Kommentar
Rund um die Koralmbahn: Potenziale ausreizen, aber nicht überreizen

Die Koralmbahn ist ein Jahrhundertprojekt und eine Jahrhundertchance für die Region um Deutschlandsberg. Umso sorgfältiger sollte man mit dem Potenzial entlang der Bahn umgehen.

Es hat einen Hauch von Großstadt, wenn man zwischen Wäldern und Äckern über gefühlte Autobahnbrücken fährt oder moderne Eisenbahnausstattung sieht. Tatsächlich verbindet die Koralmbahn den Bezirk Deutschlandsberg mit Graz, Klagenfurt oder Wien in einer Schnelligkeit wie noch nie zuvor. In Groß St. Florian sieht man immer mehr dieser Ansätze der großen Welt, wo der Bahnhof Weststeiermark entsteht.
Wer dort vorbei fährt, bekommt schon einen Ausblick in diese Zukunft. Ende 2025 soll nun die Koralmbahn auf steirischer Seite, inklusive Tunnel und Bahnhof, fertig sein und fahren. Heute kaum zu glauben, dass einst von 2020 die Rede war – allerdings auch noch vor dem Baustart von KAT 2 in Deutschlandsberg. Die aktuelle Prognose der ÖBB sollte wohl halten, wenn schon Corona im letzten Jahr nichts durcheinander brachte.
Abgesehen vom Zeitplan: Worüber man nicht lange diskutieren muss, sind die Möglichkeiten, die sich durch die Koralmbahn für unsere Region bieten. Entscheidend ist, was aus dem vorhandenen Potenzial gemacht wird.
Dazu gehört nun auch alles rund um die Koralmbahn: Betriebsansiedlungen mit Arbeitsplätzen, Wohnorte und der restliche Verkehr. Die regionale Politik ist bereit für die Wirtschaft, hat bereits Betriebsflächen gesichert – und wohl auch bereit für eine neue Straße. Auf einen Teil der L601 neu hat man sich geeinigt, der tatsächliche Bau lässt noch auf sich warten. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich neben einer Plattform zur Förderung der neuen Straße auch Bürgerinitiativen gegen den Straßenbau formiert haben. Die ÖBB definieren ihre Rolle als Erbauer und Bereitsteller der Infrastruktur, für die sie beauftragt wurden. Natürlich wolle man, dass möglichst viele Leute mit dem Zug fahren. Mit der deutlich verkürzten Fahrtzeit hat man dafür ein schlagkräftiges Argument.
Es gehört genau hinterfragt, ob es eine neue Landesstraße braucht, wenn man mit dem Zug in unter 30 Minuten in Graz ist. Oder ob der Eingriff in die Natur (den auch die Koralmbahn darstellt, jedoch mit umweltschonenden Langzeiteffekten) nicht irgendwo aufhören sollte: bei einem Flächenverbrauch, der wertvollen Boden und Lebensraum wegnimmt.

Simon Michl
Redaktion Deutschlandsberg

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