Ausstellung
"Feuer und Erde" auf Schloss Hollenegg for Design

Der große Saal auf Schloss Hollenegg ist voller überraschender Eindrücke: Kuratorin Alice Stori Liechstenstein gibt einen Einblick dazu. | Foto: Susanne Veronik
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  • Der große Saal auf Schloss Hollenegg ist voller überraschender Eindrücke: Kuratorin Alice Stori Liechstenstein gibt einen Einblick dazu.
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An den kommenden drei Wochenenden öffnet Schloss Hollenegg for Design seine Pforten für die Ausstellung "Earth and Fire", in der sich alles um Werkstücke aus Keramik dreht, nämlich quer durch die Zeiten, die Kontinente und die Stilepochen. Hausherrin und Kuratorin Alice Stori Liechtenstein hat uns bei einem exklusiven Rundgang einen ersten Einblick in die historischen Räume gewährt, der erstaunliche Überraschungen bereit hält.

HOLLENEGG. Ab Samstag, dem 15. Mai, öffnet Schloss Hollenegg for Design erneut seine Türen für eine zeitgenössische Design-Ausstellung im Rahmen des Design-Monats Graz, der kürzlich online eröffnet worden ist. "Auf Schloss Hollenegg wollen wir endlich wieder Menschen in den Räumen begrüßen", lädt Alice Stori Liechtenstein ein, die die Ausstellung gemeinsam mit Rainald Franz, Kurator für Glas und Keramik am MAK in Wien, kuratiert. Die Hausherrin hat uns bereits vorab Einblicke in die spannende Ausstellung im ehrwürdigen Schloss der Familie Lichtenstein gegeben - ein Rundgang mit spannenden Einblicken.

Keramik im Lauf der Zeit

Unter dem Titel "Earth and Fire" konzentriert sich diese entgegen dem Ausstellungskonzept in den Jahren zuvor nur auf ein Medium: die Keramik.
Die historischen Räumlichkeiten von Schloss Hollenegg beherbergen eine einzigartige Sammlung von antiquarischen Keramik- und Porzellanstücken, die von japanischem Imari-Porzellan über chinesische Vasen, Augarten-Teetassen, Meißener-Figuren, persische Fliesen bis hin zu wirklich spektakulären Öfen aus dem 17. und 18. Jahrhundert reicht. Neben den kostbaren Stücken finden sich aber auch alltägliche und charmante Objekte, die davon zeugen, dass das Schloss auch schon immer ein Zuhause war.

Internationale Designer

24 Designerinnen und Designer präsentieren in diesem historischen Kontext ihre eigenen Keramikarbeiten, die in den historischen Räumen mit den über Generationen überlieferten Stücken aus dem Besitz der Familie Liechtenstein korrespondieren:

Ahryun Lee, Alice Walton, Alterfact, Attua Aparicio, Babette Wiezorek, BNAG, Decio Studio, Erik Haugsby, Floris Wubben, Jessie Derogy, Karl Monies, Katie Stout, Maria Scharl, Marie Janssen, Misha Kahn, Onka Allmayer-Beck, Prinzhorn Kadanka, Reinaldo Sanguino, Sarah Pschorn, Sem Leutscher, Studio Furthermore, Teresa Berger, Unfold

Mehrere namhafte Designgalerien arbeiten für die Ausstellung mit Schloss Hollenegg zusammen und haben Designerinnen und Designer ausgewählt, die sie unterstützen und denen sie eine Bühne geben:
Friedman Benda mit Misha Kahn, The Future Perfect mit Reinaldo Sanguino, Etage Projects mit Karl Monies, R&Company mit Katie Stout, MDR mit Attua Aparicio und She BAM! Galerie Lætitia Gorsy mit Sarah Pschorn. Zum ersten Mal werden alle Stücke der Ausstellung auch zum Verkauf angeboten.

Material, Stil und viele Aha-Effekte

Spannende Akzente durch die Materialien, verschiedenen Stile und die jeweilige Verwendung sorgen für manchen Aha-Effekt und steigern die Neugierde von einem Raum zum nächsten. Manche davon waren noch nie für Publikum geöffnet, schon allein da im Vorjahr keine Besichtigungen vor Ort stattfinden konnten.

"Keramik gehört schon seit jeher zum Alltag. Deshalb wollten wir diese Stücke aus dem Schloss mit zeitgenössischen Designer-Stücken in Korrespondenz setzen und das mitten in den historischen Einrichtungen des Schlosses."

Kuratorin Alice Stori Liechtenstein

Die Sprache der Formen

Da kann es schon geschehen, dass chinesische Deckelvasen aus dem 18. Jahrhundert Spalier stehen für einen modernen Sessel in grellen Pop-Art-Farben des Designers Reinaldo Sanguino aus Venezuela. Eine Spannung über die Stile und Zeiten, die wirkt! Spannung erzeugen auch die vielen verschiedenen Effekte durch die unterschiedlichste Bearbeitung der Oberflächen, die manchmal stofflich manchmal spröde amorph und andernorts wieder fein wie Papier wirken.

Chinesische Deckelvasen aus dem 18. Jahrhundert korrespondieren mit dem Porzellan-Sessel in grellen Pop-Art-Farben des Designers Reinaldo Sanguino aus Venezuela. | Foto: Susanne Veronik
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Und dennoch, es ist Keramik, gebrannte Erde. Aus dem großen Saal geht es weiter die Treppen hinauf bei herrlichen Ausblicken vom Schloss in den Innenhof und zugleich auf der anderen Seite in das Schilcherland vorbei an einer Trommel aus Keramik, auf der ein Hahn trohnt neben einer sehr organischen Struktur eines italienischen Designers, wobei insgesamt vor allem österreichische Designer ihre Arbeiten zeigen. Weiter geht es durch das Gobelin-Zimmer bis hin zum Teezimmer und andere wunderbaren Räumlichkeiten.

Augarten: Von Asien nach Europa

Neben überraschenden Effekten in Korrespondenz mit den alten Keramiken beeindrucken auch Materialkombinationen, sodass die Formen in einem Schwenk von Asien, wo die Rezeptur von Porzellan ursprünglich entdeckt worden ist, auch an den europäischen Geschmack angepasst worden sind. Als erste Manufaktur in Österreich hat Augarten die Rezeptur für Porzellan verwendet: Einem niederländischen Kriegsagenten am Hofe Karl VI gelang es um 1717 das so genannte Arkanum – das Geheimnis um die Porzellanherstellung ­von Meißen nach Wien zu bringen.
Dem Augarten-Porzellan ist in der Schau auf Schloss Hollenegg ein Zimmer gewidmet, in dem man sowohl Formen als auch Designs entdeckt, die speziell für die Familie Liechtenstein entworfen worden sind.

Augarten Porzellan für das Haus Liechtenstein entworfen. | Foto: Susanne Veronik
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Keramik als architektonisches Element gemäß der japanischen Tradition kommt ebenso zum Tragen wie konzeptuelle und gesellschaftskritische Botschaften, wie bei der Arbeit der österreichischen Designerin Teresa Berger zu erleben: Vier verschiedenen Objekte zeigen wie in einer dreidimensionalen Bildgeschichte, wie Korallen durch die Erwärmung der Meere immer heller werden und in Folge absterben. Mitten drin lässt ein Teller mit zwölf Glückssymbolen von Konfuzius als medidatives Motiv doch auch Hoffnung aufkeimen. Die Formen auf dem alten Teller entsprechen den modernen Skulpturen von Teresa Berger.

Das Thema Koralle und ihre Vergänglichkeit in Zusammanenhang mit dem Klimawandel, keramisch umgesetzt von der österreichischen Designerin Teresa Berger. In der Mitte ein Teller mit Glückssymbolen nach Konfuzius. | Foto: Susanne Veronik
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Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz: So findet sich auf einem Waschtisch neben einem sizilianischen Krug mit dem Kopf eines Zyklopen als Motiv eine sogenannte "Vielbrustschale" und die "Nasenvase". Einen geradezu voyeuristischen Einblick gewinnt der Besucher beim Betreten von Prinzessin Henriettes Badezimmer. In einer Nische ist ihre Badewanne eingemauert, in der eine sehr eigenwillige Skulptur überrascht, nämlich eine abstrakte Uhr des New Yorker Designers Mischa Kahn, der sehr experimentell arbeitet. "Damit haben wir auch ein schräges Stück in unserer Ausstellung. Es wirkt wie eine Big Bang -Explosion", ist Stori Liechtenstein begeistert.

Keramik: Von Menschenhand geformt

Keramiken gehören schließlich historisch zu den ersten vollständig von Menschenhand hergestellten Gegenständen und werden seitdem zur Lagerung von Lebensmitteln, zum Kochen sowie zum Transport von Wasser verwendet. Das ästhetische Spektrum des Designs ist dabei erstaunlich weit und die verschiedenen Techniken zur Herstellung von Keramik bis Porzellan sind so vielfältig wie die Böden der Erde. Das Ergebnis vereint somit genauso Chemie, Geologie und Technologie wie Ausdruck von Geschmack und Ästhetik. Durch die Präsentation alter und neuer Keramik in der Ausstellung "Earth an Fire" entsteht ein ungewöhnlicher Dialog, der die Besucher auf eine Entdeckungsreise mitnehmen und den unglaublichen Einfallsreichtum von Handwerker und Designer sowie die fast magische Kraft von Erde und Feuer aufzeigen soll.

Geöffnet an drei Mai-Wochenenden

Die geplanten Öffnungstage sind an den Wochenenden vom 15. und 16.. Mai, 22.und 23. Mai und 29. und 30. Mai, je Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr, es ist keine Anmeldung nötig.

Die Eröffnung wird live auf Instagram gestreamt und eine Tour durch die Ausstellung in Form eines Videos veröffentlicht. Wie immer wird auch ein Katalog mit Abbildungen der einzelnen Projekte sowie Aufnahmen von den Innenräumen des Schlosses zur Ausstellung erscheinen. Erstmals sind die Exponate nach der Ausstellung auch käuflich zu erwerben.
Mehr Infos auf Schloss Hollenegg for Design.

Das Meerohr von Marie Janssen

Zeitgleich wird die Künstlerin Marie Janssen – nur einen kurzen Spaziergang vom Schloss entfernt und halb versteckt im Wald – eine große Keramik-Installation gestalten. Im Laufe des Monats Mai wird sie dort einen Brunnen in Form einer Muschel bauen. Das öffentliche Kunstprojekt, das einer Wasserschnecke nachempfunden ist und an ein menschliches Ohr erinnert, wird direkt vor Ort im Brennofen modelliert und gebrannt werden. Der funktionierende Brunnen, ein Geschenk an die Gemeinde, soll später wie ein mysteriös gestrandetes Andenken an eine längst vergangene Zeit erinnern.

Das waren die vorangegangenen Design-Ausstellungen auf Schloss Hollenegg:

"Walden", ein Stück Wildnis auf Schloss Hollenegg


Wir haben uns auch mit Marie Janssen bei ihrem "Meerohr" getroffen:

Eine riesige Muschel als Fundstück in Hollenegg

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