30 Jahre Rainbows, eine Lobby für Kinder
Geteiltes Leid für geteilte Familien

Dagmar Bojdunyk-Rack begleitet seit 22 Jahren an der Spitze von Rainbows Kinder durch stürmische Zeiten, die Organisation feiert in Österreich heuer ihr 30-jähriges Bestehen. | Foto: Rainbows
  • Dagmar Bojdunyk-Rack begleitet seit 22 Jahren an der Spitze von Rainbows Kinder durch stürmische Zeiten, die Organisation feiert in Österreich heuer ihr 30-jähriges Bestehen.
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Seit drei Jahrzehnten kümmert sich Rainbows um Kinder, die nach einer Scheidung oder Trennung der Eltern oft rat- und hilfslos zurückbleiben. Österreichweit wurden in diesen 30 Jahren über 30.000 Kinder unterstützt. Die WOCHE hat aus Anlass des Jubiläums mit der Rainbows-Geschäftsführerin Dagmar Bojdunyk-Rack über Trauerarbeit, absolute Vertrauensverhältnisse und Scheidungen als "Allerweltsschicksal" unterhalten.

Sie leiten Rainbows seit 1999, was hat sich seitdem bei und an ihrer Arbeit mit den Kindern und Eltern geändert?
Dagmar Bojdunyk-Rack: In den 1980er-Jahren sind die Scheidungsraten eklatant gestiegen, was überhaupt erst zur Gründung von Rainbows in Österreich geführt – die Idee dahinter stammt ursprünglich aus den USA. Zu Beginn waren es großteils nur die Mütter einer sogenannten Rainbows-Gruppe, die uns gegenüber gesessen sind. Mittlerweile sind es oft Mutter und Vater beziehungsweise auch teilweise die neuen Patchworkelternteile. Gesellschaftlich hat sicher eine gewisse eine Entabuisierung der Trennung stattgefunden. Aufgrund der Häufigkeit tendiert man dazu, es zu bagatellisieren. Scheidungen sind ein Allerweltsschicksal geworden, dabei verliert man die Kinder jedoch etwas aus den Augen. Es geht darum, dass es Betroffene gibt, die diese Trennung nicht wollen und das sind die Kinder.

Sie haben die Rainbows-Gruppen angesprochen, wie funktionieren diese?
In einer Rainbows-Gruppe werden jeweils vier bis fünf betroffene Kinder zwischen vier und zwölf Jahren zusammengefasst. Dort können sie erleben, dass sie nicht allein sind, es vielen anderen Kindern es ebenso ergeht. Mit den Gruppenleiterinnen werden mithilfe vielfältiger Methoden die Trennungs- und Verlusterlebnisse bearbeitet. Viele unserer Mitarbeiter sind selbst mit dem Thema konfrontiert gewesen, was eine Stütze für die Arbeit mit den Kindern sein kann. Jede Rainbows-Gruppe ist ein in sich geschlossenes System, es finden innerhalb von rund vier Monaten insgesamt zwölf Treffen mit den Kindern statt. Dazu begleitend gibt es drei Gespräche mit den dazugehörigen davor, inmitten und nach allen Treffen) Gespräche mit den dazugehörigen Eltern.

Sie haben verschiedene Methoden angesprochen ...?
Ja, es werden Gefühle wie Wut, Trauer und Angst thematisiert. Da gibt es beispielsweise eine Wutpalme, die die Kinder mit Papierschwertern zerstören können oder sie zerplatzen sogenannte Wutluftballons. Kinder brauchen einen Raum und eine Person, die der Situation neutral  gegenübersteht, da sich die Kinder loyal gegenüber beiden Elternteilen fühlen. Essentiell ist das 
absolute Vertrauensverhältnis zwischen unseren Mitarbeitern und den Kindern: Die Eltern erfahren nichts von dem, was die Kinder uns erzählen.

Wie kann eine Trennung für die Kinder am besten gelingen?
Eine Trennung wird immer am besten verarbeitet, wenn Eltern ihrer Elternrolle noch nachkommen, und versuchen, da eine gute Basis zu finden. 'Als Paar hat es nicht gepasst, aber als Elternteil schätze ich den Partner und da sehen wir uns in der gemeinsam Verantwortung für die Kinder.'

Nicht nur bei Verlusten durch Trennungen sondern auch durch den Tod enger Familienmitglieder gibt es Unterstützung von Rainbows?
Seit 2003 bieten wir auch eine eigene Trauerbegleitung für Kinder an, einzeln oder in der Familie. Seit zwei Jahren haben wir dieses Angebot auch auf die Begleitung bei lebenslimitierender Erkrankung ausgeweitet. So soll eine behutsames Abschiednehmen ermöglicht werden. Während die Rainbows-Gruppen immer auf neutralem Boden stattfinden, fahren wir bei der Trauerbegleitung oft in die Familien. Wir sind dann in den Wohnungen, wo der oder die Verstorbene auch präsent war. Gemeinsam wird versucht, eine neue Kraftquelle zu finden. Wir helfen bei der Bewältigung der Trauer, entwickeln gemeinsam mit den betroffenen Kindern und Familien positive Zukunftsperspektiven.

Die Arbeit von Rainbows wird also immer gefragt bleiben, wie kann man sie am besten unterstützen, wenn man möchte?
Derzeit sind wir gerade auf der Suche nach Patinnen und Paten. Mit diesen Spenden soll die Arbeit von Rainbows unterstützt werden. Symbolisch für jedes Jahr des Bestehens unserer Organisation würden wir uns freuen, insgesamt 30.000 Euro auf die Beine zu stellen.

So kann geholfen werden:
Spendenkonto RAINBOWS:
Empfänger: RAINBOWS
PSK
IBAN: AT806000000092186444
BIC: OPSKATWW
Die Spenden sind steuerlich absetzbar.

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