SPÖ stellt sich mit 60 Aktionen gegen 60 Stunden
Die steirische SPÖ zeigt mit Nachdruck gegen den geplanten 12-Stunden-Tag Flagge.
Im Genusshotel Riegersburg ist die Clubklausur der steirischen SPÖ über die Bühne gegangen. Neben inhaltlichen Themen rund um den Landtag diskutierten die Sozialdemokraten rund um Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer auch ein zentrales Bundesthema – nämlich den von ÖVP und FPÖ geplanten 12-Stunden-Arbeitstag, für dessen Beschlussfassung der 5. Juli anberaumt ist.
Michael Schickhofer lehnt den Vorschlag der Regierung klar ab. Für ihn ist das Modell ein Angriff auf Familie, Freizeit und auch das Vereinsleben. Protestieren will man in der Steiermark mit "60 Aktionen gegen 60 Stunden". "Wir stehen auf der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der Einsatzorganisationen, des Lebensglücks", unterstreicht Schickhofer.
Problem für Frauen
Für Steiermarks Soziallandesrätin Doris Kampus stellt sich vor allem die Frage der Vereinbarkeit des Modells mit der Situation der Frauen – insbesondere der 180.000 Teilzeitbeschäftigten in der Steiermark. "Alles ganz flexibel, heißt ganz locker, aber auch nicht planbar", stellt sie vor allem Kinderbetreuungsfragen in den Raum. Kampus bezweifelt auch den Aspekt der Freiwilligkeit in puncto 12-Stunden-Tag. Sie argumentiert, dass sich Arbeitnehmer aus Angst, den Job zu verlieren, auf ein höheres Stundenausmaß einlassen werden.
Für Baugewerkschafter NAbg. Josef Muchitsch werden in der Causa immer mehr "versteckte Fouls" sichtbar. So rechnet er vor, dass sich die maximale Jahresüberstundenanzahl von 320 auf 416 Stunden erhöhe.
Er kritisiert zudem, dass es nicht möglich sei, zu sagen, wann man die Freizeit als Ausgleich für die Mehrstunden konsumieren kann. Zu seinen weiteren Argumenten zählt, dass die Überstundenzuschläge bei Gleitzeit wegfallen würden. In puncto Gesundheit verweist der SPÖ-Politiker auf die Meinung von Arbeitsmedizinern, die von größere Risiken ab der achten Arbeitsstunde sprechen.
"Schwarze Schafe" machen Druck
Gemäß Muchitsch wären alle Sparten vom Gesetz betroffen – in der Südoststeiermark als Tourismusdestination bzw. Bezirk mit starker Baukonjunktur – insbesondere die Gastronomie und die Baubranche, wo Saisonarbeit gang und gäbe sei. Muchitschs generelle Sorge lautet, dass wenige "schwarze Schafe" die Möglichkeiten des Gesetzes voll ausschöpfen würden – in der Folge sei die Konkurrenz quasi zum Nacheifern gezwungen, um Aufträge nicht zu verlieren.
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