Ein kleiner Vorgeschmack auf den Frühsommer
Lockdown

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Als ich Mitte 2020 das erste Mal die Idee für ein Buch hatte, war alles noch ein vages Konzept gewesen. In Österreich hatte wenige Wochen zuvor der erste Lockdown geendet und Normalität schien allmählich wieder einzukehren. Sowohl Gastronomie als auch Frisöre durften, unter erhöhten Sicherheitsbedingungen, wieder aufsperren und es wurde auch Menschen wieder erlaubt, sich in der Öffentlichkeit miteinander zu treffen. Etwas, so fiel mir gleich auf, hatte sich in den drei Monaten der Ausgangsbeschränkungen jedoch verändert: Angst. Sie hatte sich eingeschlichen. Leute schienen nicht mehr, so konnte ich allem voran in den öffentlichen Verkehrsmitteln beobachten, sie selbst zu sein: Vorsicht wurde zum Übergebot, Distanz zur Regel.



Dass der zweite Lockdown dann doppelt so lange dauerte, überraschte zwar viele, schockierte aber kaum jemanden mehr: Der Großteil der österreichischen Bevölkerung hatte sich mit der „neue Normalität“ abgefunden und an die „Selbstisolation“ gewöhnt, die Situation also akzeptiert. Was konnte man auch gegen eine übermächtig erscheinende Bundesregierung und eine Medien inszenierte Propagandamaschinerie, wie sie seit Beginn der zweiten Republik kaum besser hätte konzipiert werden können, auch großartig tun?



Die Antwort lautete Privattreffen. Die Menschen trafen sich im Geheimen in ihren jeweiligen vier Wänden. Bald schon wurden ganze Gruppen daraus und Lagerhallen gemietet: Die Leute hatten es satt eingesperrt zu sein, sie wollten feiern. Die sogenannten „Corona Partys“ wurden dabei nicht nur an den Wochenenden zur Regel: Aufgrund der Lockdown bedingten Betriebsschließungen und dadurch massiv angestiegenen Arbeitslosigkeit sowie der geschlossenen Lokale, war für viele sowieso jeden Tag Wochenende.



Auch ich zählte damals zur Gruppe der Arbeitslosen. Und auch ich besuchte in der Folge die ein oder andere Feier. Ganz entgegen meiner anfänglichen und in diesem Text publizierten Meinung zur Vorsicht sowie dem Lob der Regierungsarbeit, wollte ich es dann doch wissen. Das Leben, so schien es mir, konnte sowieso jeden Augenblick vorbei sein und was blieb dann am Ende, außer die Erinnerung an die mit anderen Menschen geteilten Momente und geführten Gespräche?



Deshalb verbrachte ich einen großen Teil dieses langen Winters unter der Obhut meiner speziellen Freunde. Und genau davon wird mein im Frühsommer exklusiv auf Amazon erscheinendes autobiographisches Buch „Lockdown“ handeln.



Am Anfang beschränkte sich unser Kontakt, wie schon vor den Lockdowns, nur auf gelegentliche Treffen. Mit zunehmender Zeitdauer wurden diese jedoch immer häufiger und bald darauf wurden sie zur Regel: Für einen Moment, so fühlt es sich rückblickend an, drohte mir die Kontrolle über mein Leben, mein Sein, zu entgleiten. Die Kraft meiner an mich selbst gegebenen Versprechen löste sich während der Gespräche mit meinen Freunden wie der Rauch von Schornsteinen in kalter Winterluft auf: Ich begann meine Handlungen meinen Gefühlen zu unterwerfen, das Wort Integrität kannte ich nur entfernt aus dem Duden, die Bedeutung war mir gänzlich unbekannt.



Ich habe dieses Buch aus einem bestimmten Grund geschrieben. Ich erwarte mir weder große Verkaufszahlen noch sonstige Anerkennung. Mein einziges Interesse beschränkt sich darauf, durch meine sorgfältig ausgewählten Worte und damit formulierten Sätze eine bestimmte Gruppe von Menschen anzusprechen und zum Nachdenken anzuregen. Ich weiß, welche Spuren die Dauerlockdowns bei manchen hinterlassen haben: Laut Standard ist die Anzahl der Drogentoten im Vergleich zum Vor-Corona Zeitraum stark angestiegen und Leute konsumieren derartige Substanzen nicht ohne Grund.



Viele haben, so wie ich, das Vertrauen in die Politik, den Staat und dessen Regierung zu einem großen Teil verloren. Manche mussten aufgrund der verbotsbedingten Nicht-Ausübung ihrer Gewerbe und des damitigen Verdienstentfalles auch gänzlich von vorne beginnen.



Und dann gibt es noch jene von mir angedeuteten, die dem Nihilismus verfallen sind und keinen Lebenssinn mehr sehen, als sich konstant mit den Substanzen ihrer Wahl zu berauschen: Diese Gruppe ist es, für die ich das Buch in erster Linie verfasst habe. Denn auch ich konnte mich eine Zeit lang mit ihnen identifizieren. Und auch ich verstehe die Gefühle hinter einer aufkommenden Depression nun etwas besser.



Ich will niemandem etwas vormachen: Die Kost von „Lockdown“ wird keine leicht zu verdauende sein. Es geht zu einem großen Teil um Abhängigkeit und die unzähligen Rechtfertigungen der Nachgabe an diese sowie die zahlreichen autosuggestiv formulierten Ausreden, die für genannten Zweck in grimmscher Manier konstant erfunden  und missbraucht wurden, um in einer endlos scheinenden Spirale der Stagnation zu verharren. Ich habe jegliche bewusste moralische Be- und Verurteilung jedenfalls ausgelassen. Ob es eine Lösung, einen Lichtblick, gibt, entscheidet letztendlich jeder Leser für sich selbst.

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