Ansichtssache
Lieber arm als armselig
Seit zehn Tagen schwitze ich mit meinem besten Freund Gerhard Bajzek unter der Sonne von Rhodos. Für zwei Wochen tauchten wir zum Entspannen und Krafttanken in der Anonymität einer riesigen Ferienhotelanlage in Faliraki unter. Eigentlich bin ich für Badeurlaub nicht zu haben. Wer meine Kolumne vor etwa zwei Jahren gelesen hat, wird mich Lügen strafen wollen. Damals habe ich mich von der Partyinsel Mallorca gemeldet.
Wenn ich mir allerdings meine Urlaubseindrücke aus dem Vorjahr ins Gedächtnis rufe, bin ich wieder über jeden Zweifel an meiner Glaubwürdigkeit erhaben. Zu jener Zeit durchquerte ich die masurische Seenplatte im bitterarmen Nordosten Polens. Die Menschen am Land leben in tiefer Bescheidenheit. Einzig und allein in den Urlaubsregionen verkaufen die Menschen sich und ihre Seele an Touristen.
Die Hellenen sind nicht arm wie die Masuren, sie sind hilfsbedürftig. Dieses vermeintliche Wortspiel macht einen tiefgreifenden Unterschied aus. Während die verwöhnten Griechen auf fremde Hilfe angewiesen sind, sehen sich die genügsamen Ostpolen in ihrer Existenz nicht gefährdet. Lieber arm als armselig – frei nach diesem Motto dürften sie die in den Sand gesetzten EU Millionen für Griechenland beurteilen, während sie selbst vergeblich auf Kies aus Brüssel warten.
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