Wortgewaltiger Auftritt – Slam Poetin Agnes Maier in "Gefragte Frauen"

- Slam-Poetin: Die 26-jährige Agnes Maier ist seit vier Jahren auf nationalen und internationalen Poetry Slam-Bühnen zuhause.
- Foto: KK
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Agnes Maier ist ein Fixstern der Poetry Slam-Szene und spricht mit
gekonnt performten Texten viele an.
Poetry Slams begeistern das Publikum, das von den Autoren selbstverfasste Texte auf der Bühne zu hören bekommt und am Ende einen Sieger kürt. Die Grazerin Agnes Maier hat sich schnell zu einer Bekanntheit am Poetry Slam-Himmel gemausert. So wurde sie 2017 österreichische Meisterin im Teambewerb, ebenso Landesmeisterin und gewann auch die Staatsmeisterschaften im Einzel. Zudem ist die 26-Jährige Hebamme und Mutter einer 2008 geborenen Tochter.
WOCHE: Wie kamen Sie zum Poetry Slam und was macht den besonderen Reiz aus?
Agnes Maier: Im Rahmen meines Hebammen-Studiums absolvierte ich ein Praktikum in Hamburg und besuchte dort eine Lesebühne. Ich war sofort begeistert und suchte so etwas auch in Graz. Der Poetry Slam ist eine niederschwellige Art zu performen und eine Literaturform, bei der jeder mitmachen kann. Zudem ist es sehr aktuell – man kann über ein Ereignis einen Text schreiben und diesen noch am gleichen Abend vortragen. Für das Publikum ist die Mitbestimmung ein zusätzlicher Anreiz, der Poetry Slams interaktiv macht.
Viele Ihrer Texte thematisieren Ihre Arbeit als Hebamme ...
Ja, ich schreibe viel über meinen Beruf, aber nicht nur. Ich schreibe Texte über Themen, die mich beschäftigen, denn nur dann ist man authentisch. Das Thema Geburt kann ich aus einem anderen, auch medizinischen Blickwinkel, beleuchten. Und meine Texte trage ich auch auf berufsinternen Veranstaltungen und Kongressen vor, die dort sehr gut ankommen. Zudem mache ich Workshops in Schulen und bin fixer Bestandteil des Kollektivs "Gewalt ist keine Lesung" in der Brücke.
Welche weiteren Aspekten beleuchten Sie in Ihren Texten?
Gesellschaftskritische Texte, aber auch Geschichten aus meiner Kindheit, meinem familiären Leben und Alltagsgeschichten entstehen oft. Dem Publikum gefällt es, wenn ich durch meine Texte das ausspreche, was sie sich denken. Ich sehe es als meine Aufgabe, Sachen, die selbstverständlich geworden zu sein scheinen, kritisch zu hinterfragen und zum Nachdenken anzuregen, daher wird es oft auch politisch.
Wie wird man in der Poetry Slam-Szene erfolgreich?
Es ist wichtig, konstant weiterzuarbeiten. Für den Erfolg ausschlaggebend ist es, einen eigenen Stil zu entwickeln und den zu pflegen. Natürlich gibt es gewisse Stile oder Reimschemen, die angewendet werden können, aber nur durch eine Unverwechselbarkeit wird man erfolgreich.
Sie sind mit 15 Jahren Mutter geworden. Dadurch wurden Sie erwachsen, wie Sie sagten. Wie denken Sie jetzt darüber?
Es war natürlich nicht einfach und ich würde es auch nicht empfehlen, aber es ist wichtig, aus jeder Situation das Beste zu machen. Meine Tochter und ich haben ein sehr inniges Verhältnis und ich sehe einige Dinge lockerer als ältere Eltern. Ich musste mich mit viel Gerede auseinandersetzen und bis zu einem gewissen Grad muss man das aushalten. In jedem Fall muss man die Sachen machen, wie man möchte, denn die Leute werden so oder so immer reden.
Sie legen viel Wert auf Frauenthemen. Warum ist es wichtig, Frauen und ihre Stellung in der Gesellschaft immer wieder aufs Tapet zu bringen?
Weil wir noch immer nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben. Die Diskriminierung ist da und man kann sie nicht leugnen. Wir müssen das immer wieder aufzeigen, damit es sich zum Besseren ändert. Außerdem ist es durch Abweichen von Stereotypen wichtig, Mädchen zu zeigen, dass sie alles werden können, was sie wollen. Daher ist auch gendergerechte Sprache wichtig, denn wenn wir es nicht aussprechen, hören wir es nicht.
Haben Sie schon konkrete Pläne für Ihre Zukunft?
Derzeit bin ich dabei, mein Buch "Veni, Vidi, Vulva", das im Lektora-Verlag erschienen ist, zu promoten. Ich möchte weiterhin Texte schreiben und Poetry Slams besuchen, dadurch komme ich auch in den Genuss, viele Städte zu bereisen. Aus diesem Grund habe ich meine Hebammentätigkeit heruntergeschraubt, aber aufgeben möchte ich sie keinesfalls.
WOCHE-WORDRAP
Schreiben ist ... ein wichtiger Teil meines Lebens.
Kinder sind ... eine gute Zukunft, wenn wir ihnen gute Vorbilder sind.
Ich lache ... über solche Wordraps.
STECKBRIEF
Geboren am 15. Februar 1993
Mutter der zehnjährigen Tochter Selina
Matura am Lichtenfelsgymnasium in Graz
Hebammen-Studium an der FH Joanneum, Abschluss 2015
Seit März 2015 als Slam-Poetin auf Poetry Slams im In- und Ausland
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