Frauen für technische Berufe dringend gesucht
Heuer hat das AMS gemeinsam mit ZAM Deutschlandsberg und ZAM Leibnitz die Aktion zum Weltfrauentag rund um Zukunftsberufe für Frauen erstmals in die Werkstätten des bfi Deutschlandsberg verlegt.
DEUTSCHLANDSBERG. Zum Weltfrauentag hat das AMS gemeinsam mit ZAM Deutschlandsberg und ZAM Leibnitz am bfi Deutschlandsberg die "Zukunftsberufe für Frauen" in den Fokus gerückt. "Der Zuspruch war enorm. Es waren mehr als 100 interessierte , junge Damen in den einzelnen praxisorientierten Workshops", ist Harald Köppel in seiner Funktion als Bildungszentrumsleiter am bfi Deutschlandsberg vom Erfolg dieser Initiative überzeugt. Neben den Info-Ständen von AMS und ZAM sind somit fünf neue Berusfbilder in Theorie und Praxis an diesem Vormittag vorgestellt worden. Köppel: "Wir haben bewusst unsere Werkstätten für diesen Vormittag gewählt, damit die Frauen auch den Lärmpegel als reale Erfahrung erleben können. Der Lärm ist weit geringer als vielfach vermutet. Im Gegensatz dazu taucht man im Robotik-Bereich im KUKA-Labor quasi in die neue, stille Welt ein."
Neue Berufe für Frauen
Dabei standen fünf Berufsbilder im Mittelpunkt, nämlich Mechatronik, Anlagen- und Betriebstechnik, Metalltechnik – Zerspanungstechnik, Metalltechnik – Maschinenbautechnik und jetzt österreichweit neu am bfi Deutschlandsberg "Prozesstechnik und Qualität" zur Rüstung und Überprüfung von Fertigungsanlagen und Überwachung von oft rechnergestützten Anlagen und Produktionsprozessen. "Dieser Job ist maßgeschneidert für Frauen, ganz ohne Schwerarbeit. Dafür sind Genauigkeit und analytisches Denken gefordert", so Köppel.
Eine Premiere
Warum heuer erstmals im bfi? "Wir wollen den Frauen hier in den Werkstätten, also in der Praxis zeigen, was moderne Technik überhaupt ist. Das ist ja heutzutage weit weg von Schmutz und körperlicher Schwerarbeit. Außerdem wird mit dem KUKA Robotik College hier am bfi auch sehr zukunftsorientiert ausgebildet", bringt Michaela Sahin, Leiterin des AMS Deutschlandsberg, die Vorteile auf den Punkt und ergänzt zu den Berufsbildern: "Das sind gute und gefragte Arbeitsplätze, von denen man auch leben kann."
Ihr persönlicher Beitrag zum Weltfrauentag?
"Ich habe versucht, die Frauen ein wenig zum Nachdenken anzuregen, nämlich zu einem selbstbestimmten Leben abseits von jedweder Abhängigkeit dafür mit Kinderbetreuung und eigenem Geld in der Tasche", so Sahin.
Bessere Jobs und besseres Einkommen in der Technik
Sabine Thomann vom AMS Leibnitz: "Wir reagieren somit auf die Bedürfnisse der Wirtschaft, wo ein akuter Fachkräftemangel gerade in diesen technischen Berufsbereichen herrscht. Wir öffnen daher die Türen aller Schulungszentren, die mit dem AMS kooperieren, um Frauen über neue Berufe zu informieren." Worin liegen die Vorteile? "Die Einkommensmöglichkeiten sind ebenso wesentlich besser wie auch die Arbeitsplatzsicherheit abseits von Teilzeitstellen."
Schließlich gibt es in den traditionionellen Frauenberufen, sei es im Handel, als Frisörun u.a. nach der Lehre oft nur noch Teilzeitstellen, womit auch ein geringeres Einkommen verbunden ist. Das kann vor allem für alleinerziehende Mütter zu einer prekären Sitaution führen.
Berufsorierentierung am Puls der Zeit
Dabei schafft gerade das ZAM sehr viel Vorarbeit zu dieser Bewusstseinsbildung hin zu neuen Berufsbildung für Frauen, wie Helga Sams vom ZAM Leibitz erläutert: "Deshalb arbeiten wir bei der Berufsorientierung ganz gezielt in Richtung Technik auch für eine existentielle Ansicherung. Dabei gilt es auch, die technischen Fähigkeiten erst einmal bewusst zu machen. Nach der Berufsorientierung bietet das ZAM euch eine Vorqualifizierung in Teilbereichen und kooperiert dann mit dem bfi zur weiteren Ausbildung.
Elfriede Stopper vom SFU (Service für Unternehmen) am AMS Deutschlandsberg packt das Thema von Seiten der Betriebe her an. "Ich bin in diesem Sinne ganz bewusst dahinter, in Betrieben klar zu machen, dass sie mit einer Frau in technischen Bereichen sicher genauso gut bedient sind wie mit einem Mann", so Stopper, die auch als Gender Mainstreaming-Beauftragte am AMS Deutschlandsberg agiert.
Innovation durch Kooperation
Als höchst innovativ bezeichnet Harald Köppel die Zusammenarbeit des bfi mit AMS und ZAM: "So haben wir gemeinsam mit ZAM für Frauen 'Technikerinnen 4.0-Workshops' umgesetzt, um Frauen auf die neuen Berufsanforderungen durch die Automatisierung und die Digitalisierung vorzubereiten. Wir zeigen hier Berufsbilder, die für Frauen zu 100 Prozent passen. Dabei verfügen wir auch über die entsprechenden Kontakte zur Industrie", spricht Köppel auch das bfi-KUKA Robotik College als österreichweit einzigartiges Angebot hier am Standort in Deutschlandsberg an.
"Wir haben Kontakt zu 22 Unternehmen im Bereich Zerspanungstechnik und treffen uns alle drei Monate, sodass Fimen Ausbildner, Personalleaser und Vertreter des AMS an einem Tisch sitzen. Wir gehen dabei auf die Wünsche der einzelnen Gruppen ein", so Köppel zu einer neuen Offensive. Schließlich muss man sich auch als Ausbildungsstätte ständig auf die neuen Gegebenheiten einstellen und entsprechend nachjustieren.
Am bfi Deutschlandsberg werden täglich rund 300 Personen ausgebildet, der Frauenanteil liegt dabei bereits jetzt bei ca. 30 %, Tendenz steigend.
Zur Bewusstseinsbildung für diese neuen Jobs ist das AMS mit diesem Thema auch bei Elternabenden präsent.
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