Schulterschluss für Familien
Sozialpartner und Industrie fordern klare Maßnahmen

Sozialpartnerorganisationen und Junge Industrie mahnen weitere Maßnahmen zu Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein: Nina Zechner (Junge Industrie), Gabriele Lechner (Vizepräsidentin WKO), Helga Ahrer (stv. Landesvorsitzende ÖGB Steiermark), Maria Pein (Vizepräsidentin Landwirtschaftskammer), Patricia Berger (Vizepräsidentin AK Steiermark)
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  • Sozialpartnerorganisationen und Junge Industrie mahnen weitere Maßnahmen zu Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein: Nina Zechner (Junge Industrie), Gabriele Lechner (Vizepräsidentin WKO), Helga Ahrer (stv. Landesvorsitzende ÖGB Steiermark), Maria Pein (Vizepräsidentin Landwirtschaftskammer), Patricia Berger (Vizepräsidentin AK Steiermark)
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Mit einer geballten Ladung an Forderungen im Sinne der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind die Sozialpartner heute österreichweit an die Politik herangetreten. Auch in der Steiermark haben die – weiblichen – Spitzen von Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer, ÖGB und Industrie gemeinsam einen Appell an die Landesregierung gerichtet: "Beruf und Familie müssen in Zukunft besser vereinbar sein, hier müssen endlich Taten gesetzt werden", erklären Patricia Berger (AK-Vize), Gabriele Lechner (WKO-Vize), Maria Pein (Landwirtschaftskammer-Vize), Helga Ahrer (ÖGB-Vize), Nina Zechner (Geschäftsführerin der Jungen Industrie).

Krise als zusätzlicher Augenöffner

Die Pandemie hat die große Bedeutung der Kinderbetreuung und Elementarbildung für Gesellschaft und Wirtschaft gezeigt. Die Sozialpartner und die Industriellenvereinigung (IV) setzen sich gemeinsam dafür ein, dass es zu Lösungen der unmittelbaren Herausforderungen in Zusammenhang mit Covid-19 kommt. Sie stehen für eine breit ausgebaute und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und Elementarbildung, um den Lebens- und Wirtschaftsstandort für die Zukunft zu gestalten.
Punkto Kinderbetreuungsangebot liegt die Steiermark bekanntlich an unrühmlicher letzter Stelle bei den Unter-Dreijährigen, nur 17 Prozent der Kinder in diesem Alter werden außerhalb der Familie betreut – die WOCHE berichtete. " Wir müssen endlich damit aufhören, dass sich Mütter rechtfertigen müssen, wenn sie arbeiten wollen oder müssen", betont Gabriele Lechner und führt gleichzeitig die wirtschaftliche Bedeutung berufstätiger Frauen ins Treffen. "Der Ausbau des Kinderbetreuungsangebots ist eine Win-Win-Situation für alle."
In den vergangenen Jahren sei zwar in diesem Punkt bereits einiges vorangebracht worden, doch "von einer flächendeckenden, flexiblen und leistbaren Kinderbetreuung" könne gesamt gesehen nicht gesprochen werden, kritisiert auch Patricia Berger. Sie weist auch auf die dafür nötige finanzielle Unterstützung für die Gemeinden hin. "Die Elementarbildung gehört gerecht finanziert: Gemeinden, die mehr Plätze schaffen, sollen dafür belohnt werden", so Berger. Auch Maria Pein stößt in dieses Horn: "Es ist wichtig, die Länder und Gemeinden zu unterstützen, etwa durch eine rasche Aufstockung der 15a-Vereinbarung über die Elementarpädagogik.“

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Lange Karenzzeiten, schlechte Pensionen

Auf die Auswirkungen langer Karenzzeiten beziehungsweise der Teilzeitfalle vor allem bei berufstätigen Müttern macht Nina Zechner aufmerksam: "Wir müssen Mütter darüber aufklären, was es bedeutet, lange in Karenz zu bleiben. So verdienen Mütter in Teilzeit zehn Jahre nach der Geburt ihres Kindes im Schnitt um 30 Prozent weniger als ihre kinderlosen Kolleginnen." Eine frühe Betreuung von Kindern außerhalb der Familie kommt nicht zuletzt auch den Kindern selbst zugute: "Damit Kinderbetreuung keine Frage des Geldes mehr ist und für Eltern ein sorgenfreies Leben und eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich wird", betont Helga Ahrer. Eine flächendeckende, ganztägige und ganzjährige Betreuung sei damit eine "Investition in unsere Kinder und unsere Zukunft."

Die Forderungen im Detail


Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung:

  • Rechtsanspruch auf einen Platz in der Kinderbetreuung ab dem 2. Geburtstag ab 2023 und ab dem 1. Geburtstag ab 2025
  • Dieser Platz muss hochwertig, ganztägig sowie ganzjährig verfügbar und leistbar sein
  • Weiterer Ausbau, insbesondere bei den Unter-3-Jährigen und eine Ausweitung der  Öffnungszeiten, um einen Anspruch auf Kinderbetreuung auch umsetzen zu können

Betriebliche Kindergärten:

  • Zielgerichtete und unbürokratische Förderungen für die Errichtung von Betriebskindergärten
  • Prüfung steuerlicher Hürden für den Ausbau und die Nutzung von Betriebskindergärten

Neue Mindeststandards:

  • Ein Bundesrahmengesetz mit einheitlichen, hohen Mindeststandards für die pädagogische Qualität auf Bundesebene
  • Erarbeitung hoher Qualitätsstandards im Sinne der frühkindlichen Förderung und elementaren Bildung

Sprachkompetenz-Förderung:

  • Rasche Umsetzung eines verpflichtenden und kostenlosen zweiten Kindergartenjahrs für alle 
  • Gezielte Förderung von Deutsch, aber auch der Förderung in der Erstsprache der Kinder um einen guten Erwerb der deutschen Sprache zu ermöglichen
  • Kennenlernen und erstes spielerisches Erlernen von Grundkenntnissen in Fremdsprachen, insbesondere Englisch und Einsatz von Native Speakers und speziell geschulte Pädagoginnen und Pädagogen, um die Sprachkompetenz der Kinder zu stärken

MINT-Förderung:

  • Frühzeitige, spielerische Auseinandersetzung mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) als Chance für das spätere Berufsleben 
  • Digitale Kompetenzen sollen die vierte Grundkompetenz neben Lesen, Schreiben und Rechnen sein, auf die bereits im Kindergarten vorbereitet wird 
  • Spielerische und kindgerechte Vermittlung von Computational Thinking (Informatisches Denken) vom Kindergarten an

Ausbildung:

  • Konkreter Zeitplan für die Ausbildungsoffensive und genaue Angabe über die Zahl und regionale Verteilung der Ausbildungsplätze
  • Ausbau der Erwachsenenkollegs der BAFEPs für die unmittelbare Ausbildungsoffensive
  • Mittelfristig muss ein Umbau des Ausbildungssystems erfolgen mit einem Abschluss für Elementarpädagogik auf tertiärem Niveau

Finanzierung:

  • Rasche Aufstockung der 15a-Vereinbarung um den Ausbau der Kinderbetreuung, die Ausweitung der Öffnungszeiten und die Sprachförderung voranzutreiben
  • Mittelfristig muss Österreich bei den Investitionen in frühkindliche Bildung auf den EU-Schnitt von ein Prozent vom Bruttoinlandsprodukt aufschließen.
  • Die Verteilung der Mittel muss durch ein transparentes Modell erfolgen, das die laufende Finanzierung mit der konkreten Leistung verknüpft

Diese Forderungen wurden heute an Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, LH-Stellvertreter Anton Lang und Bildungslandesrätin Juliane Bogner-Strauß übergeben. Im Herbst soll dazu auch ein eigener Kinderbetreuungsgipfel stattfinden.

Sozialpartnerorganisationen und Junge Industrie mahnen weitere Maßnahmen zu Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein: Nina Zechner (Junge Industrie), Gabriele Lechner (Vizepräsidentin WKO), Helga Ahrer (stv. Landesvorsitzende ÖGB Steiermark), Maria Pein (Vizepräsidentin Landwirtschaftskammer), Patricia Berger (Vizepräsidentin AK Steiermark)
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