GU/Graz
Hochwasserschutz wird zum Spiel mit der Zeit

- Hier, im Annagraben, hätte schon lange ein Hochwasserschutzprojekt entstehen können: Josef Korber macht darauf aufmerksam.
- Foto: WOCHE
- hochgeladen von Nina Schemmerl
Am Wochenende hat sich gezeigt, wie wichtig Prävention ist. Einige Projekte lassen aber lange auf sich warten.
Starkregen, Hagel, Überschwemmungen, versperrte Straßen und sogar Menschenrettungen: Von Freitag auf Samstag waren die Feuerwehren in Graz-Umgebung bis in die frühen Morgenstunden im Dauereinsatz – danach folgten die Aufräumarbeiten. Unwetter wie diese könnten in Zukunft noch häufiger auf Mensch und Tier treffen, helfen können präventive Hochwasserschutz-Projekte.
Josef Korber aus Weinitzen hat als langjähriger Planungsreferent in der Abteilung für Wasserwirtschaft und Oberbaurat des Landes Steiermark an unterschiedlichen derartigen Projekten mitgearbeitet und fordert nun mehr Schutz. Und er hat auch ein konkretes vor Augen, das seit gut 40 Jahren im Gespräch ist: das Rückhaltebecken im Annagraben.
"Es braucht Planung"
Korber ist wohl Österreichs längstdienender Gemeinderat: Seit 1975 in Weinitzen aktiv, war er auch fünf Jahre lang parallel für dieselbe Position in Graz tätig. Deshalb hat er in der Kommunalpolitik schon einiges miterlebt – etwa, wenn es um den Schutz vor Unwettern geht. "Es hat keinen Sinn, in Gummistiefeln bei Hochwasser herumzuspazieren und darüber zu reden, wie das passieren konnte. Es braucht Planung im Vorhinein. Es werden immer nur Versprechungen gemacht, wenn es schon passiert ist. Wir müssen ernsthaft ins Gespräch kommen. Extreme Niederschläge wird es weiterhin geben", sagt er.
Korber spricht das Projekt im Annagraben an. Zur Erklärung: Die Stadt Graz kaufte zwei Grundstücke in Weinitzen, die die Gemeinde seit 1980 als Flächen für den Hochwasserschutz ausgewiesen hat, und plante Rückhaltebecken. Eines davon, das "Rückhaltebecken Schöckelbach", wurde vor gut zehn Jahren errichtet. Der zusätzliche Schutz im Annagraben steht allerdings bis heute aus.
Ernsthaftigkeit fehlt
"Rückhaltebecken können nicht alles aufhalten, aber sie bewähren sich. Das zweite im Annagraben ist nie in die Wege geleitet worden. Vor 40 Jahren waren wir mit der Verbauung von Flächen noch nicht so weit wie heute, deshalb sollte das Projekt eigentlich besser heute als morgen Priorität haben." Besonders ärgerlich für ihn: "Mit Grundstückseigentümern ist noch nicht einmal gesprochen worden. Wann soll das passieren?" Vorgesehen sei im Annagraben HQ100, den Korber auch fordert. "Hier geht nichts weiter. Nächstes Jahr wird wieder neu beschlossen. Wenn dieses Hochwasserschutzprojekt dann keine Wichtigkeit hat, ist die Zeit verstrichen. Mir fehlt es an Ernsthaftigkeit." Um endlich Tempo in die Angelegenheit zu bringen, sieht Korber auch eine Unterschriftenaktion vor und würde der Stadt Graz beratend zur Seite stehen.
Schutzmaßnahme und Definition
In einem Rückhaltebecken wird ein Teil einer Hochwasserwelle aufgenommen. Das Wasser wird zurückgehalten und in reduzierter Menge mit zeitlicher Verzögerung an den Unterlauf abgegeben. Das "bremst" Flutmassen ab. Die schwimmergesteuerte Verschussblende or der Öfflung regelt die Abflussmenge. Ein weiteres Rückhaltebecken in der Nähe sorgt für einen doppelten Effekt.
Hochwasser werden durch statistische Kennwerte beschrieben. Die wissenschaftliche Abkürzung lautet "HQ" – die weitere Definition (etwa eine Zahl oder der Zusatz) zeigt die Überschreitungswahrscheinlichkeit an. HQ100 etwa meint ein „100-jährliches Hochwasserereignis“. Statistisch gesehen, tritt es in 500 Jahren fünf Mal mit unregelmäßigen Zeitabständen ein.
Mehr Infos dazu und ob Sie in einem Hochwasserrisikogebiet wohnen, können Sie unter www.hochwasser.steiermark.at erfahren.



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