LKH Univ. Klinikum Graz
Patient LKH ist gesund, aber Vorsorge ist nötig – Ärztlicher Direktor Wolfgang Köle im Interview

Ein Idealist als Manager: Auch in seiner Funktion als Ärztlicher Direktor ist für Wolfgang Köle das Wohl der Patienten oberstes Credo. | Foto: Jorj Konstantinov
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  • Ein Idealist als Manager: Auch in seiner Funktion als Ärztlicher Direktor ist für Wolfgang Köle das Wohl der Patienten oberstes Credo.
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Wolfgang Köle ist seit einem Jahr Ärztlicher Direktor des LKH-Univ. Klinikum Graz. Ein Befundgespräch.

"Professionalität trifft Herzlichkeit", so definierte Wolfgang Köle, seit 14. Jänner 2019 Ärztlicher Direktor des LKH-Univ. Klinikum Graz, in seiner Antrittsrede den Schlüssel zum Erfolg. Ein Jahr danach spricht er über den Ist-Zustand des Klinikums, wie er seine Rolle sieht und welches Projekt ihm besonders am Herzen liegt.

WOCHE: Herr Direktor, wie sieht Ihre Diagnose für das Klinikum nach einem Jahr aus?
Wolfgang Köle:
(lacht) Dem Patienten geht es gut und durch unsere Arbeit wollen wir bereits jetzt Vorsorgearbeit leisten, dass es auch in Zukunft so bleibt. Es war für mich ein fulminanter Start in diese Funktion. Zuvor war ich 25 Jahre als Arzt tätig und habe Führungsrollen als leitender Oberarzt und stellvertretender Vorstand der HNO-Klinik übernommen, aber die Funktion des Ärztlichen Direktors ist natürlich anders. Ich spaziere aber noch gerne und oft durch die Ambulanzen, um "Klinik-Luft" zu schnuppern, und schaue in den OP-Zentren vorbei, um noch möglichst nah am Alltag meines Teams dran zu sein.

Wie definieren Sie Ihre Rolle?
Ich sehe mich als Vermittler: Vermittler zwischen der KAGes und der Medizinischen Universität, zwischen der KAGes und den Angestellten und auch als Vermittler innerhalb der Klinik. Mir ist gute Zusammenarbeit und enger Austausch zwischen der KAGes und der Medizinischen Universität enorm wichtig und ich freue mich, dass dies so gut funktioniert.

Gesund in die Zukunft: Wolfgang Köle setzt auf Vorsorge und möchte im Jahr 2025 die Zentrale Notfallaufnahme (ZNA) eröffnen. | Foto: Jorj Konstantinov
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Kürzlich wurde das österreichische Gesundheitssystem in Büchern zweier Ärzte kritisiert. Man behandle zu viel und spare an den falschen Ecken, heißt es. Teilen Sie diese Meinung?
Keinesfalls. Wir müssen uns die Frage stellen: Wie viel ist die Gesundheitsversorgung den Österreichern wert? Wir sollten uns bewusst sein, dass wir eine gut funktionierende Gesundheitsversorgung haben. Wir werden aufgrund der demografischen Entwicklungen und des Zuzuges mehr Patienten haben, aber das Ziel wäre es, dass durch einen gesunden Lebensstil bereits so vorgesorgt wird, damit gewisse Krankheiten erst gar nicht entstehen. Wenn aber eine Behandlung nötig ist, kann ich garantieren, dass das Personal mit sehr viel Engagement alles unternimmt, was der Patient braucht. Daher ist auch die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes auf maximal 48 Stunden pro Woche wichtig, damit wir auch künftig eine bestmögliche Betreuung gewährleisten können.

Werden Ärzte mehr Zeit für Patienten haben?
Wenngleich wir uns täglich darum bemühen, ist das oft schwierig. Künftig können die Instrumente der elektronischen Datenverarbeitung aber dabei helfen, das Personal bei der Administration zu entlasten. Grundsätzlich sehe ich es als Aufgabe der Gesundheitspolitik, notwendige Mittel für Tertiärmedizineinrichtungen wie etwa Gesundheitszentren und praktische Ärzte zur Verfügung zu stellen, damit Spitalsambulanzen nicht überlastet sind.

Aus aktuellem Anlass: Besteht aufgrund des Coronavirus Grund zur Sorge?
Nein, das Risiko ist bei der echten Grippe bei uns zurzeit deutlich höher. 2018/19 starben circa 1.400 Menschen in Österreich daran.

Steile Karriereleiter: Wolfgang Köle ist seit 25 Jahren HNO-Facharzt und war in leitenden Funktionen an der HNO-Klinik tätig. Seit 2019 ist er Ärztlicher Direktor des LKH Univ. Klinikum Graz. | Foto: Jorj Konstantinov
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Am Klinikum Graz stehen einige Leuchtturmprojekte an. Wie zufrieden sind Sie mit dem Fortschritt?
Die Projekte laufen gut und ich freue mich auf ihre Realisierung. So soll die elektronische Fieberkurve den gesamten Behandlungsverlauf des Patienten während seines Klinikaufenthalts elektronisch dokumentieren. Weiters stehen der Neubau der Radiologie und neuer OP-Säle an. Bis 2030 soll auch ein neues Kinderzentrum mit einer eigenen Kinder- und Jugendpsychiatrie entstehen und das Strahlentherapie-Zentrum umgebaut werden.

Haben Sie ein Herzensprojekt?
Ja, eines meiner Herzensanliegen ist die Zentrale Notfallaufnahme (ZNA). Dabei sollen alle Notfallpatienten unter einem Dach behandelt werden, noch wird dies getrennt voneinander getan. Diese Notfallmediziner gibt es in Österreich noch nicht und ich will solche Ärzte schaffen. Sie sollen in der Schweiz oder Frankreich, wo sich das schon etabliert hat, ausgebildet werden, damit wir die ZNA 2025 eröffnen können.

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