WB Graz-Umgebung
„Lehrlinge sind unser Tafelsilber“
Ein erfreulicher Trend: Zahl der Lehrbetrieb und Lehranfänger nehmen im Bezirk wieder Fahrt auf.
Österreichs Jungfachkräfte-Elite hat bei den Berufsmeisterschaften, den EuroSkills, im Schwarzl-Freizeitzentrum gezeigt, was sie kann. Da trifft es sich auch gut, dass die Wirtschaftskammer die aktuellen Zahlen der Lehranfänger und Lehrbetriebe veröffentlicht. Denn: Die Corona-Pandemie hat den heimischen Arbeitsmarkt zwar ins Wanken gebracht, nichtsdestoweniger können sich die Erfolge sehen lassen. Das Tief scheint bezwungen zu sein, der Aufschwung ist da. Mit Stichtag 31. August ist sowohl die Zahl der Lehranfänger, nämlich 4.671, als auch die der Lehrbetriebe, 4.904, im Vergleich zum Jahr davor in der Steiermark angestiegen. Das sind um 259 Jugendliche beziehungsweise 5,9 Prozent mehr als noch 2020.
Die Gesamtzahl der Lehrlinge hat sich also wieder stabilisiert. Laut Arbeitsmarktservice sind mit Stand Ende August 2.015 offene Lehrstellen gemeldet, denen 1.489 Lehrstellensuchende gegenüberstehen. „Das entspricht allein in der Steiermark einem Lehrstellenüberhang von 526 Ausbildungsplätzen, eine deutliche Zunahme gegenüber den Vorjahren“, sagt Gottfried Krainer, Leiter der Lehrlingsstelle der WKO. „Eine gute Nachricht und ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Fachkräftemangel“, betont WKO-Präsident Josef Herk. Und dieser Kampf ist wichtig. Laut dem Wirtschaftsbarometer sehen gut 82 Prozent aller steirischen Wirtschaftstreibenden die Suche und das Finden nach ausreichend qualifiziertem Personal als ihre größte Herausforderung an.
Kampf gegen Mangel
Ein Hauptgrund dafür ist nach wie vor der demografische Wandel. „Wenn jetzt also die geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen, verlieren wir am Arbeitsmarkt das Potenzial einer Stadt wie Weiz, und zwar jedes Jahr, und das allein in der Steiermark“, warnt Herk.
Ein Mittel, um gegen den Fachkräftemangel anzukämpfen, sind unterschiedliche Ausbildungsmöglichkeiten. „Unsere Lehrlinge sind die Facharbeiter von morgen, das ist unumstritten. Deshalb brauchen sie auch unterschiedliche Chancen, Fuß zu fassen. Die Lehre mit Matura ist ein gutes Beispiel dafür“, sagt Michael Hohl, Bezirksgruppenobmann des Wirtschaftsbundes Graz-Umgebung.
Er appelliert aber auch an die Eltern: Ein Studium sei gut, aber nicht jeder Jugendliche sei geeignet dafür und könnte mit einer Lehre seine wahren Potenziale entfalten. Druck aus dem Elternhaus sei hier nicht förderlich. „Die Lehrlinge sind unser Tafelsilber der Zukunft. Wir brauchen sie und sind bemüht, die dementsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Aber nicht nur für die Lehrlinge selbst, sondern auch für die Unternehmer. Sie benötigen ebenso Unterstützung, um ausbilden zu können“, so Hohl. Und weiter: „Aber wir können uns trotzdem freuen, denn in Graz-Umgebung lässt sich ein Aufschwung in die richtige Richtung erkennen.“
Mehr Fokus, mehr Ideen
Weitere Vorhaben der WKO, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind mehr Angebote bei der Berufsorientierung, mehr Informationsveranstaltungen. Darüber hinaus soll ein Fokus auf technische Berufe gelegt werden, die auch für junge Frauen attraktiver gemacht werden. Wichtig auch: Es brauche eine Rückkehr zur Leistungsmentalität im kommenden Schuljahr. Die Statistik für das Jahr 2020 zeigte, dass das Minus bei Lehranfängern unter der Gruppe von Wechslern aus weiterführenden Schulen besonders groß war.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.