Interview
Frauen in die Werkstatt und hinter die Bohrmaschine!

Ingeborg Krainer (ZAM-Regionalleiterin), Petra Rainer (ZAM-Betriebskontakterin und Trainerin) und Lisa Wetl (ZAM-Trainerin) in der Werkstatt am Deutschlandsberger Standort.
  • Ingeborg Krainer (ZAM-Regionalleiterin), Petra Rainer (ZAM-Betriebskontakterin und Trainerin) und Lisa Wetl (ZAM-Trainerin) in der Werkstatt am Deutschlandsberger Standort.
  • hochgeladen von Simon Michl

Zum Weltfrauentag haben wir uns mit Ingeborg Krainer über Gleichstellung und wirtschaftliche Chancen für Frauen unterhalten. Die Regionalleiterin des ZAM Deutschlandsberg arbeitet täglich mit Frauen zusammen, die vor beruflichen Herausforderungen stehen.

WOCHE: Warum braucht es auch 2019 noch einen Weltfrauentag?
INGEBORG KRAINER: Vieles ist tatsächlich besser geworden, in Bereichen wie Bildung oder Gesundheit gibt es eine Gleichstellung von Frau und Mann. In der Gesellschaft ist aber noch immer der Gedanke verankert: Frauen sind für die Familie da. Auch wenn sich, vor allem junge Männer, einen Papa-Monat oder Väter-Karenz nehmen. Das ist hoffentlich ein erster Schritt.

Welche Herausforderungen bedeutet das für Frauen?
Oft geht sich nur Teilzeitarbeit aus. Das wirkt sich negativ auf das Lebenseinkommen und vor allem auf die Anrechnung der Pension aus. Denn viele Frauen mit Kindern gehen jahrelang nicht Vollzeit arbeiten. Wenn auch der Mann kein Vollverdiener ist oder es zu einer Scheidung kommt, kann das zu finanziellen Problemen führen. Davon betroffene Frauen nutzen unser Angebot.

Gibt es noch immer die vorherrschenden Frauenberufe?
Ja, vor allem Dienstleistungsberufe wie in der Pflege oder im Handel. Viele haben eines gemeinsam: Sie sind schlecht entlohnt, kosten Substanz, haben oftmals unsichere Arbeitsplätze, und großteils sind Teilzeitdienstverhältnisse möglich – diese bringen kaum ein existenzsicherndes Einkommen.

Welche Lösungen gibt es dafür im ZAM?
Wir wollen Frauen in die Pflicht nehmen, ihr Berufsfeld zu erweitern. Deswegen bieten wir nicht nur Qualifizierungen für Landwirtschaft oder Gastronomie an, sondern auch für technische Berufe, um sich auf Neues einzulassen. Eine Nähmaschine kann jede erwachsene Frau bedienen, aber eine Bohrmaschine nicht.

Lernt Frau so etwas im ZAM?
Ja, und vieles andere auch. Wir geben den Frauen die Möglichkeit, verschiedene handwerkliche Tätigkeiten ohne Druck und Erwartungshaltung in unserer Werkstatt auszuprobieren. Diese haben wir mit einem originalen Baustellenradio von Hagebau Wallner ausgestattet. Mit Bohrsets von FISCH-Tools konnten wir alle steirischen Standorte ausstatten. Dort arbeiten wir mit Holz, bauen Lampen, Spielzeug, Jausenbretter oder Palettenmöbel. Und in unseren Schulungsräumen lernen Frauen das technische Zeichnen per Hand und mit Software.

Wie wirkt sich das auf den Arbeitsmarkt aus?
In der Industrie werden immer mehr Frauen aufgenommen, weil dort ausgebildete Arbeitskräfte gebraucht werden. Technische Berufe sind gut entlohnt, haben klare Arbeitszeiten und nach wie vor ein wirtschaftliches Wachstum. Damit ermöglichen wir vielen Frauen ein gesichertes Einkommen. Und Unternehmer aus der Region, die Bedarf an Fachkräften in den Bereichen Metall oder Elektro haben, können sich jederzeit bei uns melden.

Wie hoch ist die Erfolgsquote?
Unser Ziel ist immer eine rasche Arbeitsaufnahme, derzeit haben wir 45 ZAM-Stiftungen mit regionalen Firmen. Von diesem dualen Ausbildungssystem profitieren Frau und Firma – das zeigt auch die hohe Übernahme von 80 Prozent in ein Dienstverhältnis. Unsere Stiftung ist ein sehr nachhaltiges AMS-Förderprodukt.

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