Arbeitsmarktservice
Der Facharbeitermangel ist eklatanter denn je

Hartmut Kleindienst hat im Jänner 2020 die Leitung in der AMS Regionalstelle Deutschlandsberg übernommen. | Foto: Susanne Veronik
2Bilder
  • Hartmut Kleindienst hat im Jänner 2020 die Leitung in der AMS Regionalstelle Deutschlandsberg übernommen.
  • Foto: Susanne Veronik
  • hochgeladen von Susanne Veronik

Die aktuelle Arbeitsmarktlage im Bezirk Deutschlandsberg zeigt mit Ende April 2021, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt. Allerdings wird der Mangel an Facharbeitern noch deutlicher als vor der Corona-Krise. Wir haben dazu mit Hartmut Kleindienst, Leiter der AMS Regionalstelle Deutschlandsberg, gesprochen.

DEUTSCHLANDSBERG. Hartmut Kleindienst hat im Jänner 2020 die Leitung der AMS-Regionalstelle Deutschlandsberg übernommen, in einer Zeit also, in der durch die Corona-Krise alles auf den Kopf gestellt worden ist. "Im April des Vorjahres hatten wir gleich zu Beginn der Pandemie den Höchststand in der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Im letzten Monat ist jetzt eine sehr positive Entwicklung im Bezirk mit kontinuierlichen Rückgängen festzustellen. Auf Basis des Vorkrisen-Niveaus im April 2019 beträgt die Steigerung annähernd 20 Prozent", betont Hartmut Kleindienst zur seit Monaten sinkenden Tendenz an als arbeitssuchend gemeldeten Personen.

In Zahlen am Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosigkeit ist in diesem Monat im Vergleich zum Vorjahr um 1.240 auf insgesamt 1.576 Personen (-44,0%) gesunken, damit aber trotzdem weiterhin als hoch einzustufen. 
Im gesamten Bundesland erfolgte im April ein Rückgang um 39,7% auf 37.945 Vorgemerkte gegenüber dem Vorjahr. 748 Frauen (-46,4%) und 828 Männer (-41,7%) waren per Stichtag im Bezirk von Arbeitslosigkeit betroffen. Zusätzlich befanden sich insgesamt 422 Personen in Schulungen des AMS. 

Neue Führung beim AMS Deutschlandsberg

Natürlich puffert das Instrument der Kurzarbeit sehr viel an Arbeitslosigkeit ab. Ein bestimmter Anteil davon ist bzw. war im Gastgewerbe tätig - eine Branche, in der es natürlich wesentliche Erhöhungen bei den Arbeitssuchenden im Vergleich zu den Vorjahren gibt. 
"Dabei schlägt sich die lange Dauer der Pandemie sehr negativ nieder, gibt es doch Personen, die gerade im Bereich der Gastronomie schon bis zu acht Monate und länger bei uns vorgemerkt sind. Diese Menschen sind einem sehr hohen finanziellen Druck ausgesetzt, sodass sie sich in anderen Arbeitsfeldern nach Jobs umsehen", weiß Kleindienst. Auch die sogenannten "Job-Hopper", die von einem Job in den nächsten wechseln, sind derzeit keine Seltenheit.

Florierender Stellenmarkt

Eine positive Entwicklung ist bei den offenen Stellen im Bezirk zu verzeichnen, Kleindienst: "Das Stellenangebot ist derzeit sehr groß und zugleich umfangreich quer durch die Branchen."
Somit kommt Bewegung in den Stellenmarkt, der sich intensiv und nachhaltig verbessert. Im April 2021 wurden dem AMS Deutschlandsberg 484 neue offene Stellen gemeldet (+404,2%). Steiermarkweit gibt es Plus von 170,1%. 
Insgesamt betreut das Service für Unternehmen in Deutschlandsberg 889 offene Stellen, die sofort verfügbar sind, das sind um 397 bzw. 80,7% mehr als im April 2020.
Dabei macht sich bereits jetzt der akute Facharbeitermangel noch eklatanter bemerkbar als vor der Pandemie.

Akuter Facharbeitermangel

Die Bereiche Handwerk, Technik, Industrie sind davon besonders betroffen. Ob Maurer, Dachdecker, Installateur, Mechatroniker, Elektroniker oder Metalltechniker - es werden quer durch die Branchen verzweifelt Facharbeiterinnen und Facharbeiter gesucht. Zwar greift auch hier die Corona-Job-Offensive, dennoch muss der Ansatz ein anderer sein, da es sich um längerfristige Ausbildungen handelt, bis man zu einer Lehrabschlussprüfung kommt.

"Wir haben zwar modulare Ausbildungsvarianten über Stiftungen wie "Aqua" u.a., wo man mitunter jemanden in bis zur Hälfte der regulären Lehrzeit zu einerAbschlussprüfung bringen kann, aber kurzfristig ist dieser Bereich schwer abdecken. Es bedarf längerfristigerer Planungen, auch für die Unternehmen selbst."
Hartmut Kleindienst, Leiter der AMS Regionalstelle Deutschlandsberg

Dynamik am Lehrstellenmarkt

Dieser Facharbeitermangel schlägt sich auch am Lehrstellenmarkt nieder, wo im Bezirk weiterhin ein deutlicher Überhang an offen Stellen bemerkbar ist: Insgesamt stehen 18 Lehrstellensuchenden nicht weniger als 80 freien Lehrstellen gegenüber. 
Ab Anfang April 2021 haben sich zusätzlich 25 Jugendliche beim AMS Deutschlandsberg als lehrstellensuchend gemeldet, das sind um zehn Jugendliche mehr als im Jahr davor und entspricht einem Plus von 66,7 Prozent.
Die Betriebe haben dem AMS im April 2021 insgesamt 23 neue offene Lehrstellen gemeldet, das sind um 22 Lehrstellen mehr als noch im Vorjahr.
"Die Firmen sind in der Pandemie natürlich auch eingeschränkt in ihrem Angebot, können sie doch weder Praktika noch Schnuppertage für die jungen Menschen anbieten. Wir bemerken aber deutlich, dass in den letzten Wochen wieder Leben in den Lehrstellenmarkt kommt", hofft Kleindienst. 

Attraktive Lehrstellen zu besetzen

Dabei sind unter den 80 lehrstellensuchenden Betrieben quer durch die Branchen auch sehr renommierte Paradebetriebe aus dem Bereich der Industrie dabei, die vielfach erstmals vor der Situation stehen, dass sie sehr attraktive und im Grundgehalt gut entlohnte Lehrberufe bieten, während es dennoch massiv weniger Nachfrage von Seiten der Jugendlichen gibt.
"Wir versuchen mit unserem Netzwerk eine Schiene zu den Jugendlichen und zu den Eltern zu legen, um leichter den Weg in den Lehrstellenmarkt zu finden. Eltern sind bei der Wahl zur Ausbildung eine ganz wichtige Stütze. Sie haben schließlich nicht nur eine Informationsfunktion, sondern auch eine Leitfunktion", betont Kleindienst.
Ein AMS-Schwerpunkt ist dabei, vor allem Mädchen für technische Berufe zu begeistern, über klar definierte Beratungsschienen Stichwort ZAM, sowie punktgenaue auch persönliche Beratungen über das BerufsInfoZentrum des AMS.
Kleindienst: "Dabei sind wir im Bezirk Deutschlandsberg schon seit Jahren auf einem sehr guten Weg. Wir haben einen recht hohen Anteil an Frauen, die im nicht traditionellen Bereich, vor allem im Handwerk, in Richtung Lehrabschlussprüfung und sogar in darüber hinaus gehende Ausbildungen bis hin zu universitären Laufbahnen ihren Weg gehen."

Vernetzung mit Schulen

Über das BerufsInformationsZentrum wird dazu trotz der Pandemie eine sehr gute Vernetzung mit den Schulen gelebt. z.B. mit dem LehrerInnen -Treff, der diesmal online stattgefunden hat.
Hartmut Kleindienst: "Die Rückmeldung der Lehrkräfte zeigt, dass alle Jugendlichen, die an Lehrausbildungen interessiert sind, dahingehend schon versorgt sind. In der Pandemie ist generell der Anteil jener jungen Leute, die weiterhin die Schule besuchen wollen, noch weiter gestiegen. Dort fühlen sie sich einfach sicher und gut aufgehoben."
Dabei sind die Möglichkeiten, die sich heutzutage im Rahmen einer Lehre eröffnen, nicht nur im Verdienst sondern je nach Berufsbild auch in den Aufstiegsmöglichkeiten sehr breit gefächert.  "Neben den derzeit noch digitalen Möglichkeiten im BerufsInformationsZentrum verfügen wir beim AMS über eine eigene Jugendberatung, die sich mit dem BIZ und mit dem Service für Unternehmen in ständigem Austausch befindet und somit optimal für die jungen Menschen vernetzt ist. Wenn also das Interesse gegeben ist, können wir auf jeden Fall gut unterstützen und den Weg optimal aufbereiten", betont Hartmut Kleindienst.

In Zahlen

Die Dynamik am Arbeitsmarkt im April bildet sich wie folgt ab: 284 Personen haben sich im Verlauf des Monats arbeitslos gemeldet, das sind um 119 weniger (-29,5%) als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Demgegenüber beendeten 527 Frauen und Männer im Bezirk Deutschlandsberg ihre Arbeitslosigkeit, das sind um 83 Personen weniger als im April 2020 (-13,6%).
Die prozentuell höchsten Bestandsveränderungen gegenüber dem Vorjahr gab es im Bereich Verkehrswesen (-64,6%), im Baubereich (-62,3%) und in der Beherbergung und Gastronomie (-54,6%). Es handelt sich dabei jedoch um die Vormonats-Werte (März).
Weiterhin auffällig ist der niedrige Bestand bei den vorgemerkten Jugendlichen (unter 25 Jahren) im Bezirk mit 101 Vorgemerkten, im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang von 193 Personen. Die Bestände im Haupterwerbsalter (25 bis 49 Jahre) liegen bei 756 (-50,7% gg. Vorjahr) und die der Personen über 50 Jahre bei 719 (-27,2%).
Von den insgesamt 1.576 vorgemerkten Personen sind 604 Personen von gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen betroffen, darunter befinden sich 158 Personen mit anerkannter Behinderung. Das bedeutet eine Verringerung um 13,2% gegenüber dem Vorjahr.
Die Gesamtzahl der in Schulung befindlichen Vorgemerkten hat sich mit 422 im Vergleich zum Vorjahr wesentlich erhöht (+92 absolut bzw. + 27,9%). Die Corona-Joboffensive spiegelt sich in diesen Zahlen deutlich wider.

Dieser Artikel könnte Sie ebenfalls interessieren:

Auf nur einen Klick Jobs in Österreich im Blick

Neuer Gesundheitsberuf mit top Jobaussichten
Hartmut Kleindienst hat im Jänner 2020 die Leitung in der AMS Regionalstelle Deutschlandsberg übernommen. | Foto: Susanne Veronik
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.