Genug Schwein gehabt?
Zum Glück gehört ein "Rüsseltier"
Auf dem mit dem Tierschutzpreis für den artgerechten Stallbau ausgezeichneten Bauernhof der Familie Steßl fühlen sich rund 100 rosige Glücksbringer "sauwohl".
BAD LOIPERSDORF. Schweinchen als Glücksbringer zu verschenken, ist gepflogenes Silvester- und Neujahrsritual mit uralten Wurzeln. Bereits in der Antike war das Schwein ein Zeichen für Stärke und Wohlstand sowie aufgrund seiner vielen Nachkommen ein Symbol der Fruchtbarkeit. Nach den Maßstäben des Mittelalters galt derjenige als reich, der ein Schwein besaß. Das Futter war billig, Ferkel hingegen konnten teuer verkauft oder groß gezogen, geschlachtet und zu wertvoller Nahrung verarbeitet werden. Als kulinarischer Genuss am Silvesterabend wird häufig ein gekochter Schweinsrüssel gereicht, der Schweinsbraten ist die glücksbringende Mahlzeit am Neujahrstag.
"Das Schwein gräbt mit dem Rüssel stets nach vorne und damit in Richtung Zukunft", erklärt Josef Steßl, der gemeinsam mit Gattin Andrea den mit dem Tierschutzpreis 2021 ausgezeichneten Steßlhof in Bad Loipersdorf führt, diesen beliebten Brauch.
Schwein gehabt
"Wer Schwein hat, hat Glück", heißt es im Volksmund. Demnach hat die Familie Steßl "großes Glück", leben doch auf ihrem Bauernhof mitten in der Natur auf einer Anhöhe außerhalb des Thermenkurorts neben anderen Tieren im geräumigen, dreigeteilten Stall mit verlängerten Boxen gut 100 offensichtlich zufriedene Schweine. Der Stallumbau auf dem Steßlhof erfolgte nach Kriterien des Tierwohls und einer praktischen Tierhaltung. Im Innenbereich befinden sich ein Rückzugsort sowie der Futter- und Tränkeplatz, nach außen hin ein eigenes Strohbett mit übergelagertem Strohspeicher.
"Die Schweine halten sich dort auf, wo sie möchten. Da sie kaum Schweißdrüsen besitzen, liegen sie im Sommer lieber auf Beton und im Winter auf dem Stroh", erklärt Josef Steßl.
Aus Liebe zum Beruf
Die Schweine liefern das Fleisch für die mittlerweile im Hofladen und in den Regionalregalen der gesamten Region gerne gekauften, hochwertigen Schweinefleischprodukte vom Frischfleisch bis hin zu veredelten Erzeugnissen, wie Schinken, Wurstwaren, Aufstriche oder Bratlfett und Schweineschmalz. Dazu gibt es zusätzlich noch das Steirische Kürbiskernöl und Holzofenbrot aus Familienproduktion.
"Wir schlachten auf dem Hof, und wir stellen hier auch alle unsere Produkte selbst her. Schon meine Eltern begannen beim Start der Therme mit der Direktvermarktung. Ich habe ihr Lebenswerk gemeinsam mit meiner Gattin Andrea und meiner gesamten Familie aus Überzeugung und mit Begeisterung fortgeführt", spricht Josef Steßl davon, dass er sein Bestes gibt, weil er es aus Liebe zu seinem Beruf als Landwirt macht.
Regionaler Kreislauf
Die Ferkel für die Aufzucht auf dem Steßlhof stammen aus einem Bauernhof im Loipersdorfer Ortsteil Gillersdorf. Die Fütterung erfolgt mit Getreide, Mais und Soja von den eigenen Feldern. Auch der Kürbiskuchen aus der Kernölpressung der im landwirtschaftlichen Betrieb angebauten Kürbisse dient den Tieren als Nahrung. Durch die wöchentliche Schlachtung auf dem Hof gibt es keine Tiertransporte.
Am Beispiel der Sojaproduktion und Sojabeschaffung erläutert Josef Steßl, wie sich der ökologische Fußabdruck durch das Wegfallen von Wegstrecken verbessert. "Im Vergleich zu amerikanischem Soja vermindern sich die Co²-Emmissionen je Schwein bei der Fütterung mit europäischem Soja um 40 Prozent. In unserem Betrieb verwenden wir Futtermittel aus eigenem Anbau, wie unseren Sojakuchen mit einem Fettgehalt von 8 bis 10 Prozent", legt Josef Steßl besonderen Wert auf eine gesunde, ausgezeichnete Fleischqualität, die der Konsument auch auf dem Teller schmeckt.
Wann hat der Hofladen Steßl geöffnet?
- Öffnungszeiten Hofladen Steßlhof, Bad Loipersdorf 81: montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr in Bedienung, von 14 bis 20 Uhr in Selbstbedienung mit Wechselkassa, samstags von 9 bis 11 Uhr in Bedienung, samstags von 11 bis 20 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen in Selbstbedienung.
- Nähere Informationen & Kontakt: www.steßlhof.at
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