Strahlentherapie bei Krebs
Hilfe durch Strahlen und weitere Lichtblicke

Facharzt für Strahlentherapie und Referent Thomas Brunner mit Moderatorin Heike Schönbacher.  | Foto: C. Pendl
  • Facharzt für Strahlentherapie und Referent Thomas Brunner mit Moderatorin Heike Schönbacher.
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Die Diagnose Krebs scheint mental häufig schwer verdaubar zu sein. Trübsal zu blasen ist aber auch keine Lösung, und in der klinischen Behandlung gibt es immer mehr Hilfsmittel die zur Heilung oder Milderung von Karzinomen und Krebserkrankungen beitragen können.

GRAZ. Über eine dieser Möglichkeiten – die individuell abgestimmte Strahlentherapie, eine der fünf Säulen der onkologischen Therapie – referierte beim vergangenen MeinMed-Abend Thomas Brunner, Facharzt und Vorstand der Grazer Uniklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. MeinMed, Österreichs größte medizinische Vortragsreihe, die von den Regionalmedien Austria in Kooperation mit der Österreichischen Gesundheitskasse und Partnern wie der Med Uni Graz angeboten wird, widmete sich an diesem Abend der Frage "wann und wie Strahlen mit modernster Technik heilen oder lindern können".
Die positiven Nachrichten vorweggenommen: Tumore können auch harmlos sein, 80 Prozent aller Frauen werden im Fall eines Mammakarzinoms heute brusterhaltend behandelt und Nebenwirkungen sowie Spätfolgen von Strahlentherapien etwa am Herzen oder im Gehirn können durch zielgerichtete stereotaktische Bestrahlung gemindert oder gänzlich vermieden werden.

Von der 'Steinzeit' zur Moderne

"Als ich begonnen habe, waren wir noch in der Steinzeit der Strahlentherapie unterwegs, diese Technik wünscht man sich nicht zurück", verweist der Experte mit langjähriger Erfahrung auf die enorm weiterentwickelten Möglichkeiten der modernen Hilfsmittel, insbesondere der mittlerweile 128-jährigen Geschichte der Strahlentherapie. Durch die genaue Fokussierung der Strahlen auf die jeweiligen Karzinome und Tumorzellen wird umliegendes Gewebe weitestgehend oder komplett geschont.

So wie die Sonne den Schnee schmilzt und die Krokusse zum Blühen bringt, versuchen wir mit Hilfe der Strahlentherapie die Tumorzellen zu entfernen und umliegendes Gewebe und Organe am Leben zu erhalten."
Thomas Brunner, Facharzt und Vorstand der Grazer Uniklinik für Strahlentherapie-Radioonkologie

Somit treten – im Vergleich zu früher, wo etwa nur Ganzhirnbestrahlungen durchgeführt werden konnten – heutzutage weniger Nebenwirkungen wie Gedächtnisprobleme oder Konzentrationsstörungen bei der Bestrahlung von Gehirntumoren auf.

'Haustier- und Raubtier'-Tumor

Auch sollte man zwischen Tumoren unterscheiden: "Es gibt harmlose und potentiell gefährliche – man könnte einfach übersetzt unterscheiden zwischen 'Haustier-Tumor' und 'Raubtier-Tumor'", so Brunner. Bei harmlosen Karzinomen könne oft auch Beobachten ausreichen, ohne dass man bestrahlen oder operieren müsse. Eine Skala von eins bis sechs, der sogenannte Gleason-Score, dient in der Medizin als Hilfsmittel, um das Risiko richtig einschätzen zu können. Wird "nur" beobachtet, so wird eine regelmäßige Kontrolle (alle 3 Monate) empfohlen, um die Hormonwerte und Tumormarker zu messen. Falls doch operiert werden muss, hat sich der Einsatz von Strahlentherapien bereits vor der Operation als erfolgreicher erwiesen. Früher wurde häufiger zuerst operiert und dann erst mit der Strahlentherapie begonnen. Um so genau als möglich zu arbeiten, wird zudem mit intensitätsgeführter Radiotherapie (raffinierter Dosisverteilung) sowie bildgeführter Radiotherapie (Präzision) gearbeitet. Zum Beispiel finden dabei Goldmarker Verwendung, die direkt in die Prostata eingesetzt werden, da sie optisch in der Bildgebung deutlich erkannt werden können.

Menschlichkeit an erster Stelle

Wichtig für den Experten ist auch die Berücksichtigung der zahlreichen persönlichen Einflussfaktoren (Alter, andere Krankheiten, PSA-Wert, u.a.), das Gespräch und Abwägen mit den Patienten und dass interdisziplinär im Team gearbeitet wird, also die Fachrichtungen zusammenarbeiten, um den Menschen die bestmögliche Hilfe anbieten zu können. Bedeutend ganz bestimmt auch dieser Aspekt, wie ein Mann nach dem Vortrag am Gang erzählte: "Ich habe auch Krebs, aber fahre trotzdem noch immer mit der Scheibtruhe – und wissen Sie, wie alt ich bin? 83 Jahre, aber mein Arzt und auch die behandelnden Fachärzte sagen, dass ich unbekümmert weiterleben soll." Ein schöner Lichtblick.

Weitereführende Infos:
MeinMed - Medizinwissen für Österreich
Universitätskinik für Strahlentherapie-Radioonkologie Graz
Lachen stärkt das Immunsystem   
Epigenetik - Wie unser Lebensstil die Gene beeinflusst
Bewegung als Jungbrunnen und Heilmittel

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