies ist. Das Besondere: Mit Gründung am 9. Oktober 1958 besteht der Wasserverband Eibiswald-Wies heuer seit 65 Jahren und ist somit der älteste Trinkwasserverband in der ganzen Steiermark. Obmann ist aktuell LAbg. Bgm. Andreas Thürschweller aus Eibiswald.

"Der Klimawandel existiert. Die Niederschläge sind zwar vorhanden, aber sie kommen oft als massive Starkregen-Ereignisse und können bedingt durch die zunehmende Bodenversiegelung nicht mehr an Ort und Stelle versickern. Der letzte schneereiche Winter in den Quellgebieten ist daher ein Segen."
Günther Schmidbauer, Geschäftsführer des Wasserverbandes Eibiswald-Wies

1958 waren die Gründergemeinden Eibiswald Wies, Aibl, Pitschgau und die Gemeinde Vordersdorf bevor mehrere Gemeindefusionen bis zur letzten im Jahr 2015 erfolgten. Die Gemeinden haben somit die Trinkwassserversorgung in einen eigenen Betrieb ausgelagert.

Günther Schmidbauer ist seit 1999 Geschäftsführer des Trinkwasserverbandes Eibiswald-Wies. | Foto: Susanne Veronik
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Der Wasserverband Eibiswald-Wies ist laufend gewachsen, als in den 70-er Jahren auch die Gemeinden Wernersdorf und Großradl dazugekommen sind und 1987 St. Martin im Sulmtal, Sulmeck-Greith und Gleinstätten. "Heute versorgen wir in etwa 17.000 Personen mit Trinkwasser und betreuen 4.200 Objekte inklusive Firmen, Wohnhäusern u.a.", erklärt Schmidbauer zu den aktuellen Kapazitäten und ergänzt: Darüber hinaus beliefern wir die Marktgemeinden Gleinstätten, Pölfing-Brunn und Oberhaag mit Trinkwasser als Kunden. Die Verteilung übernehmen die Gemeinden dort dann selbst." Die selbstständigen Wasserversorgungen in Soboth und St. Oswald ob Eibiswald sind auch nach der Fusion in Gemeindehand. 

Der Obmann des Trinkwasserverbandes Eibiswald-Wies

LAbg. Bgm. Andreas Thürschweller zum Thema Wasserknappheit: "Das Thema Wasser-Knappheit wird sich in den nächsten 20 bis 30 Jahren insgesamt zuspitzen, auch wenn wir hier an der Koralm begünstigt sind. Auch im Wasserverband Eibiswald-Wies ziehen wir diverse Überlegungen in betracht, um den Wasserverbrauch zu steuern. Dabei wollen wir aber niemanden für vermehrten Verbrauch bestrafen, sondern Bewusstsein schaffen. Es wäre vielmehr als Lenkungsmöglichkeit anzudenken, die Kosten ab einem gewissen Verbrauchs-Volumen unter Berücksichtigung des pro Kopfverbrauches zu erhöhen, das sind dann Mehrkosten, die nicht nur aber auch Poolbesitzer treffen würden - es gibt ja noch andere größere Wasserverbraucher. Das Brauchwasser sollte von solchen Preis-Erhöhungen allerdings nicht betroffen sein. Insgesamt geht es um eine Sensibilisierung in der Bevölkerung, dass unser Trinkwasser ein wertvolles Gut ist und nicht leichtfertig verschwendet werden darf." 

Wassermänner und Wasserfrauen

Von den elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den sogenannten Wasserfrauen und Wassermännern, sind sechs im Außendienst, die dafür sorgen, dass das ca. 460 Kilometer lange Leitungsnetz tip top läuft. Insgesamt sind es aktuell 92 Quellen, die der Wasserverband Eibiswald-Wies erschlossen hat. Jährlich werden also ca. 900.000 m3 Wasser über ein 460 Kilometer langes Leitungsnetz an die Kunden beim Wasserverband Wies-Eibiswald geliefert.  

Quellgebiete auf der Koralm

Die meisten Quellgebiete befinden sich auf der Koralm, das ist ein sogenanntes Urgestein ohne Kalk und Eisengehalt, weshalb das Wasser mit 2,5 deutschen Härtegraden sehr weich ist. Allerdings enthält es freie Kohlensäure, sodass es in einem Filter mit gebranntem Marmorkies entsäuert werden muss. Hier wird das Wasser auch mit UV-Licht entkeimt.

Ein weiterer Vorteil: "Dadurch dass die Quellen hauptsächlich im Koralm-Gebiet in einer Höhe zwischen 800 und 1.200 Metern Meereshöhe liegen haben wir die Möglichkeit, 95 Prozent unserer Kundinnen und Kunden mit Schwerkraft zu versorgen, d. h. das Wasser rinnt im freien Gefälle zu den Objekten - natürlich mit Zwischenspeichern, die je nach Verbrauchswerten mobilisiert werden, man denke an die Spitzenzeiten bei den Pool-Füllungen", so Schmidbauer.

Blick in den Hochbehälter am Kreuzberg. | Foto: Wasserverband Eibiswald-Wies
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Nur in ca. fünf Prozent der Zulieferungen muss das Wasser über Drucksteigerungen zugeleitet werden. Jährlich werden somit im Wasserverband Eibiswald-Wies ca. 900.000 m3 Wasser an die Großabnehmer geliefert.

Die Digitalisierung des Leitungsnetzes ist dabei, wie auch bei allen anderen Trinkwasserverbänden, eine der größten technischen Neuerungen. 
Seit ca. 15 Jahren werden im Wasserverband Eibiswald-Wies 800.000 bis 1 Mio. Euro in die Sanierung der Leitungen investiert. 

Ökostrom aus Wasserkraft

Zwischen 1998 und 2001 sind weitere Quellen gefasst worden, um die Wasserversorgung für die Zukunft zu sichern. 
So wird das Trinkwasser aus insgesamt 19 Quellfassungen über eine ca. zwölf Kilometer lange Transportleitung in den neuen Hochbehälter und eine Entsäuerungsanlage in St. Oswald ob Eibiswald und weiter nach Aibl gleitet, eine Investition zur Schaffung einer Wasserreserve mit einem Kostenpunkt von ca. 4,5 Mio. Euro. "

Die Turbine zur Stromerzeugung beim Hochbehälter Strigl in Hadernigg. | Foto: Wasserverband Eibiswald-Wies
  • Die Turbine zur Stromerzeugung beim Hochbehälter Strigl in Hadernigg.
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Außerdem ist 1995 eine weitere Novität entstanden: Man hat das Gefälle auf fast 400 Höhenmetern von St. Oswald nach Aibl für die Installation eines Trinkwasserkraftwerkes genutzt. Dabei treibt das Quellwasser mit hohem Druck eine Turbine an. Der so erzeugte Ökostrom wird in das öffentliche Netz eingespeist und verkauft. "Darauf sind wir sehr stolz", betont Schmidbauer zu dieser doppelten Nutzung des Wassers und ergänzt: "Der Antrieb der Turbine durch das Trinkwasser hat keinerlei Auswirkungen auf die Wasserqualität."

Wasserverband Koralm

Und wie steht es mit anderen Wasserverbänden im Bezirk? MeinBezirk.at hat nachgefragt:
Seit Beginn des Vorjahres hat Birgit Hein-Krizek die Leitung für den Wasserverband Koralm übernommen mit rund 3.660 Anschlüssen im Verbandsgebiet Deutschlandsberg, Frauental und Trahütten.

Hein-Krizek ist nach wie vor besorgt: "Wenn man die letzten zehn Jahre betrachtet, sind die Schüttleistungen im Versorgungsbereich weiterhin rückläufig. Die Niederschläge in diesem Winter sorgen zwar für ein leichte Entspannung, dennoch sind derzeit Maßnahmen in Planung, um die Wasserversorgung auch weiterhin zu gewährleisten." Laufende Planung, Erneuerung und Sanierung des Versorgungsnetzes und Anpassung an den derzeitigen Stand der Technik gehören auch beim Wasserverband Koralm zu jenen Maßnahmen, um den Trinkwasser-Haushalt langfristig sicherzustellen. So sind heuer sowohl Investitionen im Wasser- als auch im Abwasserbereich vorgesehen.

Der schneereiche Winter im Koralmgebiet lässt für die kommenden Monate auf eine gesicherte Versorgung mit Trinkwasser hoffen. | Foto: Matthias Heinrich
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Wasserverband Stainztal 

Im Wasserverband Stainztal, der insgesamt rund 3.200 Haushalte in den Mitgliedsgemeinden Groß St. Florian, Stainz und Deutschlandsberg versorgt und teilweise auch öffentlicher Wasserversorger in der Weststeiermark ist, zeigt man sich erleichtert:

"Wir können derzeit aufatmen, da dieser Winter auf dem Rosenkogel rund einen Meter Schnee gebracht hat. Die vorangegangen Winter und Sommermonate waren ja äußert niederschlagsarm. Daher mussten wir das fehlende Trinkwasser aus dem Steirischen Wasserverbundnetz beziehen", blickt Geschäftsführer Wolfgang Hatzi vorsichtig optimistisch auf den kommenden Sommer.

Derzeit gibt es also wieder genug Quellwasser von der Koralpe (Rosenkogel) für jenen Versorgungsbereich. "Es bedarf aber für die weiteren Monate im Sommer und Herbst ausreichend Niederschlag für die Vegetation und für die Wasserversorgung
Gefragt nach den Investitionen in die Infrastruktur betont Hatzi: "Es sind bei uns alljährlich im Budget Investitionen für eine gesicherte Wasserversorgung berücksichtigt. Für das heurige Jahr sind an die 500.000 Euro vorgesehen zur Erneuerung- und Sanierung von Wasserleitungen bzw. zur Sicherung der benötigten Wassermenge."

Netzadaptierungen, sowie Anpassung an den Stand der Technik – Verbesserung der Infrastruktur (Querschnittserweiterungen u.a.) gehören ebenso dazu wie die Optimierung der  Speicherreserven und der Bau von neuen Wasserspeichern, die beim Wasserverband-Stainztal in Planung sind.

Mehrere Versorger in St. Stefan ob Stainz

Für das Gemeindegebiet von St. Stefan ob Stainz ist 2021 mit dem Wasserleitungsbau im Ausmaß von 3.900 Metern ein Großprojekt abgeschlossen worden, um die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser auch bei steigendem Wasserbedarf und längeren Trockenperioden zu erhöhen.

Außendienst-Leiter im Bauamt der Gemeinde St. Stefan ob Stainz, Hans-Peter Schirak (l.) und Michael Schalli, Wasserhygiene und Mikroökologie vom  Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin an der MedUni Graz (r.). | Foto: Gde St. Stefan
  • Außendienst-Leiter im Bauamt der Gemeinde St. Stefan ob Stainz, Hans-Peter Schirak (l.) und Michael Schalli, Wasserhygiene und Mikroökologie vom Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin an der MedUni Graz (r.).
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Auf einer Länge von 6.446 Meter ist eine Notwasserversorgung mit dem Wasserverband Graz Umland hergestellt worden. Die Kosten von 407.000 Euro werden zur Gänze von der Gemeinde gestemmt und über die Gebühren finanziert. Im Jahr 2000 ist zusätzlich eine UV-Anlage zur Wasseraufbereitung in Betrieb genommen worden. 

"Diese Notwasserversorgungsleitung haben wir allerdings noch nicht allzu oft gebraucht", so Bgm. Stephan Oswald aus St. Stefan ob Stainz, wo verschiedene Organisationen und Verbände als Lieferanten für das öffentliche Wassernetz verantwortlich sind. Auch er betont: "Zur Zeit haben wir mit der Wasserversorgung keine Probleme. Es hängt natürlich davon ab, wie das Wetter in nächster Zeit wird. Spannend wird es, wenn das Befüllen der Pools los geht. Hier bitte ich, über mehrere Nächte mit einer halb Zoll-Leitung die Pools zu füllen."

"Die Wasserversorger in der Gemeinde St. Stefan ob Stainz, können auf Grund der Notwasserversorgungsleitung der Gemeinde eine Sicherheit in der Versorgung mit Trinkwasser garantieren."
Bgm. Stephan Oswald

Um künftig Trocken- und Starkregenereignisse entgegenuzwirken, wird ein Unholzrechen im Bereich des Klauseneinganges als erste Hochwasserschutzmaßnahme und Teil des Gesamtprojektes „Rückhaltebecken“ umgesetzt.
"Auch die Biodiversität wird in diesem Jahr weiterhin Thema sein. Stichwort: Streuobstwiese, biodiverse Heckenbepflanzung, Anlegen von Blühstreifen etc.", betont Oswald.

Situationserhebenung von Seiten des Landes Steiermark

Der Klimawandel fordert alle Wasserversorger im Land. Daher findet in der Steiermark gemeinsam mit der Landesregierung eine wiederkehrende Situtionserhebung statt. Die letzte Bewertung hat 2010 stattgefunden (umfasst den Zeitraum 2010 bis 2030), die nächste Bewertung war zwar erst 2030 für 2050 geplant, aber wegen dem voranschreitenden Klimawandel wird bereits jetzt erhoben, damit bis 2030 entsprechende Vorkehrungen getroffen werden können.

Es wird eine zusätzlich verbesserte überregionale Wasserabsicherung unter den steirischen Wasserversorgern geplant.
Stark betroffen vom Klimawandel ist besonders die Süd- und Oststeiermark, aber auch die Südweststeiermark bleibt davon nicht ganz verschont.

Die Zeiträume von Wetter-Extremen (Trockenphasen, Starkregenereignisse und schneearme Winter) häufen sich und treten in immer kürzeren Zeitintervalen auf. "Ein Wasserausgleich zwischen den Regionen des Nordens und dem Süden der Steiermark wird in der zukünftigen Planung sicherlich zu berücksichtigen sein", betonen die Trinkwasserversorger.
Die steirischen Wasserversorger sind auf jeden Fall gefordert und müssen rechtzeitig für die Zukunft entsprechend vorsorgen und investieren.

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