Das Übel an der Wurzel packen
Gewalt in Familien

- Gewalt und Misshandlung in der Familie sind keine Seltenheit.
- Foto: pixabay
- hochgeladen von Lisa Ganglbaur
Wie Beziehung und Begegnung gegen familiäre Gewalt helfen, weiß Psychologe Dr. Philip Streit.
Der Psychologe zählt 13 Femizide seit Jahresbeginn und rechnet mit täglich dutzenden, wenn nicht hunderten Fällen von schwerer Gewalt in der Familie: sowohl im steirischen Dorf als auch in kulturell anders geprägten Familien. Es braucht von jedem Einzelnen von uns eine klare Haltung: Es darf keine Verharmlosungen gegenüber dem schrecklichen Phänomen meist männlicher Gewalt geben.
Außerdem müsse man zur Wurzel von Aggression vordringen. Sie ist kein Urtrieb, sondern ein Verhalten, das aktiv wird, wenn körperlicher oder sozialer Schmerz entsteht. Beispielsweise wenn wir uns ausgegrenzt, verlassen und erniedrigt fühlen. Das provoziert aggressives Verhalten, um wieder Teil der Gemeinschaft sein zu können. Zur destruktiven Gewalt wird sie, wenn wir uns emotional nicht im Griff haben. Was nun tun?
- Tragen Sie zu einer klaren Haltung bei: Gewalt ist ein No-go!
- Bauen Sie als Familie so viele Kontakte wie möglich auf, damit jedes Familienmitglied die Möglichkeit hat, sein Selbst zu stärken.
- Halten Sie Ihr Familienleben transparent. Ihre Nachbarn und Ihre Freunde sollen wissen, was abgeht. Wenn Sie als Nachbarn etwas bemerken, gehen Sie auf die Betroffenen zu oder melden Sie es.
- Bei ersten Anzeichen von gewalttätigen Versuchen holen Sie sich sofort Hilfe. Machen Sie die Gewalt und die Tatsache, dass Sie sich bedroht fühlen, öffentlich.
- Wenn Sie Ihre Beziehung beenden wollen, weihen sie andere ein und bereiten Sie dies vor. Kränken Sie vor allem nicht zusätzlich beim Trennungsakt.
- Sollte es nach Gewalt wieder Treffen geben, tun Sie dies mit Vertrauenspersonen, nie allein.
- Schätzen Sie das Menschliche am anderen. Wenn Momente der Resonanz gelingen, können Sie leichter offen sprechen.

- Der Experte für Familienfragen: Philip Streit
- Foto: Jorj Konstantinov
- hochgeladen von Lisa Ganglbaur
Der Experte
Letzte Woche hat Familienflüsterer Dr. Philip Streit verraten, wie kleine Geheimnisse die Beziehung beleben. Dr. Streit Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das auch jetzt für Sie unter 0316/77 43 44 da ist.
Web: www.ikjf.at
Leser-Fragen gerne jederzeit an: redaktion.graz@woche.at


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.