Für die Stimmen der Vergangenheit
Dankbarkeit

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Es geht los, der Lauf beginnt gemütlich; wir starten langsam. Weizberg: Ich sehe grün. Zuerst geht es bergab; meine Beine tragen mich hinunter; ich muss nur bremsen. Früh beginnt sie mit einem bedrohlichen Unterton zu flüstern: „Du wirst noch leiden, das verspreche ich dir!“. Alles klar. Ein Lächeln bildet sich in meinem Gesicht. Etwas lenkt mich ab: Licht; Sonne. Sie strahlt. Der Moment: Ich bin dankbar.



10 Kilometer später: Hohenkogl; Ladestation. Ich bleibe stehen; trinke ausreichend Wasser und Tee; suche dann die Toiletten auf. Meine anfänglichen Befürchtungen verschwinden; von den Stimmen der Vergangenheit lasse ich mich nicht aufhalten. Es geht weiter; ich beginne wieder leicht zu traben; wandle dann sanft in den Laufschritt um; muss mir jedoch stets meiner Verletzung bewusst bleiben. Bundesstraße; Richtung Graz: Die Polizei leistet phänomenale Arbeit. Dankbarkeit: Sie strömt mit jedem Schweißtropfen aus mir heraus.



17 Kilometer später: Kumberg. Ich beginne ein Gespräch. Mitläufer: Er vermittelt mir Liebe und Zuversicht; erzählt mir sehr persönliche Dinge aus seinem Leben. Dankbarkeit: Wieder fühle ich sie aus tiefstem Herzen. Ich bin dankbar für das Vertrauen, das mir dieser Mensch schenkt; trotz unserer erst kurzen Interaktion. Die Lücke zwischen ersten und letzten Läufern wird allmählich größer; mein Zwiespalt beginnt.



Soll ich sie zurücklassen, alleine nach vorne weiterlaufen? Oder soll ich mein Tempo rausnehmen, mich ihrer Geschwindigkeit anpassen? Erste Stimmen werden wieder hörbar: „Lass sie zurück, nur die Stärksten überleben.“. Ich höre auf sie; laufe nach vorne. Es geht bergauf; ich bin in meinem Element; möchte den Hügel im Alleingang erklimmen. Vorne angekommen, will ich die Fackel, das Friedenslicht, nehmen. Die Gruppe sagt nein. Ich überlege kurz, dann akzeptiere ich es. Ich muss niemandem etwas beweisen; nehme mein Tempo heraus.



Nach einer Weile beginnt mein Zwiespalt wieder: Soll ich sie doch zurücklassen; meinen eigenen Lauf nach Graz absolvieren? Überraschend beginnt mein Sein zu mir zu sprechen: Liebe. „Gib mich mit all deiner Kraft.“, sagt sie. Was soll ich machen? Kurz darauf spricht mein anderes Sein zu mir: Inspiration. „Nimm sie mit.“, sagt diese. Alles klar. Ich werde langsamer; nehme wieder Tempo heraus. Die anderen Läufer passieren an mir; ich platziere mich bei den Schlusslichtern. Dann signalisiere ich ihnen mit einer Geste, dass sie nicht alleine sind.



27 Kilometer später: Graz; Ortsbeginn. Ich kann es nicht glauben; bin von Weiz nach Graz gelaufen. Letztendlich kommen sie jedoch auch: Ermüdungserscheinungen; dann der Schmerz. „Ich werde dich morgen nicht aufstehen lassen!“, droht er mir. Zuerst die Hüfte; dann die Ferse; und letztendlich auch die Fußgelenke; ich spüre ihn. Ermüdung: „Gib auf, setze dich hin.“  Nein. „Es ist sinnlos.“, rufen sie beide. Das sagt ihr immer, und ich mache es trotzdem.



Dann realisiere ich es. Überwindung: Sie ist der Sinn eines zur Gänze gelebten Lebens. Was ich überwinde? Meinen zentralen Glauben: Wertlosigkeit; meine konstante Begleiterin. Nach und nach beginne ich, auch laut, mit ihr zu sprechen:



Ohne dich wäre ich niemals so weit gekommen. Du bist mein Antrieb. Ohne deine Rufe hätte ich keinen Grund etwas zu tun. Ich akzeptiere dich somit als Teil meines Seins. Und ich bedanke mich bei dir.



Dann füge ich hinzu:



Und du wirst mich trotzdem nicht aufhalten. Immer hast du es versucht, jedoch nie geschafft. Ich bin stärker als du, werde tun, was ich schon immer getan habe: dich überwinden; bis an das Ende meines Lebens; meines Seins.



Während der letzten Meter werden die Stimmen erwartungsgemäß besonders laut. Jedoch nehme ich nicht mehr wahr, was sie sagen. Es ist am Ende immer dasselbe, ich kann ihnen nichts Neues mehr abgewinnen. Schritt für Schritt und Meter für Meter bewege ich mich nach vorne; an ihnen vorbei.



Ich blicke nach hinten: Zwei Läufer, ältere Herren; sie tun sich offensichtlich schwer. Soll ich sie zurücklassen? Sein: „Laufe zurück.“. Alles klar. Wieder nehme ich Tempo heraus, passe mich allmählich den Schritten der beiden Herren an. Ich beginne eine Unterhaltung mit ihnen. Beide kämpfen sie, wie ich, ihren eigenen Kampf; Aufgabe ist keine Option. Wir bewegen uns langsam zum Ziel. Die Rufe von den billigen Plätzen ignorieren wir, wie die Stimmen, auch.



Licht: Kurz bevor die Sonne untergegangen ist, kommen wir an unserem gemeinsamen Ziel an: Graz; Innenstadt. Im Schweiß der Liebe und der Inspiration gleite ich aus dem Laufschritt in einen entspannten Gang über: Es ist ruhig. Ich höre keine Stimmen; habe sie erneut überwunden. Ich bin letztendlich auch ihnen dankbar. Schließlich sind sie der Grund für mein Sein.

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