Grünen-Chefin Eva Glawischnig: CETA und TTIP entsprechen nicht unserer Lebenskultur
Am 17. Oktober ist bei den Grünen Feiern angesagt. Denn vor 30 Jahren zogen sie nach den Nationalratswahlen von 1986 ins Parlament ein. Wir fragten aus diesem Anlass Grünen-Chefin Eva Glawischnig unter anderem, ob die Grünen wirtschaftsfeindlich sind, wie Feminimus zum Islam passt und ob sie immer die Grünen gewählt hat.
"Opposition ist scheiße", hat der deutsche SPD-Politiker Franz Müntefering einmal gesagt. Stimmt das?
GLAWISCHNIG: Opposition ist vor allem spannend (lacht).
Bedauern Sie, dass 2002 die Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP gescheitert sind?
Jedenfalls wäre der Republik viel Schaden erspart geblieben.
Was ist eigentlich der genetische Code der Grünen?
Widerstand gegen Dinge, die schlecht laufen.
Sind die Grünen wirtschaftsfeindlich?
Wir schreiten dort ein, wo durch ein Wirtschaftssystem die Lebensgrundlagen für Mensch und Umwelt in Gefahr sind.
Aber die Grünen sind keine Partei für Unternehmer.
Das sehe ich anders. Einzelpersonen-Unternehmen oder kleine Familienbetriebe sind uns ein enormes Anliegen.
Soll man die Gewerbeordnung durchforsten?
Unbedingt. Warum ist die Schneiderei ein reglementiertes Gewerbe? Also: Die Gewerbeordnung muss liberaler werden.
Warum sind die Grünen gegen TTIP und CETA?
Wir sind für Freihandel, aber nicht auf Kosten der Lebensgrundlagen für Menschen. Die Sonderklags-Rechte für amerikanische und kanadische Konzerne sind ein No-Go. Und sehen Sie sich zum Beispiel doch nur die Schlachthöfe in den USA an. Das sind richtige Städte, in denen in einer Woche Millionen Hühner geschlachtet werden. Das hat überhaupt nichts mehr mit unserer Lebenskultur zu tun.
Themenwechsel: Wie ist der Feminismus der Grünen mit dem Islam vereinbar?
Null Toleranz gegenüber jeder Religion, die die Meinung vertritt, dass eine Frau weniger wert ist als ein Mann.
Wie erklären Sie einem Pensionisten, dem 800 Euro netto bleiben, die Mindestsicherung für einen anerkannten Flüchtling?
Zunächst wird es ihm nicht besser gehen, wenn es dem Bezieher einer Mindestsicherung noch schlechter geht als ihm selbst. Ich bin absolut dafür, dass die Mindestpension erhöht wird. Gerade weil davon viele Frauen betroffen sind.
Welche Jobs sollen Asylwerber bei der Rekordarbeitslosigkeit kriegen?
Die Jobs, die wir durch eine längst überfällige Infrastrukturoffensive neu schaffen.
Der Staat hat aber kein Geld sondern Rekordschulden.
Deshalb müssen wir Steuern anders verteilen.
Und wie?
Arbeiten muss endlich entlastet werden. Und Subventionen, die die Umwelt schädigen, müssen gestrichen werden.
Hand aufs Herz: Haben Sie immer die Grünen gewählt?
Ja. Das erste Mal 1990 mit Wahlkarte als Kellnerin am Münchner Oktoberfest.
Und: gültig abgegeben?
Ich fürchte, nein. Man brauchte die Unterschrift von zwei Österreichern auf der Karte. Ich hatte aber nur eine.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.