Unsere Erde
Der Pflanzen-Jäger aus Frauental

Der Frauentaler Roman Malli freut sich über jede neue "Natur im Garten"-Plakette. | Foto: Susanne Veronik
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Im öffentlichen Schaugarten von Roman Malli in Frauental kann man eine botanische Weltreise erleben. Hier überwintern sogar exotische Pflanzen vom Olivenbaum bis zur Bananenstaude.

FRAUENTAL. Man kennt ja vielleicht einen Mamutbaum, den Judasbaum und vielleicht sogar einen Lebkuchenbaum, der im Herbst herrlich süßlich duftet, nach Lebkuchen eben.
Aber kennen Sie einen Taschentuchbaum, einen Schlangenhautbaum oder den Eisenholzbaum? Aus seinem Holz sind sogar jene schier unzerstörbaren Stelzen als Unter-Wasser-Fundamente gefertigt worden sind, auf denen Venedig ruht. Nein, das ist kein Scherz, diese Pflanzen gibt es wirklich und das sogar in Frauental.
„Ich bin eben ein moderner Pflanzenjäger“, lacht Roman Malli, der nicht nur gelernter Gärtner und Florist ist, sondern vor allem für seine Gartenreisen in aller Herren Länder bekannt ist. Daher auch die Vielzahl an exotischen Pflanzen in seinem öffentlichen Schaugarten.
Früher haben sogenannte Pflanzenjäger die seltensten Pflanzen für ihre edlen Herren und deren Schloss-Parks gesammelt. Doch so eine Sammelleidenschaft ist eben eine Gabe der Menschheit, die die Zeiten überdauert, so wie bei Roman Malli.

Die Schneckenpolizei arbeitet äußerst effektiv. | Foto: Susanne Veronik
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Der Ur-Frauentaler hat im Jahr 2000 das Anwesen seiner Großeltern übernommen, eine ehemalige Landwirtschaft mit Obstgarten und Ackerland.
Mit dem Neubau des Hauses 2010 hat sich auch sein Bezug zum Garten verändert, in dem nicht nur seltene Pflanzen von (Heil-)kräutern über alte Gemüse- und Obstsorten bis zu seltenen Sträuchern, Bäumen und Blumen zu sehen sind, sondern in dem man von einem Plätzchen zum nächsten von neuen Eindrücken überrascht wird. Damit hat sich Malli seinen Traum erfüllt, sich unabhängig versorgen zu können - ein Gedanke, der angesichts von bedrohlichen Szenarien wie „Shutdown“ oder „Blackout“ durchaus an Aktualität gewinnt.

Gartenreisen aus Leidenschaft

"2010 war auch jenes Jahr, in dem ich mich beruflich verändert habe, also weg von diesem kommerziellen Antrieb in den Gärtnereien. Die Pflanzen sind dort so stark gespritzt, dass ich davon heute noch Hautprobleme habe", erklärt Malli und ergänzt zu seinem Werdegang: „Mein beruflicher Wechsel führte mich zur Gärtnerei von Angelika Ertl-Marko in Graz, die ich dann über Jahre geführt habe. In ihrem Gartenreisebüro habe ich meine Leidenschaft als Garten-Reiseleiter entdeckt. Mir gefällt es, Gärten in anderen Ländern zu sehen und die dahinter liegende Philosophie zu vermitteln“, spricht Malli Schlossgärten in Frankreich ebenso an wie maurische Gärten in Marokko oder die Urgärten im Oman. Die exotischen Pflanzen am Frauentaler Boden rühren also von jener Reisetätigkeit quer durch die Kontinente her.
Der Garten von Roman Malli ist allerdings nicht fix einzuordnen und auch nicht am Reißbrett vorab durchgeplant worden, er ist so geworden.
„Ich wollte einfach alles haben - daher ist hier auf 3.000 m2 ein Mix aus verschiedenen Bereichen entstanden“, erklärt Malli bei einem Rundgang mit ungeahnten Aus- und Einblicken, die er auf Anfrage auch öffentlich anbietet.

Der Kraftplatz unter dem alten Nussbaum im Schattenreich | Foto: Susanne Veronik
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Die Trockenmauern um das Gebäude halten nicht nur das Haus trocken, sondern dienen zugleich als Heim für Eidechsen und anderes Getier, lebendige Artenvielfalt eben. Dort sind auch die Regenwasserbassins, in denen sich das Dachwasser mit Effektiv-Mikroorganismen sammelt, die im Gießwasser die weitere Arbeit im ganzen Garten übernehmen.

Vom Steppengarten bis zum Schattenreich

Im drainagierten und somit eher trocken gehaltenen sogenannten „Steppengarten“ um das Haus werden viele Gartenpflanzen einfach in ihrer Ausbreitung zugelassen. Hier gehen Trockenpflanzen und Heilpflanzen auf, die in einem normalen Garten gar nicht gedeihen, wie z.B. die Karde, eine der wichtigsten Heilpflanzen gegen Borreliose. Dazu kommen Exoten wie weißer Weihrauch, Kerbel oder auch Zahnlavendel.
Malli weiß auch von medizinisch wertvollen Giftpflanzen, wie z.B. Digitalis, dem hochgiftigen Rizinus oder der Giftbeere, die den Boden frei von Schädlingen hält. "In der Natur hat eben alles seinen Sinn", ist Malli überzeugt.

Zwischendurch lugen immer wieder das gelb blühende Johanneskraut oder Wiesenknopfblumen sowie verschiedenste Minze-Sorten hervor. In diesem mediterranen Eck ist sogar ein Olivenbäumchen zu entdecken. „Durch die starke Drainage entsteht keine Staunässe, sodass hier auch Pflanzen aus eher südlichen Regionen gut wachsen und überwintern können“, zeigt Malli auf unterschiedliche Gewächse, bevor es weiter zum Bioblumen-Feld geht. Wie im gesamten Garten wird auch in diesem Bereich weder mit synthetischem Dünger noch mit Pestiziden oder Salzen gearbeitet, um den „Natur im Garten“-Kriterien und somit dem Ideal von Roman Malli zu entsprechen.

Ein Naturgarten arbeitet für sich

„In einem Naturgarten darf der Boden die Sonne nie sehen“, verweist Malli auf den Mulch aus Rasenschnitt, damit die Erde unterhalb feucht bleibt und die Mikroorganismen ihren Lebensraum haben.
Der Stickstoff aus dem Gras gelangt so in den Boden, ganz ohne synthetischen Dünger. Durch die Exkremente der Würmer u.a. entsteht zugleich wieder neuer Humus - ein ökologischer Kreislauf, der sich immer wieder aufs Neue schließt und den Boden optimal aufbereitet.

„Intelligent, so wie die Natur ist, braucht man den Lauf der Dinge einfach nur zu fördern."

Roman Malli ist überzeugt, dass in einem Garten oft weniger mehr ist, um das Gleichgewicht zu bewahren.

In diesem Garten wird deshalb auch nichts "rausgefeindet", auch nicht die Wühlmaus. „Ich muss halt mehr Blumen setzen“, schmunzelt Malli und zeigt auf nicht weniger als 180 Dahlien-Stöcke. Der Gärtner weiß auch das Unkraut für den Boden zu nutzen, indem er es ausreißt und gleich liegen lässt. 

Die abgemagerte Heuwiese bewirtschaftet Roman Malli nach alt überlieferter Art. | Foto: Susanne Veronik
  • Die abgemagerte Heuwiese bewirtschaftet Roman Malli nach alt überlieferter Art.
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Wir gehen weiter vom Blumen- und Kräuterbereich zu einer von Nährstoffen bewusst abgemagerten Wiese, wo jetzt zwar kein Löwenzahn dafür aber eine Vielzahl an Wiesenkräutern wächst. In der Mitte erhebt sich eine Heufigur, also nach altem Vorbild geharpftes Heu für die Tiere auf dem Anwesen. Die Hühner im Gehege und das frei laufende Entenquartett als Schnecken-Polizei bringen noch mehr Leben in das Areal.

Nussbaum für den Kraftplatz

Weiter geht es in das Schattenreich mit einem uralten Nussbaum und riesigen Anabell-Hortensien bis hin zu den Hochbeeten und einem lauschigen Platzerl mit einem kleinen Weiher, wo Gräser, Wildblumen und Brennessel hoch und wild auswachsen dürfen, sehr zur Freude der buntesten Schmetterling und anderem Getier.

Von einem lauschigen Plätzchen geht's zum nächsten. | Foto: Susanne Veronik
  • Von einem lauschigen Plätzchen geht's zum nächsten.
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Im Nutzgarten sind Hochbeete voller Gemüse-Raritäten sowie ein Indianergarten mit Kürbissen, Bohnen und Mais u.a. angelegt. Das wechselt sich immer wieder jährlich ab, um der Fruchtfolge zu entsprechen. Im Folientunnel gedeihen dafür alte, unverfälschte Paradeiser-Sorten prächtig.
Zu den Mikroorganismen im Gießwasser kommt im Frühling eine Fuhr Pferdemist - und auch dieser kommt aus einem Stall, in dem die Pferde keine Antibiotika erhalten. „Aber sonst gilt für mich die Devise: Alles was im Garten ist, bleibt auch im Garten, da kommt nichts Fremdes herein. Der Garten liefert ohnehin alle Rohstoffe, ich brauche sie nur zu nutzen“, betont Malli den autarken Kreislauf.

Aus der Urzeit unseres Planeten

Besonders stolz ist Malli auf eine Pflanze, die eigentlich als ausgestorben gilt. „Wollemia nobilis" kennt man nur noch von Fossilien. Allerdings hat man einige Exemplare im Jahr 1994 in einer Schlucht in Australien gefunden. Seither werden die Zapfen jener Wollemie-Kiefern, die in der Jura-Zeit vor mehreren Millionen Jahren bis zu 40 Meter hoch geworden sind, in botanischen Gärten zur Vermehrung verwendet. "Eine dieser Pflanzen gibt es eben bei mir“, streicht Malli über das geradezu unscheinbar wirkende Gewächs, das durch eine gelungene Symbiose mit dem Seifenkraut inzwischen auch in Frauental den Winter überlebt.
Somit wird aus der botanischen Weltreise mitten im Bezirk sogar eine botanische Zeitreise mit  seltenen Überraschungen.

"Wollemia nobilis": Eine eigentlich schon ausgestorbene Pflanze aus dem Jura  | Foto: Susanne Veronik
  • "Wollemia nobilis": Eine eigentlich schon ausgestorbene Pflanze aus dem Jura
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Das Gartentelefon der Ökoregion

Die Plakettenvergabe für „Natur im Garten“- ist vom Lebensressort des Landes Steiermark 2018 aus Niederösterreich übernommen worden. Sie wird über die Ökoregin Kaindorf verwaltet, forciert von Gartenexpertin Angelika Ertl-Marko. Roman Malli hat nach einer speziellen Schulung bisher elf Plaketten in der Region vergeben, vor allem an Privatgärten sowie an den Stadtgarten in Deutschlandsberg. „Wir stehen auch gerne beratend zur Seite“, verweist Malli auf das Gartentelefon: 03334/31 700, das kostenfrei für Anfragen aller Art parat steht. Mehr auf www.oekoregion-kaindorf.at

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