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Thrombosen und Krampfadern mit Bewegung und Trinken vorbeugen

- Vortragende Katharina Kurzmann-Gütl (l.) mit Moderatorin Martina Kohrgruber
- Foto: C. Pendl
- hochgeladen von Christian Pendl
Ein besonderes Kapitel in der Medizin ist jenes der Blutgefäße, erstrecken sich diese doch durch den gesamten Körper. Venen transportieren täglich etwa 7000 Liter Blut, Arterien ermöglichen als Schlagadern, dass das Blut mit entsprechender Geschwindigkeit und Druck in den Blutkreislauf gepresst werden kann. Grund genug, dass sich die Verstanstaltungsreihe MeinMed den Themen Venengesundheit, Thrombosen und Krampfadern vergangene Woche an der Med Uni Graz widmete.
GRAZ. MeinMed steht österreichweit seit über 20 Jahren für praxisnahe Gesundheitsinformation für alle Interessierten. ehrenamtlich – ein besonderer Mehrwert für unsere Gesellschaft, der durch die Zusammenarbeit von MeinMed mit Instituitionen wie der Med Uni Graz, dem Gesundheitsfonds Steiermark oder der Österreichischen Gesundheitskasse ermöglicht wird. Die Vortragenden referieren zudem ehrenamtlich.
So auch Angiologin Katharina Kurzmann-Gütl, die vorige Woche dem MeinMed-Publikum die medizinischen Hintergründe zu Venenerkankungen erklärte sowie hilfreiche Praxis-Tipps zu Risiken, Vorbeugung und Behandlung von Thrombosen und Krampfadern mit auf den Weg gab.
Bei Thrombose-Verdacht schnell handeln
Thrombosen sind Venenverstopfungen durch Blutgerinsel und akute Erkrankungen, die rasch ärztlich abgeklärt werden müssen, da sie auch Lungenembolien als Akutfall oder das post-thrombotische Syndrom als chronische Erkrankung zur Folge haben können. Die Akut-Therapie setzt sich aus Blutverdünnung (Antikoagulation) und Kompression zusammen. Hier werden meist direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) und Heparine angewendet. Für mindestens drei Monate ist zudem eine Kompressionstherapie erforderlich, sowie eine frühzeitige Mobilisation.
Wann ist das Risiko einer Thromboseenstehung besonders hoch? Hier sind vielfältige Krankheitsbilder als Faktoren mit starkem, mittlerem oder schwachem Einfluss von Bedeutung, unter anderen vor allem Knochenbrüche an den unteren Extremitäten, Krankenhausaufenthalte nach internistischer Akuterkrankung, Hüft- oder Kniegelenksersatz, Herzinfarkt innerhalb der letzten drei Monate oder vorangegangene Thrombosen. Neben weiteren, zählen auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Krebs, Hormoneinnahme, künstliche Befruchtung, Adipositas, Bluthochdruck oder Diabetes Mellitus zu den mittleren bis schwachen Risikofaktoren für eine Thromboseentstehung, die jedoch im individuellen Kontext von Patient:in, Gesundheitszustand, Lebensstil und Vorbeugung zu sehen sind.
Vorbeugung durch Bewegung und Flüssigkeitszufuhr
Eine der besten Präventionsmöglichkeiten gegen Thrombosen ist viel und regelmäßige Bewegung, in Kombination mit ausreichend Flüssigkeitszufuhr. Langes Sitzen sollte durch Aufstehen und Gehen alle ein bis zwei Stunden aufgelockert werden. Das Hochlagern der Beine erleichtert zudem den Rückstrom des Blutes zum Herzen. Besonders nach Erkrankungen und Operationen ist eine frühe Mobilisation wichtig. Zu enge und einschnürende Kleidung kann den Blutfluß ebenfalls beeinträchtigen, somit sind vor allem bei langem Sitzen oder auf Flugreisen bequeme, weiter geschnittene Kleidungsstücke von Vorteil. Vorsicht ist jedoch bei Kompressionsstrümpfen geboten: Nicht jede:r sollte diese tragen, da hierfür die entsprechenden gesundheitlichen Voraussetzungen notwendig sind. Zwar unterstützen sie den Blutfluss zurück zum Herzen, unklar ist aber auch ihr Einfluss zur Vermeidung von Thrombosen in der Allgemeinbevölkerung. Wichtig auch: Eine medikamentöse Prophylaxe soll nur nach ärztlicher Empfehlung erfolgen.
Auch bei Krampfadern ist Bewegung Trumpf
Krampfadern kommen in den meisten Fällen im Bereich der Beine vor. Sie können in unterschiedlicher Form und Ausprägung vorliegen, sind meistens aber nicht gefährlich und können auch ohne Symptome bestehen. Sie treten vor allem im höheren Alter auf, häufiger bei Frauen, sowie bei starkem Übergewicht und familiärer Häufung. Bei größeren Menschen und in Schwangerschaften wird ebenfalls ein häufigeres Auftreten von Krampfadern beobachtet. Die beste Vorbeugung ist regelmäßige körperliche Bewegung, das Meiden von langem, durchgehenden Stehen und Sitzen, sowie Fuß- und Knöchelgymnastik. Bedeutend ist auch, Übergewicht zu vermeiden und die Beine beim Sitzen nicht zu überkreuzen. Entlastung ermöglichen kann zudem ein Hochlagern der Beine.
Behandlungsmöglichkeiten bei Krampfadern
Behandelt werden Krampfadern mit einer konsequenten Kompressionstherapie, die alle sechs Monate angepasst werden muss. Medikamente aus Rotem Weinlaub oder Rosskastanienextrakt können bei manchen Patienten hilfreich sein, wissenschaftlich gibt es hier noch eher wenige Belege. Chirurgisch stehen zur Behandlung von Krampfadern auch die Endovenöse Laserblation (Hitzeverfahren), die Schaumsklerosierung (chemisches Verfahren), sowie die operative Entfernung ("klassische" Krampfadernoperation) zur Verfügung. Krampfadern müssen nicht immer behandelt werden, aus ärztlicher Sicht dann, wenn schwere Zeichen der chronischen Stauung oder Thrombosierungen und Entzündungen von Krampfadern und / oder Blutungen gegeben sind. Aus Patientensicht sollten Krampfadern behandelt werden, wenn einschränkende Beschwerden vorliegen.
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