Steuerkraft-Kopfquote
Die Deutschlandsberger Gemeindekassen wuchsen 2019 noch ein (letztes) Mal an

Die Steuereinnahmen der Deutschlandsberger Gemeinden nahmen in den letzten Jahren immer zu – das hat sich in der Corona-Krise geändert.
  • Die Steuereinnahmen der Deutschlandsberger Gemeinden nahmen in den letzten Jahren immer zu – das hat sich in der Corona-Krise geändert.
  • hochgeladen von Simon Michl

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Wenn Kommunalsteuer und Ertragsanteile hereinkommen, freuen sich die Gemeindekassen. Beides wird als Folge der Corona-Krise weniger werden. Es sind die Haupteinnahmequellen der Gemeinden: 2019 machten die Ertragsanteile (Teile der Bundessteuern) durchschnittlich zwei Drittel der Steuereinnahmen aus, die Kommunalsteuer (von Unternehmen pro Arbeitnehmer gezahlt) ein Viertel.

Lannach klar vorne

Im Bezirk Deutschlandsberg nahmen die Steuereinnahmen von 2017 bis 2019 in allen 15 Gemeinden kontinuierlich zu. Klarer Spitzenreiter bei der Steuerkraft-Kopfquote (Steuereinnahmen durch Einwohner) bleibt weiterhin Lannach mit 2.728 Euro Steuern pro Einwohner (2019). Der Industriestandort (ELG, GL Pharma, Internorm, Magna Powertrain, Saubermacher) liegt im Steiermark-Ranking weiterhin auf Rang zwei (hinter Raaba-Grambach). Lannach knackte 2019 die Neun-Millionen-Marke und nahm 9,4 Mio. Euro an Steuern ein – in den letzten fünf Jahren stiegen die Steuereinnahmen um ein Fünftel an. Deutschlandsberg steigerte sich auf 18,3 Mio. Euro (1.583 Euro pro Kopf). Damit bleibt die Bezirkshauptstadt weiter auf Platz zwei im Bezirk, vor Frauental (1.503 Euro pro Kopf).

Deutlichste Anstiege in Kleingemeinden

Ähnlich wie in Lannach, steigerte auch die Nachbargemeinde St. Josef ihre Steuereinnahmen seit 2015 um 20 Prozent (2019: 1,6 Mio. Euro). Bei der Steuerkraft-Kopfquote machte St. Peter i.S. einen gewaltigen Sprung von +23,3 Prozent (2019: 1.205 Euro pro Kopf).

Die gesamte Statistik zur Steuerkraft-Kopfquote im Land Steiermark lesen Sie hier.

Rückgang für 2020 erwartet

Das sind die aktuellsten verfügbaren Zahlen fürs Wirtschaftsjahr 2019. Die endgültigen Zahlen für 2020 werden kaum so positiv bleiben: Die Gemeinden im Bezirk Deutschlandsberg rechnen ein Minus zwischen sechs und 15 Prozent vor. In Lannach beträgt der Einnahmenverlust 2020 rund 1,2 Mio. Euro (auch aus Umsatzeinbußen der Steinhalle). Deutschlandsberg nahm über zwei Millionen Euro weniger aus Ertragsanteilen und Kommunalsteuern in, knapp zwölf Prozent weniger als 2019. Vor allem die Ertragsanteile, die bis 2019 immer gestiegen waren, reißen Löcher in die Gemeindekassen: In Eibiswald, Wies, St. Martin i.S. oder St. Josef gingen die Einnahmen aus Ertragsanteilen zwischen 13 und 15 Prozent zurück.

Ertragsanteile werden vorgestreckt

Bis die Ertragsanteile wieder steigen sollen, liefert der Bund einen Sondervorschuss auf die Ertragsanteile im zweiten Gemeindepaket. Die Reaktionen darauf waren bei den Bürgermeistern unterschiedlich:

Zweites Gemeindepaket kommt nicht bei allen Bürgermeistern gut an

Nicht zuletzt durch die Kurzarbeit, die nicht der Kommunalsteuer unterliegt, entgeht den Gemeinden Geld. Bis Ende Juni 2020 waren 12.300 Personen im Bezirk in Kurzarbeit, etwa die Hälfte aller unselbstständig Beschäftigten.

Wichtige öffentliche Aufgaben

Die Finanzen der Gemeinden werden dringend benötigt, um laufende Aufgaben zu erledigen: Straßenerhaltung, Trinkwasserversorgung, Müllentsorgung, Unterstützung von Vereinen und Feuerwehren. Kindergärten, Schulen oder Pflegeheime werden genauso wie neue Projekte – z.B. Breitbandausbau – von Gemeinden (mit-)finanziert. Auch bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohnräumen nehmen Gemeinden immer wieder selbst Geld in die Hand. Wer Freizeit- und Kultureinrichtungen betreibt, wird dort auch Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Schließungen oder erhöhte Gebühren für die Bürger will wohl jede Gemeinde vermeiden – die Gebühren wie Müll, Kanal oder Wasser sind aber ohnehin nur ein vergleichsweise kleiner Tropfen in den Gemeindekassen.

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