Eine Danksagung für eine weitere Lektion
Schmerz

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Als ich loslaufe, spüre ich bereits ein ungutes Ziehen in meiner rechten Ferse. Das wird schmerzhaft. Ich habe es in den letzten Tagen eindeutig übertrieben, meinen Körper zu stark forciert. Schmerz ist keine neue Erfahrung für mich. Ab und zu brauche ich diese Signale einfach. Schmerz sei schließlich auch der beste Lehrmeister, habe ich jemanden einmal sagen gehört.





Die ersten Meter bewege ich mich langsam nach vorne. Besonders heute nehme ich jeden einzelnen meiner trabenden Schritte wahr und achte peinlichst genau darauf, meinen Fuß in keinster Weise zu überstrecken, zu überdehnen oder anderweitig extrem zu belasten. Meinem Kollegen scheint dies jedoch recht egal zu sein. Er hat sich im Gebäude meines Körpers niedergelassen und ich kann bereits nach kurzer Zeit mit einer mich in der Achillessehne treffenden Sicherheit sagen, dass er über die gesamte Länge der angestrebten Laufstrecke hinweg mein Begleiter sein wird.



Als ich den Berg schließlich hinabgebremst bin und mich im Wald auf einem geschotterten Weg wiederfinde, werden seine Signale erstmalig hörbar: „Bleib stehen.“, flüstert er. Geübt wie ich seiner Rufe gegenüber mittlerweile bin, ignoriere ich diese und bewege mich weiter nach vorne, Schritt für Schritt und Meter für Meter. Gleichzeitig aber achte ich meinen Kollegen dieses Mal sehr wohl, mittlerweile wissend, dass er es eigentlich gut mit mir meint.



Also bewege ich mich im Tempo der fließenden Raab: langsam und sanft trete ich zu Boden. Die Vögel sind bereits vor Stunden erwacht und zwitschern im Chor, wenn auch nicht so laut wie am Vortag. Das Licht der Sonne ist zwar hinter einer dicken Wolkenkruste versteckt, jedoch vorhanden. Es riecht nach Frühling. Andere Menschen sind heute nicht sichtbar, weshalb es mir etwas schwieriger fällt mich von meinem Weggefährten abzulenken.



„Bleib stehen!“, ermahnt er mich dieses Mal etwas lauter. Auch diesen seiner Rufe höre ich, nehme ihn wahr und justiere meinen Fuß wieder in eine etwas andere Position, während ich mich weiter Schritt für Schritt und Meter für Meter nach vorne bewege. Jede Sekunde des Laufes halte ich mir vor Augen es auf keinen Fall mit der Geschwindigkeit zu übertreiben.



Mittlerweile habe ich den nächsten Ort, Mitterdorf, erreicht und somit die erste Hälfte meiner angestrebten Distanz überschritten. Mein Kollege ist zwar schon etwas leiser geworden, trotzdem höre ich ihn aber noch deutlich. Erst als ich in eine Sackgasse, heute schon zum zweiten Mal, laufe und mich gezwungen sehe umzukehren, mich dabei um meine eigene Achse zu drehen, wird er wieder lauter. „Du wirst noch im Krankenhaus landen!“, sagt er in einem sarkastisch warnenden Ton, wohlwissend, dass ich ihm zwar zuhöre und ihn wahrnehme, jedoch nicht auf ihn höre. Ich glaube mittlerweile zu wissen, wie weit ich gehen, in diesem Fall laufen, kann, ohne mein Genesungspotenzial zu überschreiten.



Als ich schließlich und endlich vor dem letzten Hügel angekommen bin, zwingt mich mein Kollege, der Schmerz, fast in die Knie. „Hör auf!“, schreit er. „Es hat keinen Sinn!“, führt er aus. Und ich verstehe ihn. Denn am Ende des Tages ist er trotz oder gerade wegen seiner rauen Art einer meiner besten Freunde. Mehr als sonst irgendjemand zeigt Schmerz mir, dass ich am Leben bin.



Die letzten Meter der steilsten Steigung bewege ich mich in einem etwas schnelleren Geh Tempo nach vorne, Schritt für Schritt und Meter für Meter. Am Ende röchle ich trotz dieser langsamen Geschwindigkeit sogar, während ich durch meine gesetzte Ziellinie, badend im Schweiß der Unnachgiebigkeit, hindurch laufe.





Jetzt erst beschließe ich, auf meinen Freund zu hören und es langsamer an-zu-gehen, lasse die Laufbewegung in einen sanften Schritt ausgleiten. Bewegung ist Leben und Leben ist Bewegung. Wenn ich nicht laufen kann, dann laufe ich langsamer. Wenn ich nicht langsam laufen kann, dann gehe ich. Und wenn ich nicht langsam zu gehen vermag, dann robbe ich. Wohin? Nach vorne.
Danke Schmerz für die Erinnerung. Danke Schmerz für deine Warnungen. Danke Schmerz für deine Freundschaft.

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