Diätologin Birgit Wirnsberger
"Das Abnehmziel muss attraktiv und realistisch sein"

Diätologin Birgit Wirnsberger gibt Ernährungstipps, um den Körper so richtig in Schwung zu bringen.  | Foto: privat
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Seit September  2018 gibt es im Bezirk Deutschlandsberg im Rahmen des Programms "Gemeinsam g'sund genießen" eine kostenlose, persönliche Ernährungsberatung. In Deutschlandsberg hält Diätologin Birgit Wirnsberger viele nützliche Tipps zum Thema Ernährungsumstellung, Abnehmen und Fasten bereit. Aktuell sind wieder Beratungsplätze in der Bezirkshauptstadt frei. 

Frau Wirnsberger, wo liegen die Schwerpunkt in Ihren Beratungen vor Ort? Wer kann Ihre Beratung in Anspruch nehmen?
BIRGIT WIRNSBERGER: Grundsätzlich kann jeder Deutschlandsberger und jede Deutschlandsbergerin zu mir kommen, das heißt der Wohnsitz muss in Deutschlandsberg sein. Die Hauptzielgruppe sind übergewichtige Personen und ältere Personen ab 60 Jahren und Menschen, die sich eine kostenpflichtige Ernährungsberatung finanziell eher nicht leisten können. Ich berate aber natürlich auch zu jedem anderen Thema wie z.B. Nahrungsmittelintoleranzen, Diabetes, Fettleber, erhöhte Cholesterinwerte, Divertikel, Rheuma, Reflux, Reizdarm, Untergewicht, Mangelernährung, Entzündliche Darmerkrankungen, Reflux, Obstipation, Zöliakie usw. Ein weiterer Schwerpunkt ist auch die präventive Ernährungsberatung, das heißt, auch Menschen, die einfach über gesunde Ernährung Bescheid wissen wollen, damit es erst gar nicht zu einer ernährungsbedingten Krankheit kommt, können zu mir kommen.

Zum Schwerpunkt Abnehmen: Was muss ich beachten, wenn ich langfristig erfolgreich abnehmen möchte?
BIRGIT WIRNSBERGER: Eine wichtige Frage, da jeder zweite Österreicher übergewichtig oder adipös (BMI über 30) ist. Das Wichtigste ist zu wissen, warum will ich abnehmen. Das Abnehmziel muss mit positiven Gefühlen einhergehen, es muss attraktiv und realistisch sein.  Grundsätzlich ist es wichtig, dass ich es schaffe, meine Kalorienzufuhr einzuschränken, und das auch langfristig. Das heißt, ich muss mir weniger Energie zuführen als ich verbrauche, denn dann nimmt der Körper die Energie aus seinen Reserven. Um die Kalorienzufuhr einzuschränken gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie weniger Fett essen oder eine vorübergehende Einschränkung der Kohlenhydratzufuhr. Aber so verschieden die Menschen sind, so verschieden sind auch die Möglichkeiten beim Abnehmen und hier heißt es die richtige Methode für jeden herauszufinden, die auch langfristig Sinn macht. Auch Bewegung und Sport in sein Leben einzubauen, ist eine der wichtigsten Möglichkeiten, um sein Körpergefühl wieder zu erlangen. 

Als Einstieg ins Abnehmen und in eine Ernährungsumstellung können verschiedene Formen des Fastens helfen. Doch Fasten kann mehr als Abnehmen sein. Welche Faktoren gehen damit noch einher?
Allen Fastenarten gemeinsam ist, dass sich ein gesundes Körpergefühl entwickelt, dass wir uns energiegeladener und wohler fühlen. Aus diesem Zustand des seelischen und körperlichen Gleichgewichts heraus können wir leichter in einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und mehr Bewegung starten. Es gibt verschiedene Formen des Fastens, wie z.B. das Heilfasten: Hier wird meist auf feste Nahrung verzichtet und es werden nur Obst und Gemüsesäfte bzw. Gemüsebrühe getrunken. Diese Form des Fastens darf nur unter ärztlicher Aufsicht gemacht werden, am besten in dafür spezialisierten Einrichtungen. Nach dem Heilfasten muss allerdings immer auf eine langfristige Ernährungsumstellung Wert gelegt werden.
Es gibt auch verschieden Formen des Fastens, wo gegessen werden kann, wie z.B.: das Basenfasten. Durch eine Gesamtumstellung des Organismus kommt es zu einer massiven Stimmungsveränderung. Der leere Magen und der sinkende Blutzucker bewirken einen Adrenalinschub und der Serotoninspiegel steigt. Folge ist daher ein steigendes Selbstwertgefühl, mehr Ausgeglichenheit und wachsender Tatendrang, der sich in vermehrter Bewegungslust äußert. Stresshormone werden abgebaut und dadurch befinden wir uns in einem Zustand von seelischer und körperlicher Ausgeglichenheit. Auch weniger intensiver Nahrungsverzicht, wie das Fasten in der Fastenzeit, wo wir auf bestimmte Lebensmittel, die uns im Übermaß nicht gut tun verzichten, kann diesen Zustand des seelischen und körperlichen Gleichgewichts hervorrufen.

Welche Grundsätze in Hinblick auf eine "gesunde", Immunsystem stärkende Ernährung können Sie zusammengefasst hervorheben?

Ausreichend trinken - bis zu zwei Liter am Tag, damit die Schleimhäute nicht austrocknen und sich Viren und Bakterien schlechter festsetzen können. Zwei Hände voll Obst am Tag, um den Vitaminbedarf zu decken. Drei Hände voll Gemüse bringen die ausreichende Menge an Carotinoiden (sekundäre Pflanzenstoffe), die die Immunabwehr verbessern. Vor allem rotes, gelbes und oranges Gemüse ist hier zu nennen. 

Welche Nährstoffe bringen unseren Körper so richtig in Schwung?
Absolute Nährstoffbomben in jeder Hinsicht sind die Hülsenfrüchte. Eine Hand voll Bohnen, Linsen oder Erbsen am Tag empfehle ich, ob als Suppe, Aufstrich, im Salat oder als Hauptspeise. Zudem vier Hände voll kohlenhydratreicher Lebensmittel und drei Milchprodukte am Tag. Hier vor allem gesäuerte Milchprodukte sowie Joghurt, Buttermilch, Kefir usw., denn diese gesäuerten Milchprodukte bilden Bacteriocine im Darm. Das ist ein Abwehrtrupp gegen krankmachende Keime im Darm. Und im Darm sitzen 80 % unserer Immunzellen, d.h. ein gesunder Darm bedeutet eine gute Voraussetzung für ein funktionierendes Immunsystem. Ein Mal am Tag Fleisch oder Fisch oder Ei liefern die Aminosäuren Arginin und Glutamin sowie Zink, die wesentlich bei der Bildung und Wachstum von Immunabwehrzellen beteiligt sind. Darüber hinaus optimieren Omega 3-Fettsäuren das Immunsystem, daher sollte man eine bis zwei Fischportionen in der Woche einplanen und zu heimischen pflanzlichen Ölen wie Rapsöl, Walnussöl oder Leinöl greifen. 

Welche Folgen für meinen Körper/Stoffwechsel nehme ich mit einer einseitigen, "ungesunden" Ernährung in Kauf?
Wochenlanges Obst und Gemüsesaftfasten ist z.B. ungesund. Hier fehlt vor allem Eiweiß und Fett; Muskelabbau und ein schwaches Immunsystem sind die Folgen. Langfristig würden wir das auch nicht überleben. Zu viel Fett und Eiweiß in der Ernährung ist das Gegenteil von darmgesunder Ernährung. Verstopfung, erhöhte Blutfettwerte, erhöhte Harnsäure, Belastung der Niere und höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ist die Folge
Wenn vegane Ernährung z.B. ohne pflanzliches Eiweiß durchgeführt wird, kann das zu massivem Eiweißmangel führen und dies führt ebenso zu Muskelabbau, Immunschwäche, Eisenmangel usw.
Die übliche ungesunde Ernährung, die häufig anzutreffen ist, ist der Mangel an Obst und Gemüse in unserer Ernährung. Das ist auch schlecht für die Darmgesundheit, es gibt zu wenig Futter für die guten Darmbakterien, Müdigkeit, Energielosigkeit, Heißhunger sowie Übergewicht und Adipositas können die Folgen sein.

Zum Programm "Gemeinsam g'sund genießen"

In Deutschlandsberg findet die Beratung in der Bezirkshauptmannschaft statt. Sie ist kostenlos und richtet sich an alle Einwohner des Bezirks, besonders an ältere Personen und Personen mit Übergewicht. Beratungstermine können bei Diätologin Birgit Wirnsberger unter der Tel. 0699/17 98 85 31 vereinbart werden. Das Projekt wird mithilfe des Gesundheitsfonds Steiermark und Gesundheitsförderungsfonds Steiermark finanziert.

Worauf verzichten Sie in der Fastenzeit?

Mehr zur kostenlosen Ernährungsberatung im Bezirk Deutschlandsberg finden Sie hier: 

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